So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren
ist riesig – und singe »Je hais les dimanches«.
Ein paar Minuten später betrete ich die Bühne erneut. Diesmal trage ich ein Goldlamé-Etuikleid, Schultern und Arme frei, das Pierre Balmain eigens für die Gala entworfen hat. Ich fühle mich unwohl, aber das Kleid zeigt Wirkung. Ich singe »La fourmi« und »Je suis comme je suis« .
Zu meiner großen Überraschung ernte ich donnernden Applaus. April in Paris wird zu einem Triumph.
Meine erste Schiffsreise nach Amerika werde ich als ein seltsames und schönes Abenteuer in Erinnerung behalten.
Mister Zanuck
Meinen Vertrag am Waldorf Astoria hatte ich erfüllt, da ruft Mel Ferrer an. Er ist in Mexiko und dreht unter der Regie von Henry King Zwischen Madrid und Paris , eine Verfilmung von Ernest Hemingways Roman Fiesta .
Für eine Nebenrolle wird eine französische Schauspielerin gesucht. Mel besteht darauf, dass ich komme.
Ich frage Pat, wie ich Henri Patterson inzwischen nur noch nenne: »Was halten Sie von einer Reise nach Mexiko?« Mein Freund Pat und mein Hund Crocodile sind einverstanden. Das Abenteuer kann weitergehen.
Darryl Zanuck produziert den Film.
Der berühmte und allseits geachtete Produzent besucht gerade die Dreharbeiten in Mexiko und sitzt mit meinem reizenden Kollegen und ersten Ehemann von Audrey Hepburn beim Mittagessen.
In der Times entdeckt Mel eine sehr gute Kritik über mein Konzert im Waldorf Astoria. Es gibt auch ein kleines Foto von mir, das er Darryl unter die Nase hält: »Sie suchen doch jemanden für die Rolle der Französin. Was halten Sie von der da? Von der Gréco?«
Der Schauspieler Gregory Ratoff, der perfekt Französisch spricht und mich kennt, informiert Zanuck über die Details meiner Karriere. Wir reisen nach Mexiko.
Ein Wagen wartet am Flughafen auf uns. Wir fahren zuerst zum Hotel und ich eine Stunde später zum Filmstudio. Mel Ferrer empfängt mich mit offenen Armen und führt mich in Zanucks Büro.
Zanuck raucht eine Zigarre. Er ist klein, Mitte fünfzig, hat blaue Augen, einen wachen und durchdringenden Blick und scheint kultiviert zu sein. Mel stellt mich vor, wir geben uns die Hand. Dann bringt Mel mich zur Kostümbildnerin.
Der Schnitt des Dreißigerjahrekleids ist an Hollywoodstandards angepasst, der Hut lächerlich. Allein in der Garderobe, besorge ich mir eine Schere, mit der ich die überflüssigen Federn am Hut entferne. Es ist eine Manie von mir, alles, was mir nicht gefällt, zum Verschwinden zu bringen.
Entsetzt kommentiert die Kostümbildnerin die Änderungen, die ich an dem Hut vorgenommen habe. Sie ist nahezu starr vor Schreck. Wir beide werden wohl keine Freundinnen werden. Der Produzent, der bei der Anprobe auch dabei ist, verzieht zufrieden das Gesicht. Dem Drehbeginn morgen steht nichts im Weg.
Am nächsten Tag erscheint Zanuck auf dem Filmset und fragt mich, ob ich gut untergebracht sei, ob es mir an etwas fehle.
Schon am ersten Abend ruft er mich im Hotel an und lädt mich zum Essen ein. Ich lehne höflich ab, ich sei zu erschöpft. Tatsächlich bin ich lieber mit Pat und meinem Hund Crocodile zusammen, den Zanuck Crocky nennt. »Wo steckt Crocky?«, wird zu einer Standardfrage von ihm. Und Audrey Hepburn will jeden Morgen wissen, ob ich mit Crocky spazieren gegangen bin.
»Nein, ich bin mit Crocky nicht spazieren gegangen.«
»Hast du gefrühstückt?«
»Nein.«
Meine ungesunde Ernährung und meine hektische Lebensweise wollen Audrey so gar nicht gefallen.
Jeden Tag erkundigt sich Zanuck nach meinem Wohlbefinden. Er lädt mich erneut zum Abendessen ein, diesmal ist auch Gregory Ratoff dabei. Ich sage zu.
Zanuck ist ein blendender Anekdoten- und Geschichtenerzähler. Was er über Dreharbeiten und die Stars von Hollywood zu berichten weiß, zeugt von großem Humor. Ich bin hingerissen.
Am nächsten Abend treffen wir uns mit Audrey Hepburn und Mel Ferrer. Schließlich finden sich alle Schauspieler des Films einmal an unserem Tisch ein; ich beginne, Zanuck mit anderen Augen zu sehen. Ich schätze seine Gesellschaft, ich mag unsere Gespräche, sein kinematografisches Wissen imponiert mir. Er spricht sehr gut Französisch. Eines Abends betrachte ich ihn und sage mir: Was hat dieser Kerl nur für schöne Augen, was hat dieser Kerl nur für schöne Hände.
Von da an stecken wir fast täglich zusammen. Wir essen zu Mittag, wir arbeiten und …
Für seine Mitarbeiter ist er der reinste Schrecken. Mir gegenüber ist er von einer ausgesuchten Höflichkeit, immer freundlich und
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