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SMS für dich

Titel: SMS für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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hinüber.
    «Ich weiß gar nicht, was du hast! Nun wissen wir immerhin, dass Lilime nicht Cornelia heißt, mutmaßlich auch in keinem Call-Center
     arbeitet, und darüber hinaus, dass sie weder naiv noch dämlich ist.» Hilke grinst stolz.
    «Ja Wahnsinn!», kontert Sven. «Ich muss jetzt in die Konferenz. Dort werde ich über deine innovativen Recherchetechniken referieren.»
    Hilke greift nach ihrem Mousepad und schleudert es in Svens Richtung. Sie verfehlt ihn jedoch deutlich, was er grinsend quittiert.
    Kopfschüttelnd geht Sven hinaus. Er braucht dringend frische Luft und beschließt, nachher noch an der Elbe spazieren zu gehen.
    ***
    Am Horizont ist ein riesiges Schiff auszumachen. Und Sven wundert sich, weil er in der Presse nichts von einem so großen Pott
     gelesen hat, der heute im Hamburger Hafen festmachen würde.
    Neuerdings liest er die obligatorischen Tageszeitungen nicht mehr besonders aufmerksam. Statt gewissenhaft andere Leitmedien
     durchzusehen und sämtliche internationale |129| Wirtschaftsblätter auf Themenhinweise zu überprüfen, erwischt er sich immer öfter dabei, wie er im Kulturteil oder in Anzeigen
     nach Ausstellungen von Mondbildern oder italienischen Restaurants Ausschau hält. Selbst hier nahe der Elbstraße ertappt er
     sich, wie er mit seinen Blicken jedes Schild nach Hinweisen auf die italienische Küche scannt.
    An anderen Tagen macht er deswegen sogar Umwege oder drosselt sein Tempo beim Laufen, sodass er kurz aus dem Rhythmus kommt
     und sich hinterher ärgert, weil er nicht mehr objektiv messen kann, ob er sich auf seiner zehn Kilometer langen Strecke zeitlich
     verbessert hat. Ihm ist klargeworden, dass er sein Training vernachlässigt hat. Vor allem beim Schwimmen hängt er ganz schön
     hinterher. Bis zu seinem ersten Triathlon im nächsten Frühjahr wird er noch zahlreiche Schwimmhallen aufsuchen müssen.
    Aber die Sache mit der unbekannten Lilime ist inzwischen so etwas wie ein richtiges Hobby von ihm geworden. Ein Detektivspiel
     oder ein Logiktraining, bei dem durch geschicktes Kombinieren am Ende nur eine einzige Variante die richtige Lösung ist.
    Der Output diese Woche war allerdings mager. Außer dass ein gewisser Niklas auf Lilimes Bilder abfährt und sie überlegt, sich
     aus irgendeiner Not heraus selbständig zu machen, hat Sven durch die beiden SMS dieser Tage nichts weiter erfahren.
    Während sich das Schiff weiter nähert, sinniert Sven darüber nach, was Lilime wohl arbeiten könnte. Wenn sie sich mit Malerei
     in irgendeiner Form selbständig macht, könnte sie eventuell Kunst studiert haben oder als Lehrerin arbeiten. Doch welche Lehrerin
     würde freiwillig ihren sicheren Beamtenstatus aufgeben? Vielleicht eine, die total |130| unbeliebt ist und von Kollegen wie Schülern gemobbt wird, weil sie komische Wollröcke trägt und extrem nach Schweiß stinkt.
    Sven verzieht seinen Mund. Nein, das passt nicht zu ihr. Er kann es sich nicht genau erklären, aber Lilime gibt ihm das Gefühl,
     das genaue Gegenteil einer langweiligen und unattraktiven Person zu sein. Ihre Nachrichten transportieren so viel Feingefühl
     und Lebendigkeit. Sie muss eine reife Persönlichkeit haben. Bestimmt ist sie richtig hübsch und in einem Alter, in dem man
     zwar eine gewisse Karriere hinter sich hat, aber andererseits noch genug Elan besitzt, sich endlich selbst zu verwirklichen
     und sein eigenes Ding zu machen.
    Wenn marktrelevante Gründe sie zwingen, so zu handeln, wird sie sicher in einem Angestelltenverhältnis arbeiten. Irgendwas
     Hippes, vielleicht im Layout eines Verlages oder im Design bei einer Modefirma.
    Plötzlich muss Sven an eine gute Freundin von Fiona denken. Sie hatte ihn vor einiger Zeit gebeten, ihr ein paar Steuertipps
     zu geben, weil sie ein eigenes Atelier eröffnen wollte. Die Firma, für die sie gearbeitet hat, ist in Konkurs gegangen. Sie
     wurde arbeitslos und versuchte sich mit Existenzgründungszuschüssen vom Arbeitsamt selbständig zu machen.
    Sven konnte damals nicht viel mehr tun, als ihr ein paar Kontakte zu nennen, an die sie sich wenden konnte. Aber durch ihre
     Geschichte stieß er darauf, wie viele junge und hochqualifizierte Leute aus der Not eine Tugend machen und den Sprung in die
     Freiberuflichkeit oder Selbständigkeit wagen. Damals hat Sven bei der Recherche viele Daten zu dem Thema zusammengetragen,
     die in der Konferenz |131| schnell überzeugt haben. Breiding schlug vor, daraus eine große Sache zu machen. Doch dann sind andere

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