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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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er.
    »Was?«
    Giffey fährt zusammen, als hätte man ihn gestochen. Er sieht Jonathan voller Mitgefühl und Verwirrung an, als würde er ihn zum ersten Mal bemerken. »Verschwinden Sie von hier«, sagt er. »Kümmern Sie sich um Ihre Familie. Ich habe hier noch zu tun.«
    »Ich kann Marcus nicht allein tragen.«
    Giffey blickt sich zum alten Mann um, der immer noch auf sie zukriecht. »Er bleibt hier«, sagt Giffey.
    Jonathan verspürt den starken Drang, keine Einwände zu erheben und sich einfach aus dem Staub zu machen. Aber er kann Marcus nicht ohne weiteres im Stich lassen. »Wir müssen ihn mit nach draußen nehmen«, sagt Jonathan.
    »Ich gehe noch nicht«, sagt Giffey und schüttelt den Kopf. »Der alte Mann wollte Sie nur benutzen. Sie sind ihm nichts schuldig.«
    Jonathan schluckt und bleibt hartnäckig. »Er wird dieses Gebäude gemeinsam mit mir verlassen.«
    Giffey hebt die Taschenlampe wie eine Waffe und wirft sie dann gegen die Wand. Sie prallt ab und rollt zurück, bis vor seine Füße.
    »Helfen Sie mir, den Weg nach draußen zu finden«, sagt Marcus und legt alle Autorität in seine Stimme, die er noch aufzubringen imstande ist.
    »Nein«, sagt Giffey. Seine Zunge bewegt sich aus eigenem Willen und bildet kurze, abgehackte Silben, aber es gelingt ihm, die entsprechenden Lautäußerungen zu unterdrücken. Nach ein paar Sekunden sagt er: »Lassen Sie ihn hier. Er ist ein mieser Schweinehund und hat weder Ihr Mitleid noch Ihre Loyalität verdient.«
    Jonathan denkt nach. Wenn die Organisation etwas freigesetzt hat, das alle Therapierten befällt, dann ist Marcus für Chloes Schwierigkeiten verantwortlich. Das Leid von Millionen anderen liegt vermutlich in den Händen dieses intriganten alten Mannes, der verzweifelt nach dem ewigen Leben strebt.
    Eine Welt voller Marcusse. Jeder ein König oder eine Königin, das Land von Arbeitern bevölkert, die ihnen dienen.
    Jonathan lacht. Es hört sich eiskalt an. »Wer sind Sie?
    Was haben Sie verdient?«, will er von Giffey wissen. »Sie sind das Rätsel. Sie sind nicht wegen fetter Beute hier.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, stimmt Giffey zu.
    »Jenner hat sie respektiert. Und so haben Sie es ihm vergolten. Hale hat an Sie geglaubt. Und Sie haben beide verraten. Ich glaube, keiner von uns kann sich irgendein Urteil anmaßen.«
    Giffey starrt nur geradeaus in den unvollendeten leeren Raum der Bibliothek von Omphalos.
    Dann hebt er seine Taschenlampe vom Boden auf und befreit damit den Hammer von den Trümmern des Frettchens. Ein Summen dringt aus dem Hammer. Giffey bestückt ihn mit einer neuen Aktivierungsdiskette.
    »Wach auf, Charlie«, befiehlt er.
    »Selbstdiagnose«, sagt der Hammer. »Einige Funktionen sind erheblich beeinträchtigt. Das autonome Orientierungssystem arbeitet mit minimaler Leistung.«
    »Kannst du gehen?«, fragt Giffey.
    »Ja«, antwortet die Maschine.
    »Dann folge mir.« Giffey unterdrückt ein Zucken seiner Hand; beinahe hätte er die Taschenlampe fallen gelassen. Er nimmt die Flechettepistole aus der unversehrten Hand von Ken Jenner an sich. Der MN-Behälter ist leer. Er durchquert die Bibliothek, wobei er den Pfützen aus ergrauendem, absterbendem MN ausweicht, und nähert sich dem Notlift.
    Jonathan spürt, dass Marcus sich an seine Beine klammert. »Hilf mir aufzustehen«, sagt Marcus. »Dieser Mistkerl will uns hier allein zurücklassen.«
    »Ich glaube nicht, dass er schon verschwinden will«, sagt Jonathan.
    »Die Schäden am Gebäude sind bis jetzt noch geringfügig. Wenn wir nach draußen kommen und den anderen sagen …«, beginnt Marcus.
    »Er wird Sprengladungen anbringen«, unterbricht Jonathan ihn. »Er wird Omphalos in die Luft jagen und es ist ihm völlig gleichgültig, ob er selbst überlebt.«
    »So ein Idiot«, schimpft Marcus. Jonathan hilft ihm, sich auf einem Bein aufzurichten. Das andere kann er nicht mehr benutzen. »Ich kann gehen, wenn du mir hilfst. Ich hätte nicht damit gerechnet, aber die Schmerzen haben nachgelassen. Ich brauche demnächst medizinische Hilfe, aber wir können…« Sein Gesicht wird wieder bleich und er verdreht die Augen. Er sackt zusammen. Seine verschwitzten Hände gleiten durch Jonathans Finger und Marcus landet wieder auf dem Boden. Diesmal spürt er die Schmerzen und schreit auf.
    »Jonathan!«, winselt er, während er sich auf den Rücken dreht. »Bring mich hier raus!«

 
30 /
     
    Das klebrige Gewebe, das Jills Prozesse umhüllt, ihre Fähigkeit beeinträchtigt, mehr als ein

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