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SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

Titel: SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa McMann
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betrachtet Janie. »Ich verstehe. Er ist also dein … Bruder?«
    Janie atmet erleichtert auf und lächelt dankbar. »Ja, genau.«
    Carl nickt schweigend, fast wie um Miguel zu beweisen, dass er sich benehmen wird, auch wenn er mit keinem Patienten auch nur annähernd verwandt ist.
    »Können Sie mir sagen, wie es ihm geht?«
    »Er ist nicht bei Bewusstsein. Doktor Ming kann dir Näheres sagen.« Miguel sieht sie mitfühlend an. Ein Blick, der sagt: Es sieht verdammt schlecht aus.
    »Danke«, murmelt Janie. Dicht gefolgt von Carl geht sie den Gang entlang. Und als sie die Tür aufstößt …
    Statisches Rauschen. Ein Rauschen, als wäre ein Radio ohne Empfang auf volle Lautstärke gedreht. Janie fällt auf die Knie und hält sich die Ohren zu, obwohl sie weiß, dass das nichts nutzen wird. Grelle Farben wirbeln um sie herum, riesige rote und violette Flecken, eine Welle von Gelb, so entsetzlich, dass sie das Gefühl hat, ihre Augäpfel würden brennen. Sie versucht zu sprechen, kann es aber nicht.
    Es ist niemand da. Nur dieses schreckliche Rauschen und das grelle Licht. Es ist furchtbar schmerzhaft, völlig ohne Gefühl und Emotion, so etwas hat Janie noch nie erlebt.
    Mit größter Anstrengung kann sich Janie konzentrieren und reißt sich zusammen. Und gerade, als sie sich zurückziehen kann, flackert die Szene und das Bild wird klar. Für einen Sekundenbruchteil sieht sie eine Frau in einem riesigen dunklen Raum stehen und in der Ecke einen Mann auf einem Stuhl sitzen, dann verblasst das Bild, als Janie die Tür zu diesem Albtraum schließt.
    Janie ringt nach Atem, und als sie wieder sehen und ihre Gliedmaßen spüren kann, findet sie sich auf Händen und Knien auf der Schwelle des Zimmers wieder. Carl ist neben ihr, murmelt etwas, aber sie achtet nicht darauf. Sie starrt auf die Bodenfliesen und fragt sich kurz, ob dieser Traum, dieses Chaos, ob so die Hölle aussieht.
    »Es geht mir gut«, sagt sie zu Carl, steht langsam auf und wischt sich unsichtbare Staubpartikel von den nackten Knien.
    Dann dreht sie sich um.
    Sie macht die Quelle dieses Albtraums aus und sieht ihn zum ersten Mal.
    Den Mann, der ihr Vater ist. Den Mann, dessen DNA sie in sich trägt.
    Janie holt tief Luft. Langsam hebt sie die Hand an den Mund und geht einen Schritt zurück. Ihre Augen weiten sich vor Entsetzen.
    »Oh mein Gott!«, flüstert sie. »Was zum Teufel ist das?«

Immer noch Freitag, 4. August 2006, 11:40 Uhr
    Carl legt Janie den Arm um die Schultern, sie weiß nicht, ob er sie stützen oder nur daran hindern will, aus dem Zimmer zu rennen. Es ist ihr egal. Sie ist viel zu entsetzt, um sich zu rühren.
    »Er sieht aus wie eine Mischung aus Captain Caveman und einem heruntergekommenen Obdachlosen«, flüstert sie.
    Carl nickt langsam.
    »Wow. Wie eine irre Version von Alice Cooper.« Er sieht Janie an und fragt leise: »Wie war dieser Traum?«
    Janie kann den Blick nicht von dem dünnen, stark behaarten Mann im Bett abwenden. Er ist umgeben von Maschinen, aber keine von ihnen ist angeschlossen oder eingeschaltet. Er trägt keinen Gips und keine Bandagen. Keinen Verband und keine Pflaster.
    Nur den Ausdruck unerträglicher Schmerzen im Gesicht.
    Sie sieht Carl an und beantwortet seine Frage.
    »Es war ein sehr seltsamer Traum. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es überhaupt ein Traum war. Es war eher wie ein Nicht-Traum. Wie … als ob man fernsieht und plötzlich das Antennenkabel gezogen wird. Dann hört man dieses laute statische Rauschen auf voller Lautstärke.«
    »Seltsam. Hast du auch schwarzweiße Punkte gesehen?«
    »Nein, Farben. Wie riesige Strahlen greller Farbe, violett, rot, gelb. Dreidimensionale bunte Wände, die sich drehten und auf mich zukamen, die mich einkreisten und mich wie in einer Schachtel einschlossen, und es war so hell, dass ich es kaum aushalten konnte. Es war schrecklich.«
    »Ich bin froh, dass du dich daraus befreien konntest.«
    Janie nickt.
    »Plötzlich sind die Mauern für einen Augenblick verschwunden und da war ganz am Ende eine Frau, aber es war zu spät, um noch etwas erkennen zu können. Ich hatte mich schon zurückgezogen. Aber es fühlte sich so an, als würde ich da vielleicht ein Stück eines wirklichen Traumes sehen.«
    »Kannst du wieder zurück?«
    »Das weiß ich nicht. Das habe ich noch nie versucht«, antwortet Janie. »Vielleicht klappt es, wenn ich aus dem Zimmer gehe, die Tür schließe und noch einmal hereinkomme. Aber ich glaube eigentlich nicht, dass ich das wirklich

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