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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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nicht deuten.
    »Nano?«, wendet sich Martin leise an Mary. Sie sind hier die Außenseiter und er scheint es für das Beste zu halten, sich mit ihr zusammenzutun.
    Mary nickt. »Militärisch. Jede Menge.«
    Torres beugt sich über einen leeren Kanister, der halb aufgelöst in einer geschwärzten Ecke steckt, und schnuppert daran. »Fertigungspaste, mit Nähr- und Explosivstoffen gesättigt«, sagt er. »Ich werde D.C. darüber informieren. Kein gewöhnlicher braver Bürger kommt an so ein Zeug, ohne dass die Regierung davon weiß.«
    »Es ist nicht zum ersten Mal geschehen«, entgegnet Daniels trocken.
    »Ja«, bestätigt Torres angewidert, »aber damals liefen die Leute nur einen Tag lang damit herum, bevor sie geschnappt wurden.«
    Mary blickt sich zu Hench um. Er verhält sich tadellos: keine Reaktion, nur mit seinen unmittelbaren Aufgaben beschäftigt.
    »Hm«, macht Daniels. »Hier ist es zu deprimierend. Lassen Sie uns weiter hinein gehen.«
    »Mutig erhobenen Hauptes in die Höhle des Löwen«, sagt Torres beiläufig.
    Daniels murrt und wendet sich Mary und Martin zu. »Das braucht er, um sich anzuspornen«, erklärt sie. »Und es bedeutet, dass er noch am Leben ist.«
    »Ich werde auch nach meinem Tod nicht damit aufhören«, entgegnet Torres.
    Mary ist erleichtert, dass die Agenten schließlich doch menschliche Züge offenbaren.
    Die verbogenen Stufen führen einladend zum aufgesprengten Schott hinauf, doch Hench beugt sich über einige Klumpen in der abgehärteten glänzenden Schicht, die überall den Boden bedeckt. »Ein Warbeiter, vom Typ Frettchen, würde ich schätzen«, sagt er.
    »Verdächtig«, bemerkt Torres.
    »Eher verdaut.«
    Sie steigen die Treppe hinauf und betreten dahinter den dunklen Korridor. Mary rümpft die Nase. Vor ihnen befindet sich etwas Unangenehmes. Sie tritt ständig auf kleine Insekten – Wespen, Bienen und Ameisen, von denen sich einige noch bewegen. Sie haben nur ein paar Kanister Wespentod mitgenommen, falls sie Schwierigkeiten mit weiteren Insekten bekommen. Martin trägt einen der Behälter – ein sicheres Zeichen, dass Torres und Daniels nicht davon ausgehen, dass weiterhin eine Gefahr besteht, oder dass sie ohnehin nicht glauben, etwas dagegen unternehmen zu können.
    Mary versteht ihre Reaktion. In schwierigen Situationen neigt jeder dazu, das zu ignorieren, was keinen Sinn ergibt, was sich mit keiner vernünftigen Hypothese vereinbaren lässt.
    Torres konsultiert einen Plan auf seinem Pad. »Ein Stück weiter befindet sich angeblich eine Art Warteraum.«
    Plötzlich geht die Beleuchtung im Korridor wieder an. Für einen Moment werden sie vom hellen Licht geblendet. Mary blinzelt und beschattet die Augen. Durch die Helligkeit scheint der Gestank noch intensiver zu werden. Martin stützt sich mit einer Hand an der Wand ab, während er vorsichtig zwischen die Häufchen aus toten Insekten zu treten versucht.
    Sie können die Insekten jetzt nicht mehr ignorieren. »Wo, zum Teufel, kommen die vielen Viecher her?«, fragt Daniels rhetorisch.
    Torres erreicht als erster den Warteraum. »Mein Gott«, sagt er ohne allzu große Regung – wie man es als Profi tut, wenn einen nichts mehr umhauen kann, man aber trotzdem noch eine Seele besitzt.
    Mary tritt in den Raum, dicht gefolgt von Martin.
    »Alle sind tot«, sagt Daniels kurz darauf. Sie benutzt ihr Pad, um einige Vid-Aufnahmen zu machen. Zwei der Toten wurden erschossen, der dritte ist mit Insektenstichen übersät. Nach vier Minuten winkt Torres sie hinaus.
    Mary sieht sich ihre Handrücken an. Jetzt haben sich auch auf ihrer rechten Hand und an beiden Handgelenken kleine Hautausschläge gebildet. Sie berührt ihr Gesicht. Pickel auf den Wangen und der Stirn.
    »Verdammter Mist«, sagt sie nur, dann leiser: »Scheiße. Scheiße.«
    Daniels wirft ihr einen kurzen Blick zu. Sie hat nichts verstanden. Normalerweise flucht Mary nicht; auch in schwierigen Situationen neigt sie nicht dazu, unfeine Äußerungen von sich zu geben.
    Martin Burke jedoch beobachtet sie aufmerksam.
    Sie knirscht mit den Zähnen und folgt Torres.

 
29 /
     
    Giffey liegt dort, wo er gegen die Wand geprallt ist, und hält sich die Nase zu. Es stinkt furchtbar nach frischem Tod, Blut, frisch gebackenem Brot und verbranntem Metall.
    Die rote Beleuchtung der Bibliothek dringt ein kleines Stück in die Galerie, aber hinter der Krümmung der Wand kann er nichts mehr erkennen. Der Lärm der kämpfenden Warbeiter ist verstummt, genauso wie das Brutzeln, mit

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