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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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verbringen, Nutten zu fotografieren und winzige Figuren so zu bemalen, dass sie wie die auf den Fotos aussahen. Er hat niemals illegale Drogen genommen, aber seine kleinen Junkies oder Speedfreaks waren jeder Einzelne ein kleines Meisterwerk. Mit einem nadeldünnen Pinsel malte mein Adoptivdad Tags an die Mauern seiner Miniaturen von winzigen Fabriken und leer stehenden Wohnblöcken und billigen Absteigen.
    Ich sage zu Nummer 137, es tut mir leid, dass seine Fernsehserie während der letzten Staffel abgesetzt wurde.
    Nummer 137 zuckt die Achseln. Er sagt: »Du bist also ein Adoptivkind?«
    Und ich sage: »Erst seit meiner Geburt.«
    Ein schlaffer Blonder mit langem Bart wartet ebenfalls, dass er bei Cassie Wright an die Reihe kommt; er steht da mit verschränkten Armen, und sein gelber Bart ist so steif und rau, dass die Haare ihm waagerecht vom Kinn abstehen und sich nicht von der Schwerkraft runterziehen lassen. Könnte am Dreck liegen. Auf seinen bleichen Unterarmen sind verschwommene schwarze Buchstaben zu sehen, A und B, Hakenkreuze und Kleeblätter. Gefängnistattoos, mit einer gerissenen Gitarrensaite gestochen, eingefärbt mit einem Brei aus dem Ruß verbrannter Plastikgabeln und -löffel und Haarshampoo. Die Arische Bruderschaft. Eintätowierte Spinnweben umhüllen seine dicken fleckigen Ellbogen.
    Neben diesem Arier hakt Mr. Bacardi einen Finger in die Goldkette an seinem Hals. Am tiefsten Punkt der Kette baumelt zwischen seinen Brustmuskeln ein goldenes Herz. Ein Medaillon, das Cassie Wright in unzähligen Szenen getragen hat. Bacardi hält das goldene Medaillon mit Daumen und Zeigefinger und schiebt es an der Kette hin und her.
    »Meine richtige Mom«, sage ich, »ist ein großer Star in der Filmbranche, aber den Namen kann ich nicht sagen.« Ich sage, dass ich ihr tonnenweise Briefe geschrieben habe, an die Adresse ihrer Produktionsgesellschaft oder Vertriebsfirma, sogar an ihren Agenten, aber sie hat mir nie geantwortet.
    Nummer 137 sieht sich die Blumen an, die ich im Arm halte.
    »Ich will kein Geld von ihr, oder dass sie mich liebt«, sage ich. »Ich will sie bloß kennenlernen. Ich nehme an, ich bin jetzt so alt, wie sie gewesen ist, als sie mich weggeben musste.«
    Ob ihr Agent oder sonst jemand meine Briefe abfängt und wegwirft, kann ich nicht sagen. Aber ich habe einen Geheimplan, wie ich sie eines Tages doch noch treffen werde. Meine richtige Mom.
    Nummer 137 sagt: »Kennst du deinen richtigen Dad?«
    Und ich zucke die Schultern.
    Drüben steht ein Schwarzer, auf seinen rasierten Hinterkopf ist eine wehende Flagge tätowiert, und auf der Flagge steht die Nummer 415, das Zeichen der Kumi African Nation, eines Ablegers der Black Guerilla Family. Jedenfalls hat mir das mein Adoptivvater erklärt, der solche Einzelheiten aufzählte, wenn er, eine Lupe in der einen und einen Pinsel in der anderen Hand, die kleinen Eisenbahnfiguren bearbeitete, die als Ärzte, Straßenkehrer, Polizisten und Hausfrauen aus Deutschland gekommen waren. Mit Tupfern frischer Farbe machte er aus ihnen Mitglieder von La eMe, der mexikanischen Mafia; arische Krieger; 18th Street Gangstas. Wenn ich im Keller neben ihm stand und meine Hand auf seine Werkbank legte, und wenn ich stillhielt, malte mein Adoptivvater mir »WP« und »666« auf den Daumenansatz. Und dann sagte er: »Geh dir schnell die Hände waschen.«
    Er sagte: »Pass auf, dass deine Mutter das nicht sieht.«
    Meine Adoptivmom.
    Und die Dame hinter der Tür am Ende des Korridors, die ist jetzt neutrales Gelände. Ein Heiligtum, zu dem man tausend Meilen weit auf den Knien pilgert, um ihm zu huldigen. Wie Jerusalem oder irgendeine Kirche. Besonders für weiße Rassisten und Bloods, Crips und Ninjas, eine Dame, die über alle Revierkriege hinausgeht. Die über Rasse und Nationalität und Familie hinausgeht. Jeder einzelne Mann hier mag jeden einzelnen Mann hier hassen, draußen würden wir uns vielleicht alle gegenseitig umbringen, aber hier drinnen lieben wir sie alle.
    Unser Heiliger Boden. Cassie Wright, unser Friedensengel.
    Nummer 137 schmeißt eine Pille aus einer Flasche mit blauen Pillen ein, die er vorhin gekauft hat. Seinen Autogrammhund unter einen Arm geklemmt, schüttelt er sich eine Pille in die Hand und wirft sie sich in den Mund.
    Ein paar Leute sind schon durch die Pfütze aus Nasenblut auf dem Betonboden getrampelt. Blutige Abdrücke verschieden großer nackter Füße gehen in alle Richtungen.
    Ich frage, was er macht – zurzeit, meine ich -, um

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