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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Deoseife. Den Minzegeruch von Mundwasser.
    Um ihn zu ärgern, frage ich Nummer 137, ob es sein erstes Mal vor der Kamera ist.
    137 schüttelt den Kopf und versprüht dabei den Geruch von Zigaretten und weniger deutlich den Geruch seines mit Achselschweiß getränkten Teddybären.
    Ich sage ihm, er soll mit den Ständerpillen vorsichtig sein. Andere beobachten ihn schon die ganze Zeit und schließen Wetten ab, wie lange es noch dauert, bis er vom Schlag getroffen wird. Er sollte mal sehen, wie rot sein Kopf ist und wie dick die Adern an seiner Schläfe geschwollen sind. Oder, sage ich, er sollte bei den Wetten einsteigen und selbst etwas Geld auf einen bestimmten Zeitpunkt setzen. Auf die Weise würde er im Fall einer Überdosis wenigstens ein paar Dollar verdienen.
    Nummer 72 fragt: »Wieso kommt ein Star wie Cassie Wright eigentlich auf die Idee, sich umzubringen?«
    Vielleicht aus demselben Grund, warum Superstar Megan Leigh in drei Jahren mehr als vierundfünfzig Filme machte und dann ihrer Mutter für eine halbe Million Dollar eine Villa kaufte. Erst danach schoss sich der Star von Ali Boobi and the 40 D’s und Robofox eine Kugel in den Kopf.
    Jedes Kind träumt davon, seine Eltern entweder zu belohnen oder zu bestrafen.
    Deswegen stand der legendäre Pornodarsteller Cal Jammer im Regen vor dem Haus seiner Exfrau und schoss sich eine Kugel in den Mund.
    Deswegen starb Mösenqueen Shauna Grant vor der Mündung ihres Gewehrs. Und deswegen ging Shannon Wilsey, die unter dem Namen »Savannah« bekannte blonde Pornogöttin, eines Nachts in ihre Garage und jagte sich eine Kugel in den Schädel. Ich wette, Cassie Wright hat sich vorgenommen, für die Zukunft eines Babys zu sorgen, das sie vor langer Zeit gekriegt hat. Falls Cassie heute ins Gras beißt, werden nach diesem Rekord die Tantiemen für World Whore Three und die Einnahmen aus den mit ihrem Namen vermarkteten T-Shirts, Unterwäsche und Spielzeugen, von ihren alten Videos ganz zu schweigen, also diese Einnahmen werden ihr längst verloren geglaubtes Kind... stinkreich machen. So reich, dass es der alten Cassie verzeihen kann. Dass sie sich hat schwängern lassen. Dass sie das Baby weggegeben hat. Das und das ganze beschissene, verkorkste, traurige, kaputte Leben und Sterben der Cassie Wright.
    Wenn sie die Buße der sechshundert Kerle auf sich nimmt, wird Cassie Wright Vergebung erlangen.
    Ich erkläre Nummer 137, ich persönlich werde meine Dildos mit einem Slogan versehen lassen. In Hochrelief soll um die Basis herum geschrieben stehen: »Der Schwanz, der Cassie Wright getötet hat...« An der dicksten Stelle, so dass die Schrift, wenn man das Ding hin und her dreht, den Kitzler stimuliert.
    »Von dir gibt es einen Dildo?«, fragt Nummer 137. Sein Atem riecht nach Schnaps. Nach Lippenstift, der wie Kerzenwachs riecht. Er hat tatsächlich getöntes Lipgloss aufgetragen.
    »Und ob«, sage ich. »Einen Dildo in sechs verschiedenen Farben, einen Analdildo und ein zweiköpfiges Riesending. Eine lebensgroße Aufblaspuppe ist in Vorbereitung.«
    Nummer 137 sagt: »Das macht dich bestimmt sehr stolz.«
    »Früher schon«, sage ich, »da habe ich zehntausend Stück im Monat verkauft.« Bei einem Anteil von zehn Prozent vom Katalogpreis. Andere, Cuervo zum Beispiel, verlängern ihr Produkt gern um ein paar Zentimeter. Kann sein, dass Cuervo mit einem echten Gipsabdruck anfängt, aber was dann schließlich in die Läden kommt, ist länger und dicker als alles, was er sich je erträumt hat. Cuervo redet von »künstlerischer Freiheit«, dabei ist es eine Mogelpackung. Was soll das, etwas lebensecht zu nennen, wenn es das gar nicht ist.
    Nummer 72 steht da, und weiße Blütenblätter rieseln von seinen Blumen. Mit einer Hand reibt er das kleine Silberkreuz an der Kette um seinen Hals.
    Bei jedem Atemzug spüre ich das goldene Amulett, das Cassie mir gegeben hat, und das mir zwischen den Brustmuskeln klemmt. In dem kleinen goldenen Herzen klappert eine Pille. Das Gold, klebrig von meiner blutenden Brustwarze.
    »Ist das wirklich Cord Cuervo?«, fragt Nummer 137. Er blinzelt durch den Nebel aus Pottrauch und Parfüm und sagt: »Der Star von Lay Misty for Me und The Importance of Balling Ernest ?«
    Ich nicke. »Und Lady Windermere’s Fanny «, ergänze ich. Alles erstklassige, anspruchsvolle Filme. Ich winke Cord zu, und er winkt zurück.
    Nummer 49. Nummer 567. Nummer 278. Die Männer, die Sheila aufruft, nehmen jeder ihre Kleidertüte und folgen ihr durch eine Tür. Nur

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