SMS für dich
erneut in den Himmel und hält Ausschau, ob Alkor, der Reiter auf
dem Großen Wagen, zu erkennen ist. Als er ihn tatsächlich entdeckt, fühlt es sich beinahe so an, als sei dies ein Zeichen.
So eins, wie es auch Lilime bekommen hat. Die Suche wird sich lohnen.
Als ein kleines Tool auf dem Bildschirm anzeigt, dass er online ist, öffnet Sven die Seite von Google und forscht in den Weiten
der virtuellen Welt nach Diavola.
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Clara
«Omi, dein Kartoffelpüree ist einfach das Beste auf der Welt», nuschelt Clara mit vollem Mund, weil sie es so sehr genießt,
hier mit ihren Großeltern zu sitzen und sich einfach wie ein kleines, verwöhntes Kind zu fühlen.
«Na, lass das besser nicht deine Mutter hören!», mahnt Lisbeth.
Clara stöhnt. Sie mag ihre Mutter. Dennoch haben sie nie einen richtigen Draht zueinander gefunden, sodass Clara nicht genau
weiß, was sie darauf erwidern soll.
Aber Lisbeth spricht einfach weiter: «Lass es dir ruhig ordentlich schmecken. Ich finde es großartig, dass du endlich wieder
zugelegt hast, Kind!»
«Hab ich?», fragt Clara erstaunt und legt die volle Gabel zurück auf den Teller. Sie schaut an sich hinunter.
«Dein Gesicht ist nicht mehr so schrecklich eingefallen. Du siehst wieder richtig hübsch aus!» Lisbeth blickt Clara |120| forschend an und grinst plötzlich breit. «Bist du etwa verliebt?»
«Oma!», sagt Clara empört. Sie fühlt sich vollkommen überrumpelt. Gerade hat sie noch von ihrer Malerei geschwärmt, weil sie
ihr endlich wieder so großen Spaß macht, doch Lisbeth hat nichts anderes zu tun, als ihre gute Laune auf eine völlig indiskutable
und dazu noch absolut unrealistische Verliebtheit zurückzuführen. Was ist mit Ben? Haben ihn alle schon vergessen?, fragt
sich Clara in Gedanken.
Lisbeth bemerkt wohl, dass sie sich zu weit vorgewagt hat. «Weißt du, manchmal ist es besser, mit einer neuen Liebe über eine
alte hinwegzukommen.»
«Aber vielleicht will ich ja gar nicht drüber hinwegkommen!», entgegnet Clara empört.
«Du solltest aber die Hoffnung nicht aufgeben.»
«Worauf soll ich denn hoffen? Es kann ja eh nie wieder alles gut werden.»
«Das behauptet ja auch niemand, mein Liebes. Aber du kannst versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.»
Es herrscht Stille. Clara verschränkt abwehrend die Arme vor ihrem Oberkörper.
«Mein Liebes, du bist eine junge, wunderschöne und dazu talentierte Frau und –»
«Und intelligent!», unterbricht Willy und lächelt stolz, als er seinen Teller an die Soßenschüssel schiebt, damit Lisbeth
ihm nachfüllen kann.
«Aber glaubst du, Ben würde wollen, dass du allein bleibst?», fragt Lisbeth sanft, obwohl es doch verdammt hart klingt.
|121| «Nun lass das Kind doch endlich in Ruhe essen», wirft ihr Opa ein.
«Schon gut», antwortet Clara. «Ich weiß ja, dass ihr es nur gut meint. So, aber jetzt sagt mir lieber, was es so Dringendes
gibt.»
Clara war noch nicht einmal richtig im Flur der Wohnung angekommen, da redete Lisbeth schon aufgeregt davon, sie habe große
Neuigkeiten.
Es stellt sich heraus, dass sie von ihrer Tante einen «großen Batzen» Geld erbt, obwohl sie seit Jahren nur sehr sporadischen
Kontakt hatten.
«Sie ist 97 geworden. Ein stolzes Alter», erklärt Willy, «und Lisbeth ist die einzige noch lebende Verwandte.»
«Na ja, noch wissen wir ja nicht einmal, wie viel Geld es ist und was die Bestattung kosten wird», ergänzt Lisbeth. «Ich hab
deinen Onkel gebeten, sich darum zu kümmern.»
Als Willy wie üblich nach dem Essen ins Wohnzimmer geht, um auf seinem Sessel ein kleines Nickerchen zu machen, rutscht Clara
unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und beugt sich schließlich etwas vor.
«Lisbeth?», fragte sie vorsichtig. Der Blick ihrer Oma verrät, dass sie ahnt, dass es um etwas Bedeutungsvolles geht, wenn
ihre Enkelin sie beim Vornamen nennt. «Glaubst du eigentlich an Zeichen?»
Lisbeth lehnt sich zurück und räuspert sich. «Was für Zeichen meinst du?»
«Na ja, Zeichen eben – von da oben.» Clara deutet mit dem Kopf in Richtung Himmel.
«Du meinst so etwas wie: Wenn morgen die Sonne scheint, werden wir bald etwas Geld erben?»
|122| «Ja, so ähnlich. Also, ich glaube …» Clara zögert. «Ich glaube, Ben schickt mir Zeichen.» Sie schaut Lisbeth erwartungsvoll an, schiebt nun ihre Hände unters
Kinn, stützt sich mit den Ellenbogen auf dem Esstisch ab und ergänzt: «Albern, oder?»
«Das ist ganz und
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