Snuff: Roman (German Edition)
Sheila kommt wieder heraus. Ich wette, wenn man fertig ist, lassen sie einen durch einen anderen Ausgang gehen. Um nicht zu riskieren, dass sie erzählen, was uns erwartet. Erlaubt beim Gangbang ist jede Penetration – Möse, Arsch oder Mund – mit was auch immer – Schwanz, Finger oder Zunge -, aber nur für eine Minute. Nein, wer Sheila durch diese Tür folgt, kann eine Minute später nach Hause gehen. Ob man gekommen ist oder nicht, plötzlich wird man nackt durch irgendeinen Notausgang ins Freie geschoben und kann sich draußen die Hose anziehen.
Nummer 137 blinzelt immer noch zu Cord hinüber und sagt: »Das ist ja ein jämmerlicher Anblick.« Er zeigt mit dem Kinn auf Beamer Bushmills und Bark Bailey und sagt: »Stell dir einen Mann vor, der in diesem pubertären Stadium stecken bleibt und sein Leben damit verbringt, Gewichte zu stemmen und auf Kommando zu ejakulieren. Der ewig so aggressiv zurückgeblieben bleibt und von diesen frühpubertären Prägungen nicht loskommt, bis er eines Tages als schlappes, kaputtes, altes Wrack aufwacht.«
Ich schwöre, der Kerl sieht mir mitten ins Gesicht, als er das mit dem kaputten, alten Wrack sagt, aber vielleicht sieht er mich ja auch einfach nur so an. Ich sage, es kann auch schlimmer kommen. Einer kann auch ein paar Jahre lang in einer erfolgreichen Fernsehserie mitspielen, dann wegen irgendeines Sexskandals seine Rolle verlieren, und weil er so sehr mit der alten Serie assoziiert wird – in der er vielleicht einen vertrottelten Privatdetektiv gespielt hat -, dass er bis ans Ende seiner Karriere nie mehr eine vernünftige Rolle bekommt. Ich sage, das wäre echt tragisch.
Und ich sage zu Nummer 137, falls er seine kahle Stelle kaschieren will, habe ich ein Spray in meiner Tasche, das ihm helfen könnte. Ich zeige mit meinem Zeh – beim Drehen trage ich immer Flipflops -, mit meinem großen Zeh zeige ich ihm die Spur aus Haaren, die er hinter sich herzieht. Blütenblätter oder Bräunungscreme oder Haare, wir alle hinterlassen unsere Spuren.
Sein Blick wandert von seinen Haaren auf dem Fußboden zu mir und dann zu Sheila, die mit ihrem Clipboard herumgeht, und schreit zu ihr rüber: »Beeilung!« Nummer 137 schreit: »Mach mal ein bisschen Tempo, Schätzchen!«
Ich frage ihn, ob er nicht was Besseres vorhat? Vielleicht einen Vorsprechtermin? Ich nicht, sage ich. Ich kann warten. Ich sage, wegen dem, was wir heute mit dieser Frau da machen, wird irgendein Kind, das sie niemals gesehen hat, nie mehr in seinem Leben arbeiten müssen. So wie das hier heute läuft, werde ich der Letzte sein.
Er sieht zu Nummer 72 rüber und sagt: »Man muss sich schon fragen, wie viele Kinder von diesen Männern bei solchen Filmen gezeugt wurden.« Nummer 137 sieht mich an und sagt: »Falls wir tatsächlich alle unsere Spuren hinterlassen.«
»So etwas kommt nicht vor«, sage ich.
Und Nummer 137 sagt: »Hübsches Amulett.« Er greift nach Cassies Halskette, nach dem kleinen goldenen, blutverklebten Herzen zwischen meinen Brustmuskeln, und seine Fingernägel glänzen frisch poliert und klar lackiert.
10
Mr. 72
Ich sage zu den beiden: »Pornokinder.« Ich stoße Nummer 137 und Branch Bacardi meine Rosen entgegen und sage: »Die gibt es sehr wohl.« Überall flattern Blütenblätter herum, und ich sage: »Das sind Kinder, die bei Pornos gezeugt werden. Ich meine, beim Drehen solcher Filme.«
Mr. Bacardi schüttelt den Kopf und sagt: »Großstadtlegenden.«
137 sagt: »In Liebe gezeugt.«
»Starkes Stück«, sagt Mr. Bacardi, »von einem Kind, das bei der Produktion eines Lederfetisch-Gangbang-Videos gezeugt wurde, zu behaupten, es sei in Liebe gezeugt.«
Und ich sage zu ihnen, das ist nicht komisch.
Dieser 137 sagt: »Nein, Moment mal.« Er sagt: »Es gibt Gerüchte von einem Kind, das bei The Blow Jobs of Madison County gezeugt wurde.«
Mr. Bacardi sagt: »Nein.« Er schüttelt den Kopf und sagt: »Sie hat abgetrieben.«
Und 137 sagt: »Also ein Outtake, wie man in der Branche sagt.«
Ich sage, »das ist wirklich nicht komisch.« Meine Hände zittern so sehr, dass die Blütenblätter schon als Wall um meine Füße liegen.
Und Branch Bacardi fragt mich: »Wer denn? Kannst du mir auch nur eine einzige Darstellerin nennen, die ein Pornokind bekommen hat?«
Ich zeige auf einen Videomonitor, wo Cassie Wright, die Wangen mit Reispuder getüncht, schwarzes Geisha-Make-up um die Augen, als reizend spröde Japan-Amerikanerin agiert. Der Film heißt Snow Falling on Peters
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