So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren
dabei, werde sie mir verzeihen, dass ich ihr eine solche Angst eingejagt habe.
In dem Fernsehfilm Belphégor zu spielen, machte mir tausendmal mehr Spaß als bei einer amerikanischen Kinoproduktion. Noch lieber aber bin ich unterwegs, mit dem Auto oder dem Flugzeug. Denn die bringen mich zu meinem Publikum, mit dem ich zwei Stunden meines Lebens teilen kann.
Der Clown, der Possenreißer, der Künstler soll Botschafter unserer Kultur, unserer französischen Sprache sein. Unglückseligerweise vergisst man das immer wieder. Ich weiß, dass dieser Auftrag heikel ist und das Publikum sein Urteil schnell fällt, oft zu schnell.
Ziehen Sie mich aus!
2006 nehme ich ein Album mit Coverversionen auf: Le temps d’une chanson .
Es ist eine Hymne auf die Vergangenheit, auf meine Vergangenheit. Ich singe Lieder, die ich immer geliebt, aber nie aufgenommen habe. Wie zum Beispiel »Volare«, ein Liebeslied, für das ich eine besondere Zuneigung hege. In meinen Augen ist es ein vollkommener Schlager: nur die einfachsten Worte, aber voller Poesie. Ein Lied, wie es nur aus Italien kommen kann.
Gelobt seien die Dichter, die uns rühren und das Leben schöner und damit erträglicher machen.
Dieses Album mit Liedern anderer Interpreten aufzunehmen war, wie die Kieselsteine wiederzufinden, die der kleine Däumling hat fallen lassen. Einige Lieder sind ganz eng mit einer bestimmten Phase meines Lebens verbunden. So gehört»Over The Rainbow« zum Ende des Krieges, zum Wiedergewinnen der Freiheit.
»Volare«, das ist das italienische Lied der Fünfzigerjahre. La chanson de Prévert ist viel distanzierter und ironischer, ein typischer Gainsbourg.
Alle Lieder dieses Albums wie »Les amants d’un jour« von Édith Piaf oder »Avec le temps« von Léo Ferré sind textlich und musikalisch auf mich zugeschnitten worden. Ich musste sie zu meinen Liedern machen, ohne sie zu verraten. Ich hoffe, das ist gelungen.
Bei den Liedern, die immer wieder von mir verlangt werden, nimmt »Déshabillez-moi« eine Sonderstellung ein. Es ist das erste Lied, das ich für mein Album La femme 1967 aufnehme. Geschrieben hat es Robert Nyel aus Liebe zu einer Stripteasetänzerin. Gaby Verlor komponierte die Musik dazu.
Als sie in die Rue de Verneuil kam, um es mir vorzustellen, war ich sofort davon angetan. Es ist kein bisschen vulgär, alles findet in der Fantasie statt.
Déshabillez-moi, déshabillez-moi
Oui, mais pas tout de suite, pas trop vite
Sachez me convoiter, me désirer, me captiver
Déshabillez-moi, déshabillez-moi
Mais ne soyez pas comme tous les hommes, trop pressés.
Ziehen Sie mich aus, ziehen Sie mich aus!
Aber nicht auf der Stelle, und nicht auf die Schnelle.
Spüren will ich Ihr Verlangen, Ihre Lust, Ihr Begehr.
Ziehen Sie mich aus, ziehen Sie mich aus!
Doch kommen Sie nicht als einer, der es eilig hat, daher.
Und als letzte Textzeile fügte ich hinzu: Et vous, déshabillez-vous! – Und jetzt ziehen Sie sich aus!
Das Lied wird für einige Monate verboten.
Gréco in den Sechzigerjahren im Radio zu spielen war nicht verboten, aber bestimmt nicht empfehlenswert … dennoch ließ ich mich nie davon abhalten, das zu singen, was mir gefiel und was ich für sinnvoll hielt.
Ich singe nur die Texte, die ich für mich ausgesucht habe, vorausgesetzt, die Autoren sind damit einverstanden.
Wenn sie nicht zu mir kommen, dann gehe ich auf sie zu; ich habe Lust, sie kennenzulernen. Ich hatte das Glück, in Begleitung von Françoise Sagan den Schriftsteller Mac Orlan in seinem Haus in Saint-Cyr-sur-Morin in der Île de France besuchen zu dürfen. Eine unvergessliche Begegnung. Ich hatte elf Chansons aus seinem reichen Werk ausgesucht. Er wollte mich sehen. Der Autor von Hafen im Nebel ist ein meisterhafter Erzähler von imaginären Abenteuern.
Seine exotischen Welten erfindet der Schriftsteller, der schon lange nicht mehr verreist, mit seiner Bommelmütze auf dem Kopf, zu Hause. Sein Affe, ein Spaßvogel, der es faustdick hinter den Ohren hat, und sein schokoladesüchtiger Papagei Dagobert, der einen nicht zu Wort kommen lässt, sind das Salz in der Suppe bei unserem Besuch.
Das Album Gréco chante Mac Orlan erscheint 1964 in der Reihe Rencontres . Es erhält den großen Preis der Schallplattenakademie, und Philips Records – das Unternehmen hat lange Zeit gezögert, dieses nicht gerade kommerzielle Projekt zu unterstützen – bringt sogar eine Single-Auskopplung heraus.
Ein anderer Glücksfall: das Gedicht »Le bestiaire de
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