SMS - Sarah mag Sam
klingelt schon zum zweiten Mal. Ich habe nur noch eine winzige Chance, heute noch mal mit ihm Roller zu fahren. »Fährst du nach der Zeugnisverleihung vielleicht zufällig wieder …«
Weiter komme ich nicht, denn Jenny ist schneller. »Aber Sarah, wir gehen doch nachher alle zusammen Eis essen! Das kannst du doch nicht vergessen haben!«
Das hat sie gerade eben erfunden, da bin ich ganz sicher. Wir haben gar nichts für heute ausgemacht. Was soll ich jetzt tun?
»Da will ich euch nicht stören«, nickt Sam und lächelt mich freundlich an. »Vielleicht ein andermal.«
»Gern!«, ruft Jenny, hakt mich unter und zieht mich von Sam weg.
Ich hasse sie. Sie stört. Sie nervt. Sie drängt sich auf.
Kaum ist Sam im Schulgebäude verschwunden, lässt Jenny mich los.
»Du schmeißt dich ganz schön an ihn ran«, sagt sie zu mir.
»Nicht mehr als du.«
»Ich will nur verhindern, dass du dich lächerlich machst, Sarah.«
»Indem du dich so albern aufführst?«
»Ich bin wie immer«, sagt Jenny ganz überheblich. »Aber du hast ja in Mamas Farbtopf gegriffen.«
»Und du in die Klamotten für die Altkleidersammlung.«
Ich deute auf das Sam- T-Shirt und ahme Jennys Tonfall nach: »Du siehst aber besser aus als dieser schrumpelige Komiker.«
Jenny antwortet mit einer Grimasse.
»Du bist peinlich«, fauche ich sie an.
Da sehe ich Carla in den Schulhof laufen, eine Minute vor acht.
»Gut, dass du kommst«, rufe ich und möchte ihr erzählen, was gerade passiert ist.
»Endlich bist du gesund«, flötet Jenny und fällt Carla um den Hals.
»Die Zeugnisverleihung kann ich mir doch nicht entgehen lassen«, meint Carla und sieht uns beide erwartungsvoll an. »Und ihr beide habt gerade ausgesehen, als wolltet ihr euch prügeln. Haben wir nicht immer gesagt: Kein Zickenkrieg in der Clique?«
»Wir haben auch gesagt: Keine Geheimnisse!«, verteidigt sich Jenny. »Aber Sarah trifft sich heimlich mit Sam und erzählt uns nichts.«
»Und du schmachtest ihn an und gibst es nicht zu!«
Fast gehen wir wieder aufeinander los.
Aber da kommt auch unsere Klassenlehrerin, Frau Jakobs, und uns bleibt nichts anderes übrig, als mit ihr hineinzugehen.
Jenny zieht noch ganz unauffällig die Jacke über ihrem blöden T-Shirt zu, sodass die anderen die Aufschrift nicht erkennen können. So doof ist sie nun auch nicht, dass sie sich vor der ganzen Klasse zum Affen macht.
Frau Jakobs hält uns allen eine Moralpredigt. Sie blickt auf das Schuljahr zurück, sie meint, dass die meisten von uns unter ihren Möglichkeiten geblieben sind, dass wir mehrhätten erreichen können, wenn wir mehr gelernt hätten. Sie hört gar nicht mehr auf.
Leise erzähle ich Carla, was heute schon alles passiert ist. Carla grinst sich eins, sie scheint das alles nicht so ernst zu nehmen.
»Macht doch nichts, wenn Jenny ihn anflirtet,
dich
nimmt er auf dem Roller mit.«
Das beruhigt mich etwas.
Leider müssen wir das Gespräch unterbrechen, denn Frau Jakobs teilt jetzt die Zeugnisse aus und kommt gleich auf mich zu. »Sarah, das kannst du auch noch besser.«
Ich nicke, nehme das Blatt und setze mich auf meinen Platz. Carla und ich vergleichen. Wir sind beide keine Musterschülerinnen, aber ich bin dieses Jahr vorne. Das liegt an der Eins in Mathe. Die lasse ich mir nicht nehmen, und wenn ich in allen anderen Fächern schlecht bin. Cibel hat das beste Zeugnis von uns allen. Jenny wäre beinahe durchgefallen, genauso wie Lili. Ich hätte es ihnen gewünscht, jetzt auf einmal.
Ein bisschen schäme ich mich dafür, dass ich auf Jenny und Lili so sauer bin. Hätte es vor drei Tagen Zeugnisse gegeben, dann hätte ich sie getröstet. Aber jetzt sage ich gar nichts. Carla sagt was Nettes zu Jenny, Lili hofft, dass sie trotz des schlechten Zeugnisses mit Jenny in den Urlaub fahren darf.
»Was tu ich, wenn meine Eltern jetzt einen Rückzieher machen?«, jammert sie.
»Das geht nicht, wir haben den Flug schon gebucht«, meint Jenny.
Aber das beruhigt Lili nicht, denn ihre Eltern sind sehr streng.
»Gehst du mit mir heim?«, fragt Lili und sieht Jenny flehend an. »Wenn du dabei bist, dann schimpfen sie nicht so viel. Und du kannst ihnen zeigen, dass dein Zeugnis auch nicht viel besser ist.«
»Jenny wollte eigentlich noch Eis essen gehen«, flöte ich, weil ich mich daran erinnere, dass Jenny mich damit vorher von Sam weggezogen hat.
Jenny wirkt nicht sehr begeistert, aber sie nickt zögerlich. Lili hält das für eine gute Idee, denn sie will noch nicht
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