SMS - Sarah mag Sam
war cool«, sagt Carla.
Christine sieht sie zweifelnd an. »Ich war da auch mal auf einem Schüleraustausch. Ich fand’s grässlich.«
»Gab’s in deiner Familie drei Jungs zwischen 15 und 20?«, grinst Carla.
Christine schüttelt den Kopf. »Du hast ja mal wieder ein Glück.«
Susa mustert mich die ganze Zeit. »Wie waren deine Ferien bisher?«
»Ich war nicht weg«, sage ich wahrheitsgemäß.
Susa nickt. »Hab dich oft mit Sam gesehen, hier, im Schwimmbad, in der Stadt …«
Dazu sage ich erst mal nichts.
Aber Susa ist gemein genug nachzulegen. »Ich hab ihn auch mit anderen gesehen, aber mit dir am meisten.«
Ich sehe Hilfe suchend zu Carla, aber der fällt auf die Schnelle auch nichts ein. Christine grinst sich eins.
»Hätte nicht gedacht, dass du auf seine Tour reinfällst«, sagt Susa und Christine macht auf mitfühlend: »Tut mir echt leid für dich, aber dass Sam mit jeder flirtet, das hättest du eigentlich wissen können.«
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Hilflos spiele ich mit der Kerze, die auf dem Tisch steht, ich knete Wachs wie ein Weltmeister, ich starre in die Flamme, damit ich Susas und Christines forschendem Blick nicht so ausgesetzt bin, biege mit dem Finger den Docht zurecht und bin froh, als ich mich ein bisschen verbrenne und mein Gesicht zu einer schmerzvollen Grimasse verziehen darf.
Christine und Susa sehen sich an. Ihnen ist ihre Überraschung gelungen.
»Sie hat’s wirklich nicht gewusst«, murmelt Christine mit einer Mischung aus Mitleid und Schadenfreude.
»Sie dachte, er meint es ernst«, lacht Susa und schüttelt fassungslos den Kopf.
Christine setzt noch einen drauf. »Ganz schön selbstbewusst, unsere kleine Sarah. Wenn sie wirklich denkt, dass Sam sich in sie verliebt hat.«
»Warum sollte er ausgerechnet dich nehmen, wo er doch jede haben kann?«, fragt Susa und blättert beiläufig in der Eiskarte. Das macht es besonders schlimm, dass sie es so sagt, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.
»Wahrscheinlich zieht seine Masche nicht mehr so wie früher, deshalb macht er sich jetzt auch an kleinere Mädchen ran«, vermutet Christine.
»Früher hatte er mehr Geschmack«, setzt Susa noch einmal nach.
Mir steigen Tränen in die Augen. Ich kann nichts sagen, denn ich wüsste nicht, was – und außerdem würde meine Stimme zittern.
Sie sind gemein und hören nicht auf.
»Guck sie dir an, jetzt ist sie ganz enttäuscht«, lacht Susa. Christine lacht mit ihr und sie bestellen Erdbeerbecher bei der Bedienung.
»Was sollte er auch an der kleinen Sarah finden?«, fragt Christine und schaut mit großen Augen in die Runde.
Bevor ich vor Scham noch im Boden versinke, greift Carla ein, meine beste Freundin. Sie ist ja sonst auch nicht schüchtern und ziemlich schlagfertig – das kann sie jetzt einsetzen. »Vielleicht findet er etwas an Sarah, was du nicht hast.«
»Was sollte das schon sein?«, fragt Susa hochmütig.
»Frag ihn, wenn er wieder da ist«, rät ihr Carla.
Susa aber ist nicht so leicht zu beeindrucken. Deshalb legt Carla noch einmal nach. Ich denke mal, sie meint es gut. Sie will mich verteidigen und die beiden Gänse so richtig alt aussehen lassen. Leider merke ich erst viel zu spät, was sie sich da ausgedacht hat. Zu spät, um etwas dagegen zu unternehmen.
»Ich glaube, du solltest jetzt mit offenen Karten spielen«, sagt Carla gespielt ernst zu mir und ich sehe Susa und Christine an, dass sie keine Ahnung haben, was Carla denn meinen könnte. Selbst wenn sie mir noch so sehr zuzwinkert, während Susa und Christine ihre Eisbecher in Empfang nehmen, ich habe auch keinen blassen Schimmer, was sie vorhat.
Carla sieht Susa und Christine direkt an. »Ja, die beiden sind zusammen. Es ist passiert, während ich in England war. Aber Sarah hat’s mir schon gestanden.«
Ich würde gerne protestieren, aber dann sehe ich, wie Susa und Christine mich anstarren. Nicht mehr abfällig und mitleidsvoll, sondern voller Respekt und Bewunderung. Alles ist anders seit diesem Satz. Ich bin jetzt nicht mehr die kleine Sarah, ich bin jetzt Sams Freundin, das tollste Mädchen an der Schule.
»Jeden Tag schickt er SMS, mehrere natürlich«, lügt Carla weiter und wird nicht mal rot. »Manchmal ruft er sogar an.«
Soll ich noch was sagen? Carla zurückpfeifen? Die ganze Geschichte ein bisschen kleiner machen? Doch ich glaube, es ist zu spät.
»Sie wollten es noch geheim halten, Sam und Sarah. Aber irgendwie habt ihr’s ja mitgekriegt, oder?«,
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