So berauschend wie die Liebe
gegeben, genauer hinzuschauen.“
„Ich dachte doch, dass Sie mir irgendwie bekannt vorkämen!“, rief Lucy aus.
„Ja, mir ist inzwischen klar, dass mein Eindruck von Ihnen völlig falsch war“, räumte er freimütig ein. „Aber Sie hatten mich auch an einem wirklich schlechten Tag erwischt. Normalerweise bin ich nicht so …“
„Unerträglich arrogant? Starrsinnig? Überheblich?“, schlug sie neckend vor.
Er lächelte reumütig und drückte ihr sanft die Hand. „Mein rüpelhaftes Benehmen tut mir aufrichtig leid. Bitte, können wir unsere erste Begegnung nicht einfach vergessen und noch einmal ganz von vorn anfangen?“
Das „Bitte“ gab den Ausschlag. Lorenzos Entschuldigung klang ehrlich, und als Lucy ihn anblickte, hatte sie das Gefühl, sich in den Tiefen seiner samtbraunen Augen zu verlieren. „Ja, gut“, flüsterte sie und erschauerte unwillkürlich.
„Hier – nehmen Sie mein Jackett.“ Lorenzo ließ ihre Hand los und knöpfte sein Sakko auf.
„Aber nein, es ist schon gut.“
Lächelnd griff er erneut nach ihrer Hand und drückte sie an seine Brust. Mit dem anderen Arm umfing er ihre Taille und presste Lucy an sich. „Dann lassen Sie sich von mir wärmen …“
Wie gebannt hielt sie still, als er sich langsam herabbeugte, um sie zu küssen. Ganz zart berührten seine Lippen ihre, Lucys Herz setzte für einen Schlag aus, und ein nie zuvor gekanntes Verlangen erfüllte sie. Sehnsüchtig öffnete sie ihre Lippen dem sanften Drängen seiner Zunge und schloss überwältigt die Augen. Mit der freien Hand griff sie Halt suchend nach Lorenzos breiter Schulter, als er sie noch enger an sich zog, und schmiegte sich wie berauscht von diesen himmlischen Gefühlen an ihn.
„Ah Lucy …“ Seufzend gab er ihre Lippen frei und blickte ihr verlangend in die Augen, ehe er die fein geschwungenen Brauen und die geröteten Wangen mit zarten Küssen bedeckte. Verführerisch flüsterte er ihr ins Ohr: „Der Zeitpunkt ist richtig, aber nicht der Ort. Ich denke …“
Was er wirklich dachte, sollte Lucy nie erfahren, denn in diesem Moment wurden sie erneut von Aldo Lanzas dröhnender Stimme unterbrochen, die Lorenzos Namen rief.
„Ich denke, ich könnte den Mann umbringen“, stieß Lorenzo aus, bevor er sich umdrehte und antwortete.
Der Rest des Abends verflog für Lucy wie ein Traum. Aldo bestand darauf, dass sie sich an seinen Tisch im Festzelt gesellten, und Lorenzo wirbelte sie auf der Tanzfläche herum, bis sie glaubte, wie auf Wolken zu schweben. Nebenbei erfuhr sie, dass er sowohl in Verona als auch in New York eine Wohnung besaß und zwischen beiden Städten pendelte, wohingegen seine Mutter meist in dem Haus der Familie am Gardasee wohnte, wo er sie, so oft es seine Zeit erlaubte, besuchte.
Für Lucy bekam das Fest einen ganz besonderen Zauber mit Lorenzo, der sie nicht von seiner Seite ließ und schließlich auch mit ihr zusammen um Mitternacht den übrigen Gästen in den Garten folgte, um das Feuerwerk zu bewundern.
Wie hatte sie nur beschließen können, ihn zu verabscheuen, ohne ihn auch nur im Geringsten zu kennen? Gut, er hatte nach dem Gerichtsverfahren die Beherrschung verloren. Aber fairerweise musste man ihm doch zugutehalten, dass der Tod seines Bruders auch für ihn ein traumatisches Erlebnis gewesen war, weshalb man ihm seinen Ausbruch Damien gegenüber nicht verübeln konnte. Lucy hatte für ihren Bruder viel geopfert, und dennoch hatte Damien ihre Hilfe mit seinem leichtfertigen Verhalten zunichtegemacht und schließlich seinen tragischen Tod herbeigeführt.
Während Lorenzo nun mit ihr lachte und scherzte, konnte sie nicht begreifen, wie sie ihn je für humorlos hatte halten können. Tatsächlich war sie völlig bezaubert von seinem Charme und suchte immer wieder mit leuchtenden Augen seinen Blick, als die Hochzeitsgäste allmählich aufzubrechen begannen.
„Die Party ist fast vorbei, Lucy. Kann ich dich nach Hause bringen?“, fragte er vielsagend.
„Ich habe versprochen, heute Nacht hierzubleiben, um morgen früh beim Aufräumen zu helfen“, gestand sie widerstrebend.
„Muss das wirklich sein?“ Er nahm ihre Hand und streichelte mit dem Daumen zärtlich ihr Handgelenk, was ihr sofort heiße Schauer über den Rücken jagte. „Ich könnte unserer Gastgeberin doch sagen, dass du zu müde bist und ich dich nach Hause begleite, weil du dringend ins Bett musst.“
Sie sahen sich an. Die erotische Spannung, die unterschwellig den ganzen Abend zwischen ihnen
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