Snuff: Roman (German Edition)
irgendeinem kaugummikauenden Pornoladenschwengel liegen sieht? Oder, noch schlimmer, wenn die eigenen Genitalien haufenweise auf einem Wühltisch liegen und von Fremden in die Hand genommen, gedrückt, gezwickt und wieder zurückgeworfen werden, so wie sie es mit Avocados im Supermarkt tun?
Aber, noch einmal, ein solcher Dialog ist einfach unmöglich.
Man könnte es mit einer komischen Anekdote versuchen, mit einer wahren Geschichte von einem guten Freund. Carl. Ein echter Fan von »Branch Bacardi Super Deluxe«. Wie Carl eines Morgens in die Kloschüssel schaute und dünne rosa Kringel in seinem Stuhl erblickte. Würmer. Gruselige Madenwürmer. Er brachte Proben seiner Scheiße in einer Pappschachtel zum Arzt, aber die Laborergebnisse waren negativ. Die rosa Fäden waren keine Parasiten. Das war Gummi. Die rosa Gummivorhaut seines Super Deluxe hatte begonnen, sich aufzulösen. Als Carls Proktologe ihm den Befund mitteilte, hätte Carl sich am liebsten ebenfalls in Luft aufgelöst.
Man könnte vielleicht die Geschichte erzählen, wie Carl mal einen Sexpartner aufgegabelt hatte – vor etlichen Jahren. Er und der andere Mann gingen zu ihm nach Hause, und erst da stellten sie fest, dass sie beide von der passiven Sorte waren. Damit jeder was davon hatte, einigten sie sich darauf, einen zweiköpfigen »Branch Bacardi Spezial« zu benutzen. Und der muntere Sphinktertanz ließ sich auch ganz gut an, bis – hoppla – Carl das Gefühl hatte, dass sein Gespiele sich an mehr als der ihm zustehenden Hälfte des Spielzeugs gütlich tat. Was als beiläufige anonyme Begegnung begonnen hatte, artete zu einem wüsten Tauziehen zweier Schließmuskeln aus, nur dass kein Knoten im Tau war, nichts, das einen der beiden daran gehindert hätte, das ganze Ding komplett für sich zu vereinnahmen. Kein Stopper. Keine Berliner Mauer aus Silikonkautschuk, nichts, was eine gerechte Teilung garantiert hätte.
Ja, man könnte vielleicht eine solche Geschichte zum Besten geben, aber das Letzte, was ein berühmter Schwanzträger wie Branch Bacardi hören möchte, ist die Meldung, dass sein Produkt mangelhaft ist.
Und Gott behüte, dass Bacardi auf die Idee kommt, ich selbst sei Carl. Ich hätte einen Freund erfunden, um mich dahinter zu verstecken.
Mein Deo hat längst versagt, und ich schwitze unterm Arm so stark, dass Mr. Toto schon völlig durchnässt ist und von Bette Midlers handschriftlichem Gruß – »Wir wollen immer gute Freunde sein! Alles Liebe, Bette« – nur noch verschmierte blaue Flecken übrig sind. Ob es von den blauen Pillen kommt, oder ob ich bloß nervös bin, ich habe auch Carol Channing und Barbra Streisand weggeschwitzt. »Unser Wochenende in Paris war himmlisch. Deine Barbra.«
Dieser Schauspieler 72 legt seinen Strauß von einem Arm in den anderen, sieht Mr. Toto an und sagt: »Wie ist denn Goldie Hawn so?«
Es ist nicht wirklich zum Heulen, denn das Autogramm von Bette Midler war eine Fälschung. Das von Carol Channing auch. Und das von Jane Fonda. Okay, ehrlich gesagt, es sind alles Fälschungen. Ich habe alle selbst geschrieben, in verschiedenen Handschriften und verschiedenen Farben.
An einen Star wie Cassie Wright kann man nun einmal nicht mit einem leeren Autogrammhund herantreten. Sie sollte ihren Namen in eine Wolke von Stars schreiben. Als ob wir alle gute Freunde wären.
Ehrlich gesagt, ich habe keine dieser Frauen jemals getroffen.
Wenn Miss Wright unterschrieben hat, will ich in ihrer Handschrift hinzufügen: »Danke für den Fick meines Lebens!«
Einen großen Star wie Cassie Wright kann man nicht einfach um einen so persönlichen Satz bitten. Vor allem nicht, wenn er gelogen ist.
Und man kann einem Schauspieler wie Branch Bacardi nicht erzählen, dass man seinem Super Deluxe eine Schwiele an seiner Prostata zu verdanken hat. Und schon gar nicht, wenn das nicht gelogen ist.
Die Blutung an seinem Nippel ist anscheinend gestillt, denn er hat aufgehört, die Stelle mit Klopapier abzutupfen. Dafür fummelt er jetzt an seiner Halskette herum. Da ist ein Anhänger dran. Irgendwas Kleines aus Gold hängt an diesem Kettchen. Er nimmt das Ding mit beiden Händen und hält es mit den Fingerspitzen. Mit einem Fingernagel klappt er den Anhänger auf und sieht hinein. Ein Amulett. Zweifellos verbirgt sich darin ein winziges Porträt oder eine Locke.
Eine andere Art von Unsterblichkeit.
Wenn er das nächste Mal rübersieht, wenn Mr. 600 tatsächlich zu mir kommt, könnte ich ihm vielleicht vom Vatikan
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