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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Punkt.
    Ich schlage noch einmal, um den Schmerz abzutöten, und eine mit Mascara vermischte Träne löst sich aus einem Auge und zieht einen schwarzen Streifen über Ms. Wrights Gesicht. Und ich schlage noch fester zu, bis wir beide ganz mit ihrem Blut bespritzt sind.

21
     
    Mr. 600
     
    Der mit dem Teddybär und Sheila scheinen sich prima zu verstehen. Er streicht über ihre Titten, ihre Haare. Sheila erzählt ihm irgendeinen Scheiß von mir. Beide sehen zu mir rüber. Zeigen mit Fingern auf mich. Quasseln.
    Der vom Fernsehen fasst sich dauernd an den Kopf, ihm fallen die Haare aus. Die Adern in seinem Gesicht sind dick geschwollen, verästelt, dunkelrot. Augen wie ein Mops, schon so weit rausgequollen, dass sie ihm jederzeit aus den Höhlen fallen. Und rot unterlaufen sind sie, und triefend nass. Schweiß perlt aus seinem Haaransatz, Schweiß bedeckt Nacken und Stirn.
    Dem Teddymann geht es nicht sehr gut.
    Symptome, die nicht mal seine glatte dunkle Palm-Springs-Bräune überdecken kann.
    Diese Tests, die Sheila von den Männern verlangt hat, die Gesundheitszeugnisse, die die meisten mitzubringen hatten, nichts davon ist narrensicher. Gummis reißen. Außerdem sind Gummis angeblich sowieso nicht dick genug, um Viren den Weg zu versperren.
    Ich gehe dauernd hin und her wie diese Tiger im Zoo, von einem zum andern. In weiten Kreisen durch den Raum schreitend, navigiere ich durch Wolken von Babyölgestank und Stetson-Parfüm und passe sorgfältig auf, dass ich nicht auf den öligen Fußabdrücken von Kerlen ausrutsche, die hier unbedingt glänzen wollen.
    Der Teddymann lässt sich nicht von einer Million kranker durchgeknallter Schwuler ficken und gibt dann seine Probleme an mich weiter. Sicher, ich bin der Wichtigste hier, die Nummer 600, aber dass ich nach ihm meinen Schwanz da reinschiebe, kommt nicht in Frage. Nichts dagegen, wenn er eine Tussi killt, die sterben will, aber mich killt er nicht. Bloß damit er für die nächsten paar Jahre Arbeit hat.
    Zwei erzählen sich Witze. Frage: »Wie viele schwule Fickfilme enden als Snuff-Movies?« Antwort: »Wenn man lange genug wartet – alle!«
    Dieser Witz... das ist kein Witz.
    Sheila und der Teddymann sehen immer noch zu mir rüber. Quasseln ihren Scheiß.
    Etwas abseits starrt Nummer 72 immer noch die Potenzpille in seiner Hand an.
    Auf den Monitoren gleitet Cassie im Dunkeln nackt an einem Strick aus verdrehten BHs und was weiß ich aus einem Fenster nach unten und landet irgendwo draußen auf dem Rasen. Nur mit Stilettos und baumelnden Ohrringen bekleidet, rennt sie los, verfolgt von einem Rudel Dobermänner. Sirenen heulen. Suchscheinwerfer schwenken durch die Finsternis übers Gras.
    Der Teddymann lacht. Sheila lacht. Beide sehen zu mir rüber.
    Nein, ich bin nicht mehr so jung wie damals, aber so viel Respektlosigkeit muss ich mir nicht gefallen lassen. Ohne meinen Namen hätte dieses Projekt einige Sponsoren weniger. Die Tacochips und die anderen Fressalien sind nur meiner harten Arbeit zu verdanken. Die Miete für diesen Schuppen. Das Bett, das die Kerle da oben zerlegen. Das alles dürfte doch wohl darauf hindeuten, dass mir ein gewisser Respekt zusteht.
    Nummer 72, der kleine Idiot, starrt die Pille in seiner Hand an, dann sieht er wieder Cassie zu, die vor den bellenden Hunden davonläuft.
    Ich bleibe neben dem Jungen stehen. Ich sage: »Hey, bist du heute hergekommen, um zu sterben?«
    Ich sage: »Natürlich nicht. Ich auch nicht.«
    Ich sage: »Teddy Dan Banyan wird uns beide umbringen.«
    Ich sage, ich habe einen Plan, und er soll mit mir mitkommen. Wir zwei schlendern ganz harmlos in die Nähe von Sheila und dem Teddymann, die sich immer noch unterhalten. Sie mit ihrem Clipboard. Er mit dem Bär unterm Arm, auf dem Britney Spears’ Name steht.
    Ich sage Sheila, meine Bräunungscreme hat die Nummer auf meinem Arm verschmiert, ob ich mal ihren Stift haben kann, um meine »600« etwas aufzufrischen.
    Sheila sieht mich an, zieht einen Mundwinkel zur Seite und lässt ihre Zähne aufblitzen. Sie reißt die Nasenlöcher so weit auf, dass man durch die muschelrosa Tunnel bis in ihr Gehirn sehen kann. Sie nimmt den Stift von ihrem Clipboard und hält ihn mir hin.
    Ich nehme ihn und sage: »Danke, Schätzchen.«
    Sheila sagt nichts. Sie und der Teddymann sagen beide kein Wort. Lachen nicht. Ihre Augen und ihr böses Geschwätz warten, dass ich gehe.
    Um sie zu täuschen, mache ich ein paar Schritte, den Jungen im Schlepptau. Hinter Sheila drehen wir beide

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