SMS für dich
Themen in den Vordergrund
gerückt. Aber angesichts der internationalen Finanzkrise, denkt Sven, könnte er das Thema jetzt mal wieder hervorkramen.
Vielleicht könnte er sich damit auch an Lilime wenden, sie interviewen oder in einem Porträt vorstellen, das stellvertretend
für eine große Anzahl Erwerbstätiger steht.
Sven geht jetzt etwas schneller. Das Schiff ist nur noch etwa einen halben Kilometer entfernt.
Das ist es, denkt Sven. So wird er Lilime kennenlernen! Jetzt hat er einen echten und überaus unverfänglichen Grund, Kontakt
zu ihr aufzunehmen!
Plötzlich dröhnt das laute und dunkle Horn des Schiffes, und Sven wird aus seinen Gedanken gerissen. Als würde er einem Weckruf
folgen, läuft er mit noch größeren Schritten die Elbe entlang zurück ins Büro.
[ Navigation ]
Clara
Was für ein beschissener Montag! Dabei fing er eigentlich so gut an, denkt Clara.
Wütend schaut sie aus dem Fenster ihres Büros, ohne irgendetwas Bestimmtes zu fixieren. Niklas kann so ein Riesenarschloch
sein!, wütet Clara innerlich, und sie ist froh, dass Antje gerade nicht an ihrem Platz ist. Denn sie darf sich jetzt nichts
anmerken lassen. Die anderen werden die Hiobsbotschaft noch früh genug erfahren. Nie hätte sie gedacht, dass es so schlecht
um die Firma steht.
Was soll ich denn jetzt machen?, fragt sich Clara leise. |132| Tausend Gedanken gleichzeitig gehen ihr durch den Kopf. Vielleicht hätte sie den bescheuerten Anruf von der dreisten Glücksspiel-Tante
eben als Zeichen werten und zugreifen sollen! Schließlich wird sie viel Geld bald gut gebrauchen können.
«Sieh es doch mal positiv, Clara, du hast so viel Potenzial. Nutze es!» Der Satz ihres Chefs klingt noch sehr deutlich nach
in ihren Ohren. Und im Grunde ist Clara nicht einmal sauer wegen dem, was Niklas ihr versucht hat beizubringen, sondern wie
er es tat.
Er hat auf eine süßliche Art versucht, ihr die Kündigung auszusprechen, und das Ganze verkauft, als wäre das eine sensationell
gute Nachricht!
Wenn sie ihm nur nie die Fotos ihrer Malereien gezeigt hätte, denkt Clara und sinkt zurück auf ihren Schreibtischstuhl. Seit
Stunden starrt sie nun schon auf ihren Monitor. Der Bildschirmschoner zeigt wechselnd Bilder von kosmischen Ereignissen, Sternen,
dem Mars und dem Mond.
Sie muss einfach mit jemandem reden.
Katja!
Clara drückt auf die Kurzwahltaste und hofft, dass Antje nicht allzu schnell in ihr gemeinsames Büro zurückkehrt.
«Hi, Süße! Was gibt’s?»
«Hab ich dich geweckt? Du sprichst so leise?!»
«Nein, ich sitze in einem Vortrag», flüstert Katja.
«O Shit. Dann ruf doch bitte später zurück»
«Geht schon. Ist eh komplett langweilig. Ich kann nur nicht raus hier, das fällt auf. Aber zuhören geht, hab den Stöpsel drin.
Also, schieß los!»
«Okay, ich versuch’s kurz zu machen: Ich werde bald arbeitslos sein!»
|133| «Was?», ruft Katja so laut, dass sie sicher enttarnt ist. «Entschuldigung», hört Clara ihre Freundin sagen. «Ja, ich weiß,
dass dies ein Vortrag ist. Aber es ist ein Notfall!»
«O Gott», sagt Clara.
«Ja, o Gott!», wiederholt Katja nun wieder leise. «Was heißt das?»
«Niklas hat mir nahegelegt, zu gehen. Unsere direkte Konkurrenz hat uns weggepitcht, bei einem unserer wichtigsten Etatkunden.»
«Shit», haucht Katja. «Und jetzt?»
«Keine Ahnung. Dann geh ich wohl putzen …»
«Ach Süße. Erzähl nicht so ’n Mist. Jeder weiß, wie gut du bist. Der will dich ja nur loswerden, weil du seine teuerste Angestellte
bist, was nebenbei gesagt ohnehin ein Skandal ist bei deinem Witzgehalt und all den unbezahlten Überstunden.» Katja klingt
wieder verdächtig laut.
«Ja. Aber ich glaube ihm, dass er nicht anders kann. Er hat es auch erst mal nur in den Raum gestellt. Ich bin ja am längsten
von allen da. Schon deswegen würde er mich nicht einfach so betriebsbedingt wegschicken, sondern nur, wenn ich das als Chance
begreife.»
«Hat
er
das so geschickt formuliert?»
«Na ja, ich hab Niklas neulich mal meine Bilder gezeigt. Und er sagt, ich soll mehr aus meinem Talent machen, als den ganzen
Tag vor dem Rechner zu versauern.»
«Mhm, ich bin ja schon länger der Meinung, du solltest endlich sehen, dass du da wegkommst aus dem Schnarchladen. Bist du
heute Abend zu Hause? Dann komme ich bei dir vorbei, und wir brainstormen mal, okay? Ich mache mich hier gerade sehr unbeliebt …»
|134| «Ja, danke. Bis später!», sagt Clara etwas
Weitere Kostenlose Bücher