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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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EXPRESS SONDEREINSATZKOMMANDO eskortierte uns zum Zug. Unsere selbst ernannten Beschützer behandelten uns grob, sie waren eben Soldaten, nahmen uns am Schlafittchen und schleiften unsere Laptops über den Schotter hinter uns her. Still verwünschten wir ihre Mütter und waren doch gleichzeitig von ihrer hervorragenden Ausrüstung entzückt, besonders von der panzerbrechenden Kanone, die vor uns hergezogen wurde.
    Die Bahnsteige lagen verlassen da. Alle Gleise waren zu verdrehten Ellipsen zerbombt worden, wie ein amerikanischer Bildhauer sie berühmt gemacht hatte, nur das eine nicht, auf dem die American-Express-Lokomotive und zwei Waggons wartete. Es waren alte sowjetische Breitspurwagen, zu westlichem Glanz herausgeputzt. Auf der Lokomotive prangte ein aufgesprühtes AmEx-Logo. Absurdische Kinder hatten ihre Hoffnungen für die Zukunft auf die Waggons gemalt, leidenschaftliche Darstellungen dunkelhaariger Jungen und Mädchen, die Svanï- und Sevo-Kreuze trugen und zwischen Eiffelturm, Tower Bridge und dem schiefen Turm von Pisa herumflogen. WER SIEGEN WILL, MUSS SPIELEN , hatten die Kinder in großen grünen englischen Lettern unter ihre Illusionen gemalt. Auf den Wagendächern trieben sich weitere Angehörige des American-Express-Sondereinsatzkommandos herum, schraubten ihre Raketenlafetten fest und fuchtelten mit einem ganzen Wild-West-Arsenal von Handfeuerwaffen herum.
    Wir wurden einer relativ angenehmen Gruppe von Nanas früheren Kollegen bei American Express übergeben, die uns sofort erklärten,dass die Soldaten ausschließlich »Freiwillige« seien und in keiner direkten Beziehung zur Firma stünden. Wir mussten einen Haufen Dokumente unterschreiben, auf denen wir das Unternehmen von der Haftung für unseren kaum abwendbaren Tod in den Händen verzweifelter, hungernder Menschen befreiten, die an den Gleisen marodierten.
    Einer der Waggons war in einen gemütlichen Irish Pub der »Molly Malloy’s«-Kette umfunktioniert worden, die auch die internationalen Ölmanager auf dem »Plateau International« beliefert hatte (und aus deren Zapfhähnen das dunkle Nass im Rückblick reichlicher geflossen war als aus den Ölquellen). Die Holztäfelung war auf alt gemacht, es fehlte nur noch der authentische Geruch nach Pisse und Fleischpasteten. Der Barkeeper, ein Import-Tatare mit einem fröhlichen grünen Hut, bat uns, ihn um sechs zur Happy Hour wieder zu beehren, wenn die beliebtesten Drinks nur noch 20 Dollar kosteten.
    Ich schickte Timofej zum Schlafen hinunter in die Gesindeunterkünfte und zog mich in unser Abteil zurück. Die Decken und Kissen waren flauschig und hypoallergen, in die Gepäckablage waren ein DVD -Player eingebaut worden, ein Plasmafernseher und eine Dockingstation für unsere Laptops mit einem tatsächlich funktionierenden Internetanschluss. »Besser als im Hyatt!«, sagte ich zu Nana beim Fummeln unter dem geschmackvollen Druck eines Svanï-City-Panoramas der Jahrhundertwende, auf dem eine Holzstraßenbahn an einer Kirche mit Zwiebelturm vorbeifuhr und Männer in frisch gestärkten zaristischen Uniformen einander einen guten Morgen wünschten.
    Ich hatte ihr schon fast den Büstenhalter ausgezogen und eine Brustwarze freigelegt, als der Schaffner schüchtern klopfte. »Ich zahle für uns beide«, sagte ich dem alten Mann, der unter den AmEx-Insignien und seiner Schirmmütze zitterte. »Und für meinen Diener.«
    »Also insgesamt drei Personen«, sagte der Schaffner und ließ seine Spucke auf uns herabregnen. Auch er war ein Freund der örtlichen Frühstücksspezialität, Schafskopf und -füße in Knoblauchtunke. »Äh, das macht dann insgesamt bitte 150.000 Dollar, Sir.«
    Ich warf ihm meine American-Express-Karte hin, und der Schaffner entschuldigte sich, um sie zum Lesegerät zu bringen. »Schieben Sie sieeinfach unter der Tür durch, wenn Sie fertig sind«, wies ich ihn an und wandte mich wieder den Leckereien zu, die Nana für mich bereithielt.
    Noch bevor die Lokomotive pfiff und unser Zug sich ruckelnd in Bewegung setzte, hatte sie die versammelte Mannschaft mit den Klängen ihres stürmischen, neunfältigen Orgasmus gesegnet. Nana stieg ab, leckte sich die Finger und drückte ihre Luxusnase ans Fenster. »Bist du traurig, dass du deine Heimat verlassen musst, mein Schatz?«, fragte ich, zog mir die Unterhosen hoch und zauste noch einmal mein abschwellendes Glied.
    »Es ist nicht mehr viel davon übrig«, sagte Nana. Mit dem kleinen Finger zeichnete sie die Umrisse der verschwundenen

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