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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Der Film heißt The Handmaid’s Tail.
    Ein klassischer gesellschaftskritischer Porno.
    »So bin ich an diesen Job gekommen«, sagt die Assistentin. »Bei meinem Vorgespräch hat Ms. Wright mein Haar gerochen.«
    »Ich auch«, sage ich und befühle die über meinen Kopf gekämmten Haare.
    »Dachte ich mir«, sagt sie und runzelt die Stirn. »Es hätte allerdings auch eine Chemotherapie oder irgendeine schreckliche tödliche Krankheit sein können.«
    »Nein«, sage ich. »Es ist bloß das Shampoo.«
    »Da irrst du dich«, sagt sie.
    »Okay«, sage ich, »mag sein, dass mich ein Haufen fremder Männer in einem miesen Schwulenporno in den Arsch gefickt hat, aber irgendeine schreckliche Krankheit habe ich jedenfalls nicht.« In den Papieren auf ihrem Clipboard muss ja irgendwo mein Gesundheitszeugnis sein.
    »Nein«, sagt sie. Sie liest die Namen und Grüße auf Mr. Totos weißer Stoffhaut und sagt: »Das war nicht Martha Graham. Sondern Agnes de Mille.«
    Ich habe ihr Autogramm auf Mr. Toto mit nur einem »L« geschrieben. »Agnes de Mile«. Schlimmer Patzer.
    »Schon gut«, sage ich. Ich habe mich mein Leben lang in fast allem geirrt.
    Ihr könnt mir glauben, dass ich denen nicht alles über mich erzählt habe, über meinen geliebten Vater und mein wunderbares, herrliches Oklahoma, dieses weite flache Land von einem Horizont zum anderen. Nein, ihr könnt fragen, aber ich sage nichts, ich spare mich auf für Charlie Rose. Für Barbara Walters. Larry King. Oder Oprah Winfrey. Niemand außer einem anerkannten Talkshowgott wird meine Geschlechtsteile analysieren dürfen.
    Als wir auf den Greyhound-Bus warteten, sagte mein Vater immer wieder, dass ich schreiben soll. Sobald ich mich in Kalifornien eingerichtet habe, solle ich ihnen eine Postkarte schicken und ihm und meiner Mutter mitteilen, wohin sie meine Post schicken können. Natürlich sagte er auch, dass ich anrufen soll, notfalls mit R-Gespräch. Und zwar gleich nach meiner Ankunft in Los Angeles, damit meine Mutter sich keine Sorgen zu machen brauche.
    Väter. Mütter. Mit ihrer ewigen Aufmerksamkeit und Sorge. Die machen einen kaputt, immer.
    Die Assistentin hält still, die Schultern fest durchgedrückt, damit ich die weißen Schuppen von ihrem Pullover schnipsen kann. In ihren Augen tanzen winzige Bildschirme, auf denen Cassie Wright als letzte heiße Braut in dieser schrecklichen Zukunftswelt sich zu ihrem eigenen Schutz nur in breitkrempigem Hut und langem Mantel in die Öffentlichkeit wagen kann. Sieht beinahe aus wie eine Nonnentracht, nur rot.
    Eine Stimme sagt: »Achte drauf, dass er einen Gummi nimmt, Sheila.« Eine Männerstimme. Branch Bacardi ist neben uns stehen geblieben; er hat den Bauch bis ans Rückgrat eingezogen, trotzdem hängen Hautfalten über den elastischen Hosenbund seiner Preisboxerhosen aus rotem Satin.
    Sheila sagt kein Wort. Sie sieht ihn nicht einmal an.
    Bacardi zeigt mit dem Daumen auf mich und sagt: »Du bist auf dem Holzweg, Schätzchen.«
    Bacardi verschränkt die Arme vor seiner rasierten Brust. Er lächelt, fährt mit der Zunge über seine oberen Schneidezähne, zwinkert und sagt: »Aber wenn du ein Kind haben willst, steh ich zur Verfügung.«
    Und die schwarze Baumwoll-Polyester-Rippstrick-Scheußlichkeit ihres Pullovers schüttelt sich. Ihre Schultern beben, und sie macht die Augen zu und sagt: »Vergewaltiger.«
    Die Feier von meinem Highschoolabschluss in Oklahoma war am Samstagabend gewesen. Jetzt war Montagmorgen. Eben noch schreite ich in schwarzem Doktorhut und Talar über das Footballfeld, um von Direktor Frank Reynolds mein Zeugnis entgegenzunehmen. Und jetzt stehe ich plötzlich neben meinem Koffer, den ich zum Schulabschluss geschenkt bekommen habe. Mein Vater und ich spähen blinzelnd die Straße hinunter, ob der Bus nicht bald kommt. Mein Vater sagt: »Wenn du ein Mädchen kennenlernst, schreib uns sofort.«
    Branch Bacardi verzieht sich, ich zupfe der Assistentin noch ein paar Schuppen von der Schulter, und sie sagt: »Er hat sie zu einer Abtreibung gedrängt. Wollte ihr sogar das Geld dafür geben. Ein Baby würde ihre Titten ruinieren, hat er gesagt. Das wäre das Ende ihrer Filmkarriere.«
    Sie sagt, sie muss die braunen Papiertüten der drei Männer holen, die jetzt bei Cassie Wright am Set sind. Sie muss ihnen ihre Kleider und Schuhe bringen.
    Drüben steht der junge Schauspieler und starrt die Pille auf seiner Handfläche an.
    Nur um sie aufzuziehen, frage ich, warum wir die Leute nicht mehr sehen, wenn

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