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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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schon kein SEAL mehr bin, so bin ich doch zumindest im Herzen noch ein Cowboy, oder wäre zumindest gerne einer. Der Haken ist nur, dass man als Cowboy nicht genügend Geld verdient, um seine Familie ernähren zu können.
    Ich erinnere mich nicht mehr, wann ich zum ersten Mal auf die Jagd ging, aber ich muss wohl ziemlich jung gewesen sein. Meine Familie hatte einige Kilometer von unserem Haus entfernt eine Jagdpacht und wir gingen jeden Winter jagen. (Es handelt sich dabei um ein Grundstück, auf dem der Eigentümer Jägern für einen bestimmten Zeitraum gegen eine Gebühr eine Jagderlaubnis erteilt. Die Bedingungen variieren von Ort zu Ort, aber so läuft es bei uns im Süden.) Neben Rotwild jagten wir Truthähne, Tauben und Wachteln – alles, was gerade Saison hatte. Mit »wir« meine ich meine Mutter, meinen Vater und meinen Bruder, der vier Jahre jünger ist als ich. Wir hausten an den Wochenenden in einem alten Wohnwagen. Er war nicht sehr groß, aber wir waren eine Familie, die immer eng zusammenhielt, und wir genossen die Zeit, die wir dort verbrachten.
    Mein Vater arbeitete für Southwestern Bell und AT&T – im Laufe seiner Karriere trennten sich die Unternehmen und schlossen sich wieder zusammen. Er war im Management tätig und immer wenn er im Abstand von einigen Jahren befördert wurde, mussten wir umziehen. Ich wuchs also überall in Texas auf.
    Obwohl mein Vater sehr erfolgreich war, verabscheute er seinen Job. Nicht die Arbeit selbst, sondern die damit verbundenen Umstände. Die Bürokratie. Die Tatsache, dass er in einem stickigen Büro sitzen musste. Er hatte eine tiefe Abneigung dagegen, jeden Tag Anzug und Krawatte tragen zu müssen.
    »Es interessiert mich nicht, wie viel Geld du später einmal verdienst«, sagte mir mein Vater immer. »Es ist es nicht wert, unzufrieden zu sein.« Das ist der wertvollste Rat, den er mir jemals erteilte: Folge deiner Berufung. Bis zum heutigen Tag versuche ich, dieser Maxime treu zu sein.
    Als ich aufwuchs, war mein Vater in vielerlei Hinsicht mein bester Freund, aber seine umgängliche Art durchsetzte er mit einer großen Dosis väterlicher Disziplin. Es gab gewisse Grenzen, die man schlichtweg nicht überschreiten durfte. Ich wurde übers Knie gelegt, wenn ich es verdient hatte, aber ich wurde niemals unverhältnismäßig hart oder im Affekt gezüchtigt. Wenn mein Vater wütend war, nahm er sich einige Minuten Zeit, um sich zu beruhigen, bevor er mich bestrafte – und anschließend in den Arm nahm.
    Mein Bruder würde wohl sagen, dass er und ich uns die meiste Zeit über in den Haaren lagen. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber wir gerieten oft aneinander. Er war jünger und kleiner als ich, aber er konnte ordentlich austeilen und gab niemals auf. Er ist ein zäher Kerl und bis zum heutigen Tag einer meiner engsten Vertrauten. Wir machten uns oft genug gegenseitig das Leben zur Hölle, hatten aber auch viel Spaß zusammen und wir wussten, dass wir uns immer aufeinander verlassen konnten.
    Im Atrium unserer Highschool stand die Statue eines Panthers. Jedes Jahr versuchten die Jugendlichen aus der Oberstufe in einem Aufnahmeritual die neuen Neuntklässler auf den Panther zu setzen. Die Neuntklässler wehrten sich natürlich. Ich hatte die Schule bereits abgeschlossen, als mein Bruder dort anfing, aber an seinem ersten Schultag kehrte ich noch einmal zurück und bot jedem 100 Dollar an, der es schaffte, ihn auf die Statue zu setzen.
    Die 100 Dollar habe ich immer noch.
    Ich geriet zwar oft in Schlägereien, aber die meisten davon gingen nicht von mir aus. Mein Vater ließ keinen Zweifel daran, dass er mich ordentlich verprügeln würde, falls er jemals herausfand, dass ich ein Handgemenge begonnen hatte. Wir sollten stets über den Dingen stehen.
    Selbstverteidigung stand jedoch auf einem anderen Blatt. Und meinen Bruder zu beschützen, war sogar noch besser – sobald jemand ihn provozierte, knöpfte ich ihn mir vor. Ich war der Einzige, der meinen kleinen Bruder verprügeln durfte.
    Irgendwann einmal fing ich an, auch andere jüngere Kinder zu beschützen, die zur Zielscheibe von Rowdys geworden waren. Ich hatte das Gefühl, auf sie aufpassen zu müssen. Es wurde zu meiner Pflicht.
    Vielleicht suchte ich auch nur nach einem Vorwand, mich zu prügeln, ohne dafür Konsequenzen fürchten zu müssen. Ich denke aber, dass mehr dahintersteckte; der Gerechtigkeitssinn und die Fairness meines Vaters beeinflussten mich schon damals mehr, als mir bewusst war. Und im

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