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So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

Titel: So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliette Gréco
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zuvorkommend.
    In Hollywood betritt er sein Büro wechselweise mit einem Krocket- oder Poloschläger. Mit dem schlägt er dann auf seinen Schreibtisch, der eine Nachbildung des Schreibtischs von Napoleon ist. Alle zittern vor ihm. Alle – außer mir. Nach und nach verliebe ich mich in ihn.
    Eines Tages sagt Tyrone Power, mit dem ich im Film zusammenspiele, zu mir: »Hör mal, du musst aufpassen. Dieser Typ ist vollkommen verrückt nach dir. Er wird dir wehtun.«
    »Aber … wieso?«
    »Nimm dich in Acht, der Kerl ist gefährlich.«
    Tyrone mag mich, ich bin gern mit ihm zusammen, er ist charmant. Auch mein Freund Mel ist besorgt über die Wendung, die meine Beziehung zu dem einflussreichen Produzenten genommen hat. Auch er kann es sich nicht verkneifen, mich zu warnen. Diese Beziehung macht allen, die mich lieben, Angst. Ich verstehe nicht, warum.
    Die Szenen mit mir sind abgedreht, auch wenn sie immer mal wieder erweitert worden sind …
    Ich beende dieses Liebesabenteuer auf die einfachste Art der Welt und fliege mit Pat und Crocodile zurück nach Paris.
    Einen Monat später stehen die Szenen der Hemingway-Verfilmung, die in Paris spielen, auf dem Drehplan. Das Filmteam wohnt im sechsten Bezirk. Ich sehe Darryl Zanuck wieder und begreife, wie sehr ich an diesem Mann hänge. Eine intensive Liebesgeschichte beginnt. Sie wird mehrere Jahre dauern.
    An seiner Seite werde ich eine Menge lernen. Zudem ist er auch noch ein wunderbarer Liebhaber. Was für ein Abenteuer, ich bereue es nicht!
    Die Sucht
    Ende 1956 und das ganze Jahr 1957 kämpfe ich an zwei Fronten.
    Ich bereite einerseits eine Reihe von Konzerten für das Olympia vor, mache Plattenaufnahmen und spiele andererseits in Filmen.
    Endlich sehe ich meine Freunde wieder, doch Zanuck, besessen und besitzergreifend, sorgt dafür, dass ich nicht oft in Paris bin; er lässt mich im Ausland drehen.
    In Afrika drehe ich Die nackte Erde , eine Kolonialsaga. Das englische Team ist großartig. Mit ihm gemeinsam entdecke ich in Uganda eine neue Welt für mich.
    Die Eingeborenen mag ich sehr. Sie kommen zu uns, um Statisterie zu machen. Vielleicht wollen sie aber auch nur das Treiben der reichen Abendländer beobachten, die keine Ahnung von dem Leben hier haben, die Gefahren der Tierwelt unterschätzen und keine Gedanken an das Aufeinanderprallen zweier verschiedener Kulturen verschwenden. Wir tauschen mit den Afrikanern ein paar Worte oder verständigen uns mit Gesten, Berührungen oder einem Lächeln. Einmal reagierten sie sehr gereizt. Die Garderobieren hatten die Statisten ohne Schambedeckung zum Drehen geschickt.
    Abends tanzen und singen sie. Später hat uns ein Übersetzer verraten, dass sie sich in diesen Liedern als Krieger feiern, die mit Gewalt gegen die Weißen vorgehen. Aus Sicherheitsgründen mussten wir einmal Hals über Kopf einen Drehort verlassen.
    Eines Morgens, wir sind gerade dabei, eine Außenszene zu drehen, nähert sich unserem Lager ein zweisitziges Flugzeug; mit ohrenbetäubendem Lärm jagt es im Sturzflug auf uns zu, dann steigt es wieder hoch, um im Tiefflug über den Drehort zu fegen. Panik bricht aus, ein halber Drehtag ist verloren. Grinsend steigt Darryl Zanuck aus dem Flieger. Er ist stolz auf sich. Ich bin wütend. Manchmal ist er unausstehlich.
    Der Rest des Films wird in den Pinewood Studios bei London gedreht. Der Film wird wohl kein Meisterwerk werden, im Gegenteil. Ich wohne für einige Wochen im Savoy Hotel. An einem drehfreien Sonntag besuche ich die National Gallery. Ich sehe mir van Goghs Sonnenblumen an. Damals waren die Bilder noch nicht elektronisch gesichert. Sobald der Museumswärter mir also den Rücken zudreht oder kurz verschwindet, strecke ich blitzschnell den Arm aus, um das Bild zu streicheln.
    Abends im Hotel suche ich nach einer Zigarette. Aber ich habe keine mehr. Nothing, nada, plus rien! Ich verlasse mein Zimmer in Richtung Hotelhalle. Der Portier hilft mir meistens aus. Aber er ist nicht da, er hat seinen freien Tag. Hier gibt es keine Zigaretten. Ich marschiere auf meinen niedrigen Absätzen quer durch London auf der Suche nach einem Tabakladen. Sie sind alle geschlossen. Ich lande wieder in meinem Hotelzimmer und beschließe in einem Wutanfall, mit dem Rauchen aufzuhören. Daran habe ich mich bis heute gehalten. Ich habe nie mehr eine Zigarette angerührt.
    Jede Art von Abhängigkeit ist mir zuwider. Da mache ich keine Ausnahme.
    Unbezähmbar
    Wenn Darryl Zanuck in Frankreich ist, wohnt er im Hôtel Plaza

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