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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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müssen, bücke ich mich und hebe seinen Autogrammhund vom Boden auf. Aber zu spät, der ausgestopfte Hund ist völlig vollgesogen, mit Öl von den Füßen der Leute oder verschütteter Limo oder kalter Pisse aus der Toilette, und man kann die Namen von Liza Minnelli und Olivia Newton-John nicht mehr lesen. Auf dem Hund sind nur noch dunkle Flecken und Striemen zu erkennen.
    Niemand sieht hin, als Dan Banyan, Nummer 137, in das Licht verschwindet, seine Stirn noch immer verunstaltet von dem »HIV«, das Mr. Bacardi ihm da draufgeschrieben hat.
    Von seinem Hund kann man nicht mehr ablesen, wie sehr Julia Roberts ihn liebt. Die Stoffhaut ist nass, kalt und klebrig, und wo ich hinfasse, werden meine Finger schwarz.
    Ich sage zu Mr. Bacardi, Dan Banyan wird seinen Hund haben wollen. Damit meine Mom ihr Autogramm darauf schreiben kann.
    Mr. Bacardi sieht erst hin, als man die Tür da oben, durch die Dan Banyan verschwunden ist, wieder zugemacht hat. Er sieht die Tür an und sagt: »Junge, hat dein alter Herr jemals dieses klassische Sexgespräch mit dir geführt?«
    Ich sage, »der ist nicht mein Dad«. Ich halte ihm den Hund hin, aber er nimmt ihn nicht. Mr. Bacardi sieht die Tür an und sagt: »Der beste Rat, den mein alter Herr mir je gegeben hat« – und er lächelt, den Blick immer noch auf der Tür -, »ging so: Wenn du die Haare unten um deinen Schwanz herum abrasierst, sieht er, ob steif oder schlaff, fünf Zentimeter länger aus.« Mr. Bacardi schließt die Augen und schüttelt den Kopf. Er macht die Augen auf und sieht mich an. Er sieht den Hund in meiner Hand an und sagt: »Willst du ein Held sein?«
    Die feuchten Stellen auf der Hundehaut lösen alle Schriftzüge auf, und aus Meryl Streep werden rotblaue Tintenkleckse, violette Flecken, dunkel wie Blutblasen, wie die Einstichlöcher und Hautkrebsgeschwüre, die mein Adoptivvater auf seine winzigen Modelleisenbahnjunkies gemalt hat.
    Mr. Bacardi spreizt die Finger einer Hand und zeigt mit ausgestrecktem Arm in dem Kelleraum umher. Er sagt: »Willst du alle diese Leute hier retten?«
    Ich will nur meine Mom retten.
    »Dann«, sagt Mr. Bacardi, »gib deiner Mom das hier.« Und er klopft mit einem Finger auf das goldene Herz, das an seiner Halskette hängt. Die Kette ist straff gespannt, straff wie Draht, weil er so einen dicken Hals hat, und das Herz liegt auf seinem Kehlkopf, so dass jedes seiner Worte es hüpfen und springen lässt. »Gib ihr das«, sagt Mr. Bacardi und lässt das Herz tanzen, »und du gehst als reicher Mann hier raus.«
    Wer’s glaubt.
    Aus Versehen habe ich meinen Adoptiveltern von dem Film erzählt, den wir heute drehen, und natürlich haben sie mir gleich das Messer an die Kehle gesetzt und gesagt, wenn ich heute auch nur das Haus verlasse, brauche ich gar nicht mehr wiederzukommen. Dann würden sie die Schlösser auswechseln und meine Klamotten, mein Bett und alle meine Sachen von der Wohlfahrt abholen lassen. An das Geld auf meinem Konto komme ich nur mit ihrer Unterschrift ran, weil davon eigentlich mein Studium finanziert werden soll. Nachdem meine Adoptivmutter erzählt hatte, wie sie mich mit dieser gebrauchten Cassie-Wright-Aufblaspuppe erwischt hatte, haben sie mir das als Bedingung gestellt, sonst hätten sie kein Sparkonto für mich eröffnet. Alles, was ich mit Rasenmähen und Hundeausführen verdiente, musste ich auf dieses Konto einzahlen, und an das Geld komme ich nur mit ihrer Zustimmung.
    Während ich das Mr. Bacardi erzähle, gehe ich in Richtung des Büffets, das man da aufgebaut hat. Dips und Süßigkeiten. Nachdem ich diese Rosen für meine Mom gekauft habe, kann ich mir eine große Pizza nicht mehr leisten. Ich stopfe mir Tacochips und Käsepopcorn rein und erzähle, ich hätte geplant, heute hier aufzutauchen und meine Mom zu befreien, sie zu retten und ihr Geld zu geben, damit sie nicht gezwungen ist, Pornos zu machen, aber jetzt habe ich nicht mal das Geld, mir was zu essen zu kaufen.
    Ich streiche Kräuterquark auf Cracker, dippe Selleriestangen in Ranch Dressing und erzähle Mr. Bacardi, die Sachen in der braunen Papiertüte mit meiner Nummer drauf, Nummer 72, das ist mein ganzer Besitz auf der Welt.
    In einer Hand den Rosenstrauß, spieße ich mit Zahnstochern kleine Wurststückchen auf.
    Unter einem Arm den nassen Autogrammhund, träufle ich Barbecuesauce auf Knoblauchbrot.
    Mr. Bacardi beobachtet mich. Er zieht seine Stirn in Falten und schürzt die Lippen. Er greift sich mit einer Hand in den Nacken. Dann

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