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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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kopfschüttelnd die wimmelnde Herde nackter Männer. Er zeigt auf Darsteller 72, der drüben in einem Haufen weißer Blütenblätter steht, und sagt: »Der da?«, sagt Bacardi. »Wenn ich den Kleinen nur sehe, krieg ich keinen mehr hoch.« Er dreht die Hand, mit der er zeigt, dreht die gewölbte Handfläche nach oben und sagt: »Mann, gibst du mir eine ab?« Die Handfläche, fleckig braun wie seine Finger, Bacardi streckt sie mir entgegen. Seine braunen Augen sehen erst mich an, dann seine offene Hand. Dann wieder mich. Bacardi sagt: »Eine Pille, Mann?«
    Ich sage ihm, er soll seine eigenen nehmen.
    Bacardi schüttelt den Kopf und sagt: »Hab keine mitgenommen.«
    Ich schüttle den Kopf und sage, ich brauch das Zeug selbst. Ich sage, die Pille in seinem hübschen kleinen herzförmigen Mädchenamulett, die soll er nehmen.
    Bacardi berührt das goldene Ding zwischen seinen rasierten Brustmuskeln und reißt den Mund auf. Sein Adamsapfel hüpft. Er tippt auf das Amulett und sagt: »So eine Pille ist das nicht.« Er sagt: »Mann.«
    Drüben, ganz am Ende des Gebäudes, steht Nummer 72 einsam und allein und reibt mit einer Hand das kleine Silberkreuz an seiner Halskette. Er reibt das Kreuz zwischen Daumen und Zeigefinger. Seine grünen Augen sehen überall hin, nur nicht zu Bacardi und mir. Im anderen Arm hält er immer noch den Rosenstrauß.
    »Außerdem«, sagt Bacardi und klopft so heftig auf das Amulett, dass sein Brustkasten dumpf widerhallt, »ist das hier für einen Freund.« Er sagt: »Ich bewahre es nur für ihn auf.«
    Er sei Branch Bacardi, sage ich ihm. Er habe für seinen Auftritt doch keine Hilfsmittel nötig.
    »Und du bist Dan Banyan, Mann«, sagt Bacardi.
    »Ich war Dan Banyan«, sage ich.
    Erst haut uns Darsteller 72 mit seiner Mitteilung von den Socken, und dann schleicht er wie ein begossener Pudel von dannen, das heißt, er rennt so schnell, dass seine nackten Füße laut auf dem Betonboden klatschen. Trampelt wie ein Verrückter über den kalten Beton und verstreut bei jedem Schritt ein paar Blütenblätter.
    »Banyan braucht keine Pillen«, sagt Bacardi. Er hält den braun eingeschmierten Arm ausgestreckt, Bizeps und Trizeps zucken unter der Haut. Er spannt und entspannt die Muskeln, die »600« auf dem Arm dehnt sich und schrumpft. Sein Arm führt ein Eigenleben, er atmet. »Als Dan Banyan, dieser Privatdetektiv, Mann, hast du da nicht in jeder Episode zehn Komparsinnen gebumst? Die ganzen Klientinnen, Zeuginnen und Anwältinnen?«, sagt Bacardi. »Dieser Banyan hat doch eine nach der anderen gehabt.«
    Ich nicke in Richtung Nummer 72 und sage: »Du musst zugeben, er ist ihr wirklich ähnlich.«
    Auf dem Bildschirm über dem jungen Mann sieht man Miss Wrights bahnbrechenden Bürgerrechtsfilm zum Thema Rassismus, die sexy Komödie, in der eine blühend gesund aussehende Collegestudentin über Weihnachten nach Hause kommt und ihren Eltern erzählt, dass sie mit einer Ortsgruppe der Black Panthers zusammen ist. Der Film heißt Guess Who’s Coming to Dinner . Später wiederveröffentlicht unter dem Titel Black Cock Down.
    »Mann«, sagt Bacardi, »ich geb dir auch Geld dafür, nachher.« Er streckt die Hand aus und sagt: »Versprochen.«
    Ich nehme noch eine Pille zwischen die Lippen, wieder eine weniger in der Flasche.
    »Fünfzig Dollar«, sagt Bacardi. »In bar.«
    Und ich schlucke. Ich zeige auf Nummer 72 und sage zu Bacardi: »Dieser verwirrte junge Mann sieht auch dir ziemlich ähnlich.«
    Bacardi blickt auf. Sieht den Darsteller mit den Rosen an. Dann Miss Wright, deren Lippen gerade einen dicken schwarzen Ständer umspannen. Und er sagt: »Ist nicht.«
    Ich betrachte das Amulett auf seiner Brust, das rosa schimmernde Gold unter dem angetrockneten Blut, und sage: »Nimm doch deine eigene Pille.«
    »Deswegen bin ich schon so lange im Geschäft, Mann«, sagt Bacardi. »Weil ich in meinem ganzen Leben nie eine geschwängert habe.« Er schnippt mit den Fingern vor meiner Nase und sagt: »Eine Pille, und ich signiere dir deinen Teddybär.«
    Mr. Toto. Der Stift klemmt noch hinter seinem Ohr. Ich zucke die Schultern: Klar. Und reiche ihn Bacardi. Die braunen Finger nehmen den Stoffhund. Ich warte.
    Bacardi konzentriert sich auf das Autogramm, das er auf ein Hundebein kritzelt, und sagt: »Du kennst Ivana Trump?« Er sieht mich an und fragt: »Und Tina Louise? Die aus Gilligans Insel ?« Er sagt: »Wie ist die?«
    Seine Zähne, diese irgendwie zu weißen Kronen. Das Weiß von U-Bahn-Kacheln und

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