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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Unterteil ihres Badeanzugs dort kleben, wo sie sie haben wollte. Haarspray in den Stöckelschuhen hat den gleichen Effekt.
    Auf dem Tisch, gespreizt, Ms. Wrights grauer Muff. Buschig blond mit grauen Wurzeln. Die geschlängelte rosa Linie ihrer Dammschnittnarbe. Ich verstreiche das heiße blaue Wachs mit dem Spatel in Wuchsrichtung der Haare.
    Ihre Beinmuskeln zucken und verkrampfen sich unter der Haut. Augen fest zugekniffen. Ms. Wright erzählt von diesem Sackpfeifer Lon Chaney, der habe sich Eier gekocht. Als er das Phantom der Oper spielte, habe Chaney immer hartgekochte Eier zum Set mitgebracht. Vor Drehbeginn schälte er ein Ei und zog vorsichtig die dünne Haut von dem Eiweiß ab. Damit er wie ein Blinder aussah, legte Chaney diese Eihaut auf seinen Augapfel. Ein künstlicher grauer Star. Bakterien sammelten sich unter diesem Häutchen, und Chaney wurde auf diesem Auge tatsächlich blind.
    Tatsache.
    Ich nehme mit dem Spatel die nächste Ladung Wachs. Schmiere wieder ein wenig von Ms. Wrights Busch damit ein.
    Um den Schmerz zu lindern, den reißenden, sengenden, schneidenden Schmerz, wenn man die Haare ausreißt, sagt Ms. Wright, drücken die meisten Fachleute auf die betreffende Stelle. Ein starker Druck, der betäubt die Nervenenden. Noch besser ist es, sagt sie, wenn man draufschlägt. Echte Experten ziehen das Wachs mit einem kräftigen Ruck ab und schlagen auf die kahle Stelle. Sehr fest.
    Sie sagt, die Beine rasiert man sich am besten morgens. Abends sind sie immer ein ganz klein wenig geschwollen, da kommt man nicht bis ganz unten an die Haare ran. Und hat am nächsten Morgen Stoppeln.
    Ich nehme die nächste Portion heißes Wachs und frage, warum sie das Baby bekommen und dann weggeben hat. Warum hat sie die Schwangerschaft nicht einfach, nun ja, abgebrochen? Wozu der ganze Stress mit der Geburt, wenn sie es doch nicht behalten wollte? Ich beuge mich über den Chromtisch und male den nächsten heißen dunkelblauen Streifen zwischen ihre Beine.
    Zum Schälen der Haut, sagt Ms. Wright, kann man sich mit kaltem Kaffeesatz abreiben. Die Gerbsäure darin entfernt tote Hautpartikel auf sanfte Art. Um Cellulitis zu kaschieren, bedeckt man die Haut zehn Minuten lang mit einer Schicht aus warmem Kaffeesatz. Die Orangenhaut sieht auf der Stelle besser aus, aber das hält nur zwölf Stunden.
    Sie sagt, wie ihr Baby gezeugt wurde, das war so furchtbar, ein solcher Verrat, und es müsse einfach sein, dass irgendwann noch etwas Gutes dabei herauskäme.
    Ms. Wright weist mit der Stirn auf das nächste dampfende Wachsklümpchen und sagt: »Wenn man ein Messer unter den Küchentisch legt, soll es die Schmerzen in zwei Teile schneiden, heißt es...«
    In der Pornobranche, sagt sie, nennt man die Nahaufnahme von der Erektion, die in die Öffnung eingeführt wird, den »Meat Shot«. Die Augen geschlossen, die Zähne zusammengebissen, die Finger zu Fäusten geballt, während das Wachs trocknet und Schweiß in die Handtücher tropft, sagt Ms. Wright: »Mr. DeMille, ich bin bereit für den Meat Shot...«
    Sagt, ich soll das Wachs abreißen, ein kräftiger Ruck gegen den Strich. Sagt, ich soll schnell machen und dann auf die kahle Stelle schlagen.
    Der Kirchengeruch brennender Kerzen. Ein Geburtstagstortengeruch, bevor man sich was wünscht und die Kerzen ausbläst. Ihre Möse, sie riecht wie der Bäckerduft warmen Brots.
    Durch ihre zusammengepressten Zähne sagt sie: »Ich hatte niemals vor, ein Pornostar zu werden...«
    Ms. Wright sagt, ein klassischer Trick der Franzosen besteht darin, dass man einen Waschlappen in kalte Milch taucht und dann für einige Minuten auf sein Gesicht legt. Dann taucht man einen Waschlappen in heißen Tee und legt sich den aufs Gesicht. Das kalte Protein der Milch und die heißen Antioxidantien des Tees verbessern die Durchblutung der Haut, und man glüht.
    Schweißrinnsale laufen über ihre bloßen Schenkel. Die feuchten Flecken in dem Handtuchpolster werden immer dunkler. Ms. Wright sagt: »Hast du deine Mutter geliebt?«
    Und ich pule am Rand der blauen Wachsschicht. Schäle ein wenig von der Haut ab. Reiße einen langen starren dunkelblauen Streifen runter. An der Unterseite ein blonder Teppich mit grauen Spitzen. Und ich schlage auf die Haut, dass es klatscht.
    Das muss wehtun, denn in Ms. Wrights Augen schwimmen Tränen.
    Von der Hüfte abwärts zu einem kleinen Mädchen geworden. Glatt wie ein Babypo.
    Überall quellen Bluttröpfchen auf. Jedes einzelne Haarfollikel ein winziger roter

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