So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren
»festen« Gebäude: Darryl Zanuck, John Huston, Trevor Howard, Errol Flynn, Orson Welles, der Dialogschreiber Patrick Leigh Fermor und ich.
Das Leben in dieser menschenfeindlichen Umgebung hält eine Menge Überraschungen bereit. Gefährliche Insekten, Skorpione, Termiten, eine Hyäne, die sich für die Abfalleimer in der Küche interessiert, oder eine Schlange, die sich in ein Zelt einschleicht, sind keine Seltenheit. Nachts streifen Raubtiere um das Lager.
Der Drehtag beginnt für mich um fünf Uhr früh in der Maske. Eingehüllt in einen Schleier, der mein Gesicht vor dem Staub schützen soll, treffe ich das Team um sechs im Frühstückszelt, in dem es jetzt schon sehr warm ist.
John Huston ist im Morgengrauen nicht auf Tigerjagd gegangen, deshalb sitzt er mit dem Team am Tisch. Zu meiner großen Überraschung ist er Jäger. Er, der einen Film für den Schutz der afrikanischen Tierwelt dreht, ist in Wirklichkeit ein passionierter Elefantenjäger – unter anderem.
Den Elan der ersten Arbeitstage machen die Hitze und die vielen Drehverzögerungen zunichte.
Alle leiden im Stillen unter den sanitären Bedingungen, unter einem Leben fern der Zivilisation. Auch wenn ein Flugzeug uns mehrmals die Woche fünfhundert Liter Mineralwasser bringt, mit denen wir uns waschen können. Auch wenn Limonade und Alkohol in Hülle und Fülle großzügig an das Team verteilt werden.
Errol Flynn verfeinert seinen Grapefruitsaft mit Wodka; Trevor Howard, der Held des Films, führt seinem Körper mit Whisky Feuchtigkeit zu. Ständig werden Teammitglieder nach Hause geschickt und durch andere ersetzt. Die kleinste Wunde entzündet sich, eine Heilung ist manchmal schwierig.
Die Dreharbeiten sind anstrengend, die Hitze sorgt dafür, dass der Drehplan nicht eingehalten werden kann. Aber auch unerwartete Probleme treten auf: Plötzlich sind die Elefantenherden ringsum verschwunden. Hettier de Boislambert, ein hochdekorierter Widerstandskämpfer und bei unserem Film für die Tiere zuständig, macht sich auf die Suche nach ihnen. Marc Doelnitz nimmt an der Expedition teil. Bei seiner Rückkehr gibt er mit glänzenden Augen und dem Humor, den wir von ihm gewohnt sind, Geschichten aus dem aufregenden Leben eines Elefantensuchers zum Besten.
Der Rum fließt in Strömen, der Abend endet als Tanzveranstaltung.
Trotz der Probleme bei der Organisation und beim Dreh bleibt das Verhältnis zwischen Zanuck und John Huston herzlich. Das Filmteam hingegen fürchtet oder verachtet den Produzenten wegen seiner harten Gangart. Der Regisseur versteht es zum Glück, mit Humor und Flexibilität die Gemüter zu beruhigen.
Eines Abends macht sich eine Gruppe von Schauspielern und Technikern in ein nahes Dorf auf. Dort findet ein traditionelles Tanzfest statt. Die Frauen tragen herrliche Halsbänder aus Elfenbein, ihre Brüste sind unbedeckt, und ihre Gesichter sind weiß angemalt. Sie sind schön, und sie tanzen. Dem Rhythmus kann man kaum widerstehen.
Das gesamte Team amüsiert sich. Ich bin die Erste – aber dann reihen sich auch Darryl, John und Errol, die Zigarre zwischen den Zähnen, in den Reigen der Tanzenden ein.
Einige Tage später schleppen Anne-Marie, Marc und ich den Fotografen Claude Azoulay von Paris Match in das Dorf. Er will eine Reportage über den Film und seine Drehorte machen.
Uns bereitet es großen Spaß, ihn mit der Schönheit des Lebens hier bekannt zu machen.
Die Wirtsleute des Teamcafés, sie stammen aus Frankreich, schenken mir eine bezaubernde kleine Manguste, die ich Kiki taufe. John Huston frisst einen Narren an ihr.
Von Zeit zu Zeit stiehlt sie sich davon, dringt in unsere Zimmer ein, um an allem herumzuknabbern, was sie vorfindet. Besonders Darryls teure Zigarren, deren Ringe seine Initialen tragen, haben es ihr angetan. Die Wut des Produzenten lässt sie Zuflucht unter meinem Kopfkissen suchen. Aber er wird ihr den Frevel verzeihen, verschlingt sie doch ein paar Tage später eine Schlange, die sich vor Darryls Bett herumgetrieben hat.
Darryl gefallen meine nächtlichen Ausflüge nicht. Angst und Eifersucht nagen an ihm. Dann macht er sich Sorgen um meine Gesundheit. Ich werde von Tag zu Tag schneller müde. Die Hitze und die langen Wartezeiten auf dem Set demoralisieren mich, ich habe kaum noch Hunger. Ich bin dünner geworden und sehe mitgenommen aus. Ich habe Ringe unter den Augen und leide an Anämie.
Um mich abzulenken, besuche ich ein Fest, das Marc in einem Nachbardorf organisiert hat. Danach leihe ich mir
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