So berauschend wie die Liebe
geherrscht hatte, wurde jetzt buchstäblich greifbar. Die Luft zwischen ihnen schien zu knistern. Sie wussten beide genau, dass Lorenzo sie nicht nach Hause bringen wollte, weil sie Schlaf brauchte. Lucy war hin- und hergerissen. Sie sehnte sich nach seiner Nähe, aber sie wollte auch ihrer Verpflichtung nachkommen. Schließlich hatte sie es versprochen.
„Da bist du ja, Lucy!“ Es war Samanthas Mutter, die dazukam. „Ich habe dich schon gesucht.“
Zehn Minuten später saß Lucy in Lorenzos gemietetem BMW auf dem Weg nach Hause, ohne richtig zu wissen, wie ihr geschah.
Lorenzo spürte während der kurzen Fahrt zu ihrem Haus am Stadtrand, wie sie sich innerlich vor ihm zurückzog. Deshalb nahm er, als er Lucy bei der Ankunft aus dem Wagen half, sofort ihre Hand. Er hatte nicht vor, so kurz vor dem Ziel unverrichteter Dinge aufzugeben. Im Lauf des Abends hatte er Lucy beobachtet und war zu dem Schluss gelangt, dass sie keineswegs zu jung und unerfahren war, wie er in Verona geglaubt hatte. Im Gegenteil: Sie war genau die richtige Gefährtin für eine kleine Wochenendaffäre. Denn Lucy Steadman war kein naives Kleinstadtmädchen, sondern eine Künstlerin, die von ihrem Studium an der Londoner Kunsthochschule ein unkonventionelles Leben gewöhnt war und jetzt in Cornwall wohnte, das von jeher Künstler und Hippies anzog. Zweifellos war auch Lucy ein Freigeist und hatte – ihrer Reaktion auf seinen Kuss nach zu urteilen – keine Hemmungen, ihre erotischen Bedürfnisse auszuleben.
„Warte, lass mich aufschließen.“ Er nahm ihr den Schlüssel aus der Hand und öffnete die Tür.
Als Lucy sich umwandte, war er ihr schon ins Haus gefolgt und schloss die Tür hinter ihnen beiden zu. „Willst du einen Kaffee?“, fragte Lucy zögernd.
Er schüttelte den Kopf und streichelte ihr zärtlich die Wange. „Du weißt, was ich will – was wir beide wollen“, flüsterte er. „Seit Stunden kann ich es kaum erwarten …“ Lorenzo nahm sie einfach in die Arme und küsste sie so leidenschaftlich, dass sie alles um sich herum vergaß.
Nicht einen Moment kam es Lucy in den Sinn, sich zu wehren. Achtlos ließ sie die Handtasche fallen, legte die Arme um Lorenzos Nacken und gab sich mit geschlossenen Augen ganz und gar seinem erregenden Kuss hin.
Es kostete ihn alle Willenskraft, sich von ihren Lippen zu lösen. „Wo ist das Schlafzimmer?“, fragte er rau. Als sie ihm die Richtung zeigte, hob er Lucy ohne ein weiteres Wort auf seine starken Arme und trug sie dorthin.
Behutsam legte er sie auf die weiße Tagesdecke des großen Doppelbetts, bevor er sich aufrichtete, das Jackett auszog und es zu Boden fallen ließ, nachdem er etwas aus der Tasche genommen und auf den Nachttisch geworfen hatte. Rasch entledigte er sich dann seiner restlichen Kleidungsstücke.
Lucy hielt den Atem an. Natürlich hatte sie schon einige nackte Männer gesehen, denn während ihres Kunststudiums war Aktmalerei Pflichtfach gewesen. Und dann war da noch Philip, der mit ihr und zwei anderen Mädchen in der Wohngemeinschaft gewohnt hatte, der einzige, mit dem sie bisher geschlafen hatte. Es war an dem Abend gewesen, als man in den Fernsehnachrichten den Bericht über einen Bergunfall am Mont Blanc brachte. Lucy hört zu ihrem Entsetzen Damiens und Antonios Namen und dass einer der beiden tödlich verletzt worden war. Sie war völlig aufgelöst gewesen. Erfolglos hatte Philip herumtelefoniert, um Genaueres zu erfahren. Schließlich hatte er sie einfach in die Arme genommen, um sie zu trösten. Lucy wusste selbst nicht, wie es passiert war, aber es hatte damit geendet, dass sie miteinander schliefen. Im Grunde hatte sie nur Trost gesucht und sich später deswegen geschämt.
All das hatte nichts mit dem zu tun, was sie jetzt erlebte: Lorenzo, der nackt vor ihr stand, ein Körper wie in Marmor gemeißelt. Hingerissen hing Lucys Blick an diesen breiten Schultern, glitt hinab über den muskulösen Oberkörper, den flachen Bauch, die schmalen Hüften … und es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass dieser atemberaubende Mann sie begehrte!
„Wartest du darauf, dass ich dich ausziehe, oder bewunderst du die Aussicht?“, fragte er selbstbewusst lächelnd. Ohne ihr Zeit für eine Antwort zu geben, kniete er sich neben Lucy aufs Bett und begann, ihr Gesicht und ihren Hals mit erregenden Küssen zu bedecken, während er ihr gleichzeitig mit geübten Händen das Kleid auszog. Darunter trug sie nur einen zarten Spitzenslip. Hitze durchströmte ihren
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