Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
Vom Netzwerk:
Kongo, Indonesien und Absurdsvanï. Also, Teil eins. Wir geben diesen amerikanischen
schmendricks
eine Weltkarte und sagen: ›Zeigen Sie dahin, wo Ihrer Meinung nach ungefähr der Kongo liegt.‹ 19 Prozent zeigen auf den Kontinent Afrika. Noch mal 23 Prozent zeigen entweder auf Indien oder Südamerika. Das lassen wir gelten, weil Afrika, Indien und Südamerika alle oben dick sind und unten spitz zulaufen. Wir gehen also davon aus, dass 42 Prozent der Befragten irgendwie wissen, wo der Kongo liegt.
    Dann kommt Indonesien. Acht Prozent wissen tatsächlich, wo das Land liegt. Weitere acht Prozent zeigen auf die Philippinen. 14 Prozent zeigen auf Neuseeland. Überraschende neun Prozent tippen auf die kanadischen Inseln. Das lassen wir alles gelten, weil die Befragten im Grunde wissen, dass Indonesien ein Archipel ist oder wenigstens irgendetwas mit Inseln zu tun hat.
    Und schließlich Absurdistan.
Nichts.
Wir geben kleine Tipps. ›Nicht weit vom Iran‹, sagen wir.
Hää?
›Am Kaspischen Meer.‹
Wää?
›Alexandre Dumas hat darüber geschrieben, nachdem er in Russland war.‹
Äää?
Eine totale Katastrophe. Wir legen ihnen Bilder von Absurdis,Kongolesen und Indonesiern vor, wie sie spielen, Obst pflücken, Hammel braten und so weiter. Wieder schwierig. Die Kongolesen sind eindeutig schwarz, und da klingt bei allen Befragten eine Saite an. Ob man sie nun mag oder nicht, Schwarze gibt es in Amerika genug. Die Indonesier haben komische Augen, müssen also Asiaten sein. Arbeiten wahrscheinlich hart und ziehen brav ihre Kinder auf. Ein Pluspunkt. Und dann die Absurdis. Irgendwie dunkel, aber nicht wirklich schwarz. Sehen ein bisschen aus wie Indonesier, haben aber runde Augen. Sind das Araber? Italiener? Perser? Irgendwann heißt es schließlich ›groß gewachsene Mexikaner‹, und da ist dann alles zu spät.
    Dann lassen wir die Katze aus dem Sack. Wir sagen ihnen: ›Also, ein Völkermord ist im Gange, und die USA können in eines der folgenden zehn Länder einmarschieren.‹ Wir legen ihnen eine Liste von Ländern vor, echten und erfundenen. Da wären Dschibuti, Yolanda, Costa Rica, Osttuchusland, Absurdsvanï und so weiter. Rate mal, wer auf dem allerletzten Platz gelandet ist, noch hinter dem ekligen Homoslawien. Genau. Weil die Amerikaner sich nämlich unmöglich mit einem Land identifizieren können, das sich schreibt und ausspricht wie Absurdsvanï. Wenn man Nägel mit Köpfen machen will, muss das Land sich als Vorname für ein Kind eignen.
Ruanda
Jones.
Somalia
Cohen.
Timor
Jackson.
Herzegowina
Lewis-Wright. Und wir kommen mit dieser
Republika Absurdsvanï
. Ein hoffnungsloser Fall.
    Ich rufe also meinen Freund Dick Cheney an – damals noch der Chef von Halliburton – und sage: ›
Hammoodi
, das Ding läuft nicht. Das Land ist eine totale Niete. Vielleicht könnt ihr euch in ein paar Jahren den Irak vornehmen, je nachdem, wer bei euch die Wahl gewinnt, oder noch mal Panama in die Luft jagen, aber Hände weg vom Kaspischen Meer. Tja, Cheney lässt sich ja nie was sagen. Immer nur LOGCAP hier und LOGCAP da. Und jetzt sieh mal aus dem Fenster. Da hast du deinen LOGCAP !«
    Ich nahm noch einen Schluck Cognac. Ich sah aus dem Fenster auf das unfruchtbare Figa-6-Ölfeld und den Sonnenuntergang über den industrieverseuchten Wassern. Ich kratze mich da, wo es mich nicht juckte, irgendwo zwischen meinem Unterleib und der Unendlichkeit. Und dann verstand ich.
Ich war verarscht worden
. Und zwar so was von.Total. Sie hatten mich benutzt. Mich ausgenutzt. Mich abgecheckt. Hatten gleich gewusst: Ich war der Mann, den sie zum Affen machen konnten. Falls »Mann« hier das richtige Wort war.
    »Glauben Sie …«, setzte ich an. »Glauben Sie, Nana Nanabragovna hat das alles die ganze Zeit gewusst?« Aber noch bevor der Israeli antworten konnte, war ich schon aus der Tür und walzte die pockennarbige Esplanade hinunter in Richtung »Dame mit dem Hündchen«.
     
     
    »Vielleicht hättest du lieber nicht mit diesem Jimbo-Dror reden sollen«, sagte Herr Nanabragov, schwer zuckend und sich mit einer Hand wütend die grauen Haarbüschel zwischen seinen noch immer muskulösen Titten raufend. Eben hatte ein Rennboot angelegt, aus dem ein totes Schaf in die Arme des Küchenpersonals gehoben wurde. Im »Hündchen« war fast schon Zeit fürs Abendessen, und die Karte versprach Hammelbraten. »Dieser Jude steht offenbar auf der anderen Seite.«
    »Welcher anderen Seite?«
    »Wer weiß?« Nanabragov zuckte mit den Achseln.

Weitere Kostenlose Bücher