Sniper
Schlachtgetümmel. Mir gefiel der Gedanke, an Kämpfen beteiligt zu sein. Ich hatte auch von diversen Spezialeinheiten gehört und dachte darüber nach, der Fernaufklärung des Marine Corps beizutreten, einer Elitekampftruppe. Aber meine Familie, vor allem meine Mutter, wollte, dass ich das College besuchte. Schließlich gab ich nach: Ich beschloss, zuerst eine akademische Ausbildung abzuschließen und dann zum Militär zu gehen. Ich dachte mir, dass ich auf diese Weise erst einmal eine Weile die Zügel schleifen lassen konnte, bevor der Ernst des Lebens losging.
Ich war immer noch ein Rodeoreiter – und mittlerweile sogar ein richtig guter. Aber meine Karriere fand gegen Ende meines ersten Studienjahres ein jähes Ende, als sich bei einem Wettkampf in Rendon, Texas, mein Pferd in der Startbucht überschlug und auf mich fiel. Die umstehenden Helfer konnten aufgrund der ungünstigen Position des Tieres zunächst das Gatter nicht öffnen, sondern mussten es erst wieder auf die Beine stellen. Ich hatte immer noch einen Fuß im Steigbügel, wurde über den Boden gezogen, mehrmals kräftig getreten und verlor schließlich das Bewusstsein. Erst im Rettungshubschrauber, der mich ins Krankenhaus brachte, kam ich wieder zu mir. Meine gebrochenen Handgelenke mussten verschraubt werden, ich hatte mir eine Schulter ausgekugelt, mehrere Rippenbrüche zugezogen sowie einen Lungenflügel und eine Niere gequetscht.
Die größten Probleme während meiner Genesung bereiteten mir die Schrauben. Sie waren etwa einen halben Zentimeter dick und ragten auf jeder Seite meiner Handgelenke einige Zentimeter aus der Haut hervor. Das Ganze ähnelte dem Hals von Frankensteins Monster. Die lästigen Dinger juckten und sahen seltsam aus, aber immerhin hielten sie meine Hände zusammen.
Einige Wochen nach meinem Unfall beschloss ich, ein Mädchen anzurufen, mit dem ich schon lange ausgehen wollte. Schließlich wollte ich mir von den Metallstiften in meinen Händen nicht die Laune verderben lassen. Während der Autofahrt blieb allerdings eine der langen Metallschrauben mehrfach am Blinkerhebel hängen. Das ärgerte mich so sehr, dass ich das Ding schließlich dicht an der Haut abbrach. Ich schätze, das machte nicht allzu großen Eindruck auf die junge Dame. Die Verabredung endete vergleichsweise früh.
Meine Rodeokarriere war beendet, aber ich feierte trotzdem weiter, als wäre ich noch aktiv. Meine finanziellen Mittel schwanden ziemlich schnell dahin und so fing ich an, nach den College-Seminaren zu arbeiten. Auf einem Holzplatz fand ich Arbeit als Transporteur, das heißt, ich lieferte Holz und andere Materialien an.
Ich war ein guter Arbeiter und ich nehme an, das fiel auf. Eines Tages kam ein Kollege herein und sprach mich an.
»Ich kenne da einen Typen, der eine Ranch hat und einen Arbeiter sucht«, sagte er. »Vielleicht bist du ja interessiert.«
»Klar doch«, sagte ich. »Ich fahre gleich raus.«
Und so wurde ich Rancharbeiter – also doch so etwas wie ein echter Cowboy – obwohl ich eigentlich immer noch ein Vollzeit-Student war.
Das Leben als Cowboy
Ich arbeitete für David Landrum in Hood County, Texas, und stellte schnell fest, dass ich nicht annähernd der Cowboy war, für den ich mich hielt. David sorgte dafür, dass sich das schnell änderte. Er brachte mir alles bei, was man wissen musste, um eine Ranch am Laufen zu halten. Er war ein harter Bursche und konnte gelegentlich sehr laut werden. Wenn er allerdings mit meiner Arbeit zufrieden war, kam kein einziges Wort des Lobes über seine Lippen. Aber nach einer Weile fing ich wirklich an, den Kerl zu mögen.
Auf einer Ranch zu arbeiten, ist der Himmel auf Erden.
Es ist ein anstrengendes Leben, das einem viel abverlangt, aber dennoch ist es gleichzeitig ein wahres Vergnügen. Man ist die ganze Zeit im Freien. An den meisten Tagen ist man mit den Tieren allein. Man muss sich weder mit Menschen noch Büros oder irgendeinem anderen unwichtigen Mist herumschlagen. Man erledigt einfach seinen Job.
David besaß über 4000 Hektar Land. Es war eine echte Ranch, und sehr altmodisch – wenn wir im Frühjahr das Vieh zusammentrieben, hatten wir sogar einen von Pferden gezogenen Verpflegungswagen dabei.
Es war ein wirklich schöner Ort mit sanften Hügeln, Bächen und weiten Landstrichen, die das Herz höher schlagen ließen, sooft man hinsah. Das Kernstück der Ranch war ein altes Haus, das im 19. Jahrhundert wahrscheinlich ein Gasthof gewesen war. Es war ein großes Gebäude
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