So berauschend wie die Liebe
seinen Namen rief.
Sie aber blickte über die Schulter zurück. „Der Mann an dem Tisch da hinten scheint Sie zu kennen“, sagte sie. Lorenzo unterdrückte eine Verwünschung.
„Hey Lorenzo, ragazzo , komm und trink ein Glas mit uns!“, rief die Stimme mit dem unverkennbaren italienischen Akzent.
3. KAPITEL
Lorenzo hatte die Stimme natürlich erkannt, und die Höflichkeit gebot es ihm, darauf zu reagieren. Eine Hand auf Lucys Taille, drehte er sich widerstrebend um.
Nur Augenblicke später hielt Lucy ein Champagnerglas in der Hand und wurde Aldo Lanza, dem italienischen Onkel des Bräutigams, vorgestellt, dessen Frau Teresa, den beiden Söhnen sowie deren Frauen und vier Enkelkindern.
„Typisch Lorenzo, sich die schöne Brautjungfer zu angeln, ehe ein anderer auch nur eine Chance dazu hat“, sagte Aldo und küsste Lucy galant die Hand. „Lassen Sie sich von seinem Charme nicht täuschen, er kann ein harter Hund sein, wenn man ihn näher kennenlernt.“ Der alte Herr zwinkerte Lucy zu.
„Das habe ich mir bereits gedacht“, ging sie vergnügt auf seine Neckerei ein. „Wir sind uns schon vorher begegnet.“
„Ach, waren Sie vielleicht in Verona? Eine wundervolle Stadt, nicht wahr?“
„Ja, natürlich habe ich die Arena besucht, aber ich hatte nicht viel Zeit, weil ich eigentlich geschäftlich in der Stadt war.“
„Aha, schön und klug! In welcher Branche arbeiten Sie denn?“
„Genug gefragt, Aldo“, mischte sich Lorenzo ein. „Ich bin sicher, Lucy möchte auf einer Hochzeit nicht über Berufliches reden.“ Er wollte Aldo so wenig Informationen wie möglich an die Hand geben, denn dessen Frau Teresa war die größte Klatschtante von Verona.
„Aber nein, es macht mir gar nichts aus. Im Gegenteil“, widersprach Lucy sofort, der es gar nicht gefiel, mit welcher Arroganz Lorenzo für sie antwortete. „Ich habe eine Kunst- und Handwerksgalerie hier in der Stadt. Meine besondere Spezialität sind Porträts in Öl, und ich war in Verona, um ein fertiges Gemälde bei einer Kundin abzuliefern. Eine reizende Dame … vielleicht kennen Sie sie ja. Die Contessa della Scala? Tatsächlich habe ich Lorenzo sogar im Foyer des Hauses, in dem sie wohnt, getroffen“, fügte sie hinzu, wobei sie Lorenzo zuckersüß anlächelte.
Angesichts der jüngsten Schlagzeilen in den Klatschspalten hätte sie nichts Schlimmeres sagen können. Die Lanzas wussten, dass Olivia Paglia eine Wohnung in ebendiesem Haus besaß! Lorenzos dunkle Augen funkelten wütend.
Lucy, die von alledem keine Ahnung hatte, aber das angespannte Schweigen registrierte, fragte sich, ob sie wohl zu weit gegangen sei. Dann sagte Aldo etwas auf Italienisch zu seiner Frau, die ein nachdenkliches Gesicht machte und sich ebenfalls auf Italienisch an Lorenzo wandte. Es entspann sich ein angeregter gestenreicher Wortwechsel zwischen den dreien, von dem Lucy nur wenig verstand. Bis Aldo die Worte „Contessa della Scala“ wiederholte und alle sie, Lucy, ansahen.
„Kennen Sie die Contessa della Scala gut?“, erkundigte sich Teresa auf Englisch.
„Das würde ich nicht behaupten, aber ich habe sie einige Male getroffen und mit ihr telefoniert. Sie ist wirklich ganz reizend.“
„Ah, bella signorina …“ Teresa wechselte wieder in ihre Muttersprache, und die Unterhaltung verlief erneut über Lucys Kopf hinweg.
Lorenzo drückte Lucy fester an sich. Er bildete sich ein, sich mit seinem vagen Hinweis, Lucy schon eine Weile zu kennen – was ja genau genommen nicht gelogen war –, ganz gut herausgeredet zu haben. Aber plötzlich wurde er mit Fragen zu seiner begabten „Künstler-Freundin“ bestürmt, und ihm dämmerte allmählich, dass er so gut wie nichts über Lucy wusste. Stattdessen hatte er die vorschnelle Schlussfolgerung gezogen, dass sie dem süßen Nichtstun frönte. Außerdem begriff er, dass er ein noch größerer Trottel gewesen war als gedacht, weil er ganz selbstverständlich angenommen hatte, Lucy wäre nur nach Verona gekommen, um ihn wegen der Steadman – Deals zu sprechen. In Wirklichkeit aber hatten sie in erster Linie eigene Geschäfte in der Stadt abgewickelt.
Während Aldo und Teresa ungeniert auf Italienisch weiterplapperten, beugte er sich schließlich herab und flüsterte Lucy ins Ohr: „Sie hätten mir sagen können, dass Sie Künstlerin sind, Lucy.“
Seine verführerische Art ließ Schmetterlinge in Lucys Bauch flattern. Entschlossen wand sie sich aus seinem Griff, gerade als James dazukam und ihr eine Antwort
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