So berauschend wie die Liebe
zeigen Sie mir das Porträt, von dem ich schon so viel gehört habe.“
Eine Aufforderung, der Lucy nur allzu gern folgte. „Ich glaube, es steht auf einer Staffelei im Wohnzimmer.“
Arm in Arm machten sie sich auf den Weg.
„Gut, und später erzählen Sie mir dann, was in aller Welt Sie mit Lorenzo Zanelli zu tun haben. Er ist doch viel zu ernst für Sie, obwohl ich fairerweise zugeben muss, dass er sehr attraktiv ist. Seien Sie jedoch gewarnt … diese Sorte Mann taugt als Liebhaber, aber man kommt nie wirklich an sie heran. Seine Arbeit ist sein Stolz, und er ist mit Leidenschaft dabei. Alles andere hat das Nachsehen, vor allem die Frauen. Und es muss in seinem Leben schon einige gegeben haben.“
„Das nehme ich an“, bestätigte Lucy, als sie die Flügeltür zum Salon erreichten. „Aber ich habe nichts mehr mit ihm zu tun, denn ich reise morgen ab.“ In ihren Worten lag ein Anflug von Bitterkeit, den die Contessa, sollte sie ihn bemerkt haben, jedoch unkommentiert ließ.
In diesem Moment tauchte Lorenzo hinter ihnen auf. „Contessa …“ Er sprach sie auf Italienisch an.
Doch sie antwortete auf Englisch mit einem verschmitzten Seitenblick auf Lucy. „Sie brauchen sich nicht dafür zu entschuldigen, dass Sie mich bei meiner Ankunft nicht begrüßt haben, Lorenzo. Es war ja nicht zu übersehen, dass Sie von Signora Paglia völlig vereinnahmt wurden, und Lucy hat Ihr kleines Versäumnis mehr als wettgemacht.“ Sie hätte ihn nicht gekonnter in die Schranken weisen können. Zufrieden lächelnd fuhr sie fort: „Übrigens wollte Lucy mir gerade ihr neuestes Kunstwerk zeigen … können wir, meine Liebe?“
Lorenzo stand wie angewurzelt da, lauschte ihrem fröhlichen Lachen und beobachtete verblüfft, wie die beiden kleinen zierlichen Schönheiten … alt und jung … Seite an Seite im Salon verschwanden. Noch nie im Leben war er derart elegant abgeblitzt!
Gerade wollte er ihnen folgen, als Olivia ihn erneut mit Beschlag belegte.
„Lorenzo, du hast mir gar nicht gesagt, dass deine kleine Freundin Künstlerin ist und ein Porträt von deinem Bruder gemalt hat … wie nett. Und wie reizend sie doch in diesem Secondhand-Kleid aussieht. Ich persönlich hatte allerdings nie etwas für Vintage übrig, sondern ziehe neue Kleider vor.“
Er blickte die große Brünette, die an seinem Arm hing, verständnislos an. „Was willst du damit sagen?“
„Hast du es nicht gewusst? Das Kleid, das Lucy trägt, ist ein altes Modell, das die Contessa ihr geschenkt hat. Teresa Lanza hat gehört, wie die beiden sich darüber unterhalten haben. Anscheinend hat die Contessa es getragen, als sie ihren Mann kennenlernte. Das muss ja eine Ewigkeit her sein! Aber immerhin brauchtest du dem kleinen Schützling deiner Mutter kein neues zu spendieren. Sicher hatte sie nichts Passendes für einen Anlass wie diesen.“
Lorenzo wurde plötzlich bewusst, was für ein Biest Olivia wirklich war. Er fasste den Entschluss, dass sich Frederico von nun an selbst um seine geschäftlichen Angelegenheiten würde kümmern müssen, invalid oder nicht. „Entschuldige mich …“ Fast unhöflich schüttelte er Olivias Hand ab und verschwand im Salon.
Lucy und die Contessa saßen zusammen auf einem zierlichen Sofa und hatten eine muntere Schar anderer Gäste um sich versammelt. Gerade lachte Lucy hell über etwas, das der junge Paolo gesagt hatte. Lorenzo nahm sich im Vorbeigehen ein Glas Champagner und näherte sich der Gruppe.
„Champagner, Lucy?“
Beim Klang seiner Stimme blickte sie sofort auf. Ihr Lächeln schwand, als sie das Glas aus seiner Hand nahm. Wenn er nur etwas Interesse über das Bett hinaus an ihr gehabt hätte, wäre ihm längst aufgefallen, dass sie das Zeug nie wirklich trank, sondern allenfalls aus Höflichkeit daran nippte. Allein seine Nähe, als er sich nun mühelos an der Unterhaltung beteiligte, brachte ihr mühsam erkämpftes inneres Gleichgewicht ins Wanken.
Und obwohl er es doch eigentlich gar nicht erwarten konnte, sie endlich loszuwerden, schien er entschlossen, an diesem Abend nicht von ihrer Seite zu weichen. Lucy wusste natürlich, dass es nur Schau war, aber je länger es dauerte, desto mehr regte sich die Hoffnung in ihr.
Nach dem Buffet verabschiedete sich die Contessa, die Band begann zu spielen. Lorenzo führte Lucy auf die Tanzfläche, nahm sie in die Arme … und sofort war es wie bei ihrem allerersten gemeinsamen Tanz: die perfekte Harmonie. Und Lucy gab sich dem trügerischen Gefühl der
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