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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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greift er auch mit der anderen nach hinten, so dass beide Hände sich in seinem Nacken treffen und die Haare in seinen Achselhöhlen zu sehen sind, graue Stoppeln. »Moment«, sagt er, und die Kette um seinen Hals wird locker und geht auseinander. Mr. Bacardi lässt das goldene Herz an der Kette baumeln. Er hält es mir hin und sagt: »Nimm es: Das ist dein Schlüssel zu Ruhm und Reichtum.«
    Das Herz schwingt hin und her, die Monitore spiegeln sich darin, und Mr. Bacardi sagt: »Stell dir vor, du müsstest in deinem ganzen Leben keinen Tag mehr arbeiten. Verstehst du, Mann? Stell dir vor, von heute an bist du reich und berühmt.«
    Meine Adoptivmutter, erzähle ich ihm, ist eine verdammte Heuchlerin. Als sie mich mit der Sexpuppe erwischte, an diesem Tag war sie von ihrem Kuchenbacken-Workshop nach Hause gekommen. Sie und mein Adoptivvater schlafen schon immer in getrennten Zimmern. Meine Adoptivmutter lässt mich nicht im Internet surfen, weil sie Angst hat, das könnte mich noch mehr verderben, aber die Frauen aus ihrem Workshop heuern einen Bäcker an, der erotische Kuchen macht, Sexkuchen, die nackte Leute darstellen, ein Gag, wo man dann nicht um ein Eckstück oder eine Zuckergussblüte bittet, sondern wo alle herumwitzeln, dass sie den linken Hoden haben wollen. So eine Heuchlerin. Und dann steht sie in der Küche und übt Hodensäcke aus Eierschaum und Arschlöcher aus Zitronenquark und mischt Lebensmittelfarben für Kitzler und Nippel. Verschwendet eimerweise Buttercreme, aus der sie eine Reihe Vorhäute nach der anderen auf Wachspapier presst. Du machst den Kühlschrank auf und findest darin Backbleche voller Schamlippen, Reste von Schenkeln und Hinterteilen, wie bei Jeffrey Dahmer, dem Kannibalen, zu Hause.
    Mein Adoptivvater bastelte im Keller an winzigen deutschen Krankenschwestern, schabte mit der Nagelfeile ihre Brüste flach, malte ihnen schmutzige Fingernägel an und schwärzte ihre Zähne, damit sie wie minderjährige Prostituierte aussahen. Meine Adoptivmutter färbte Kokosraspel und machte Schamhaare daraus oder sie verdrehte die Tülle einer Spritztüte für die roten Adern an einer teuflischen Tortenerektion.
    Aus dem nassen Autogrammhund trieft wässrige Tinte an mir runter, an meinem Bein, an der Innenseite meines Arms.
    Und Mr. Bacardi sagt: »Nimm es.« Er hält mir das goldene Herz unter die Nase und sagt: »Schau mal rein.«
    Meine Finger kleben von Puderzucker und Doughnutgelee, in einer Hand halte ich immer noch die kleine Pille, die Dan Banyan mir gegeben hat, die Medizin, die ich nehmen muss, wenn mein Pimmel steif werden soll. Beladen mit dem Rosenstrauß, der Ständerpille und dem nassen Hund, fummle ich mit den Fingernägeln an dem goldenen Herzen herum, bis es aufspringt. Von drinnen sieht mich ein Baby an, ein verschrumpeltes Etwas, kahl, die Lippen gespitzt, faltig wie die aufblasbare Sexpuppe. Ich. Dieses Baby bin ich.
    Das Herz, noch warm von Mr. Bacardis Hals. Glitschig von seinem Babyöl.
    Auf der anderen Seite ist eine kleine Pille.
    Nur eine einfache kleine Pille. In dem Herzen.
    »Zyankali«, sagt Mr. Bacardi.
    Er sagt, ich soll sie in meinem Blumenpapier verstecken.
    »Cassie ist eine geborene Masochistin«, sagt er. »Das ist das größte Geschenk, das ein Sohn ihr machen kann...«
    Also ich weiß nicht.
    »Sie will das«, sagt er. Sie habe ihn angefleht, es ihr mitzubringen, ihm sogar ihre Kette gegeben, damit er es hier reinschmuggeln konnte.
    Mr. Bacardi sagt: »Sag, das ist von Irwin, dann weiß sie Bescheid.«
    Ich frage: »Irwin?«
    »Das war ich«, sagt er. »So habe ich früher geheißen.«
    Er sagt, ich soll ihr das geben, und wenn sie dann stirbt, gehe ich als reicher Mann hier raus. Ich werde viel Geld haben. Ich werde keine Familie brauchen, ich werde keine Freunde brauchen. Wenn man reich genug ist, sagt Mr. Bacardi, braucht man keinen Menschen mehr.
    Das Baby da drin, runzlig und pummelig. Die glatte kleine Pille.
    Was Cassie Wright nicht haben wollte, und das, was sie will.
    Was sie weggeworfen hat, und das, was sie haben will.
    Mr. Bacardi sagt: »Deine Ma hat einen ungeheuer starken Willen. Sie wollte eine Fettabsaugung, ich habe sie ihr bezahlt. Sie wollte eine Brustvergrößerung, ich habe gezahlt. Sehr viel Geld, um Fett abzusaugen und Plastik reinzuspritzen.«
    Das Babybild, sie hat es fast ihr Leben lang an ihrem Hals getragen.
    Mr. Bacardi sagt: »Cassie war es, die einen Porno drehen wollte, um dem Haus ihrer Eltern zu entkommen. Cassie hat mich

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