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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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sich: »Verdammt, so beliebt möchte ich auch mal sein...« Aber jedes Mal, wenn er zu einem Casting ging, war er immer nur ein junger Mann in einer Riesenschar anderer junger Männer. Fernsehwerbung. Spielfilme. Nie kam der ersehnte Anruf. Schon bevor er einundzwanzig wurde, bekam er von den Castingagenten zu hören, er sei zu alt. Am Ende blieb ihm nichts anderes übrig, als mit dem Bus nach Oklahoma zurückzufahren.
    Ex-Dan-Banyan neigt seine Pillenflasche, bis ihm eine Pille in die offene Hand rollt. Er sieht sie an und sagt: »Mein Agent meint, wenn man mich in diesem Film sieht, erkennt man mich als heimlichen Hetero. Er setzt auf mindestens bisexuell.« Er betrachtet die blaue Pille in seiner Hand. Die Adern in seiner dunkelroten Stirn schwellen an. Sein Gesicht verfärbt sich ins Violett eines wund geriebenen Pimmels, die Adern zucken und pochen unter der Haut.
    Sein Agent hat bereits eine Pressemitteilung drucken lassen, die demnächst verteilt werden soll. Die Überschrift lautet: »Dan Banyan kommt wieder!« Der Text darunter befasst sich mit dem tragischen Tod einer der bekanntesten Pornodarstellerinnen Amerikas. Und dann weist er offiziell alle Gerüchte zurück, denen zufolge sein enormer steinharter Ständer und seine gnadenlos animalische Stoßtechnik für den Tod meiner Mom verantwortlich seien.
    Der Ex-Dan-Banyan hält mir die Hand mit der Pille hin. Er sagt, wenn ich sie nehmen will, bitte sehr. Gratis. Ich brauche ihm keinen zu blasen oder so was.
    Mr. Bacardi befummelt die Kette an seinem Hals, lässt das Amulett aufspringen und schaut hinein.
    Ich habe dieses Amulett schon gesehen. Am Hals meiner Mom in Blow Jobs of Madison County . Er trägt Cassie Wrights Kette.
    »Nur ein einziger Fehler«, sagt Ex-Dan-Banyan, »und du kannst dich abstrampeln, wie du willst, du kommst nie mehr hoch.« Mit seiner leeren Hand nimmt er meine Hand. Seine Finger sind heiß, fieberheiß, und ich spüre sein Herz in den Fingern klopfen. Er dreht meine Handfläche nach oben und sagt: »So hart du auch arbeitest und sosehr du auch dazulernst, die Leute werden nie etwas anderes von dir wissen, als dass du diesen einen Fehler gemacht hast.« Er legt die blaue Pille auf meine Handfläche und sagt: »Einmal das Falsche getan – und du bist bis an dein Lebensende tot.«
    Mr. Bacardi betrachtet die Pille in dem Amulett meiner Mutter.
    »Wenn heute keiner stirbt«, sagt der Ex-Dan-Banyan, »muss ich wieder nach Oklahoma zurück.«
    Und er schließt meine Finger über der kleinen blauen Pille.

19
     
    Mr. 137
     
    Als ich das letzte Mal in Oklahoma war, sollte es eigentlich wirklich das letzte Mal gewesen sein. Dieser riesige blaue Himmel, der sich über die kahle Landschaft stülpt. Nichts als Staub und Steine von einem Horizont zum anderen. Staub und Steine, und die Sonne immer da oben, und die Mittagssirene der freiwilligen Feuerwehr. Staub und Steine, und mein lieber, einfältiger, gutmütiger Vater, der mit mir an der Bushaltestelle wartet, bis der Greyhound kommt, der mich in die große, verführerische, unheilvolle Stadt bringen soll.
    Ich sage zu der Assistentin, wenn Oklahoma irgendwelche Ähnlichkeiten mit dem gleichnamigen Musical hätte, würde ich dort immer noch leben. Cowboys, die in der Eisenbahn steppen. Gloria Grahame . Hausierende Zigeuner. Kunstvolle Traumsequenzen, choreographiert von Martha Graham.
    Ich beuge mich vor und zupfe mit den Fingerspitzen eine besonders schauderhafte Schuppenflocke von der Schulter der Assistentin, von ihrem schwarzen Pullover. Fühlt sich an wie fünfzig Prozent Polyester und fünfzig Prozent Baumwolle; Raglanärmel, weiter Rollkragen. Rippstrick. Überall hängen Fäden raus. Scheußlich. Und ich schnipse die weiche Schuppe weg.
    Neben Gloria Grahames gefälschtem Autogramm steht auf Mr. Toto: »Welches Mädchen könnte jemals ›nein‹ zu dir sagen?«
    Die Assistentin sieht der weißen Schuppe nach, die im Flackerlicht der Monitore zu Boden rieselt. Sie sagt: »Ich benutze ihr Shampoo...«, und zeigt mit einer Kopfbewegung auf den Bildschirm, wo Cassie Wright in einer finsteren Science-Fiction-Welt gefangen ist. Krieg und Giftmüll haben alle Sexgöttinnen außer ihr dahingerafft. Als letzte Überlebende ihrer Art muss sie immerzu in Stringhöschen, Pushup-BH und Stöckelschuhen herumlaufen und sämtlichen Angehörigen der bösen faschistischen, quasi-religiösen, vom Alten Testament inspirierten theokratischen Regierung für Ficks und Blowjobs für Verfügung stehen.

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