So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren
ein. Ich lehne das Erbe sofort ab und sage: »Auf Wiedersehen.« Dann erstattet er Anzeige gegen mich wegen einer Artikelserie im Paris Match. Er weiß, dass er, nicht ich, verantwortlich für diese unschönen Artikel ist. Er will, dass ich das sage. Aber ich schweige, ich verrate keine Freundschaft.
Ich hätte noch in einigen großen Produktionen mitspielen können, aber dieses Metier und ich, wir sind nicht füreinander gemacht. Ich beschließe, nur noch ab und zu zu drehen, vorausgesetzt, meine wahre Leidenschaft leidet nicht darunter.
Denn ich liebe den direkten Kontakt zum Publikum. Geben und Nehmen, Nehmen und Geben. Es ist wie in der Liebe. Es ist eine Art Rausch, der trunken macht. Beim Film gibt es diese Stühle, auf denen dein Name steht und auf denen du den ganzen Tag sitzt, eine Zigarette nach der nächsten rauchst, um dann drei Minuten zu arbeiten. Das ist schwierig, sehr schwierig sogar. Ich bewundere die Schauspieler, die das durchhalten.
Ich aber stehe am liebsten auf der Bühne. Da mache ich das, wofür ich geboren bin. Dort lebe ich.
Zurück zum Chanson
Ich fange wieder mit dem Singen an.
Henri Patterson begleitet mich abermals auf der Bühne.
Ich arbeite mit neuen, sehr talentierten Textdichtern zusammen: Bernard Dimey, Mac Orlan, Léo Ferré, Serge Gainsbourg, Guy Béart. Ich nehme ein Album auf, mein Publikum finde ich im Konzertsaal des Bobino wieder. Tourneen führen mich quer durch Europa, nach Japan und in den Mittleren Orient.
Anfang 1962 singe ich auf dem Passagierschiff France . Die Taufpaten des Schiffs, die Schauspielerin Michèle Morgan, der Romancier Joseph Kessel und der Dramatiker Marcel Achard gehören zu meinem Publikum. Die Reise beginnt für mich wie gewohnt an der Reling stehend. Ich bin wieder seekrank. Als jedoch ein Sturm aufzieht und die France knapp einem Schiffbruch entgeht, bin ich wohlauf. Ich bin nun mal ein Trotzkopf.
Bei der Vorführung des Films Das Haus der Sünde von Henri Decoinim großen Kinosaal des Passagierschiffs bin ich nicht dabei. Ich hatte diesen Polizeifilm ein Jahr zuvor auf der Atlantikinsel Noirmoutier gedreht und spiele darin eine seltsame junge Frau, die einen Gepard besitzt.
Zwischen Raubtieren funkt es zwangsläufig. Wir beide liebten uns sehr. Es war ein Weibchen und schlief mit mir zusammen in der Garderobe. Der Idee, das Tier auf einem Plattencover mit mir zu verewigen, konnte ich nicht widerstehen. Schließlich hatte es mich als seine Freundin ausersehen. Darauf werde ich immer stolz sein.
Belphégor
Der Erfolg der Miniserie Belphégor oder das Geheimnis des Louvre 1965war eine Überraschung.
Als ich in Japan gastiere, wird dort gerade jede Woche eine Episode des Fernsehfilms ausgestrahlt, was ich nicht weiß.
»Sie können durchgehen, Belphégor.« Mit diesen Worten winkt mich der Beamte nach meiner Landung durch den Zoll. Da muss wohl etwas passiert sein, denke ich mir.
Jeden Samstagabend versammeln sich die Franzosen vor dem Fernseher, um sich eine neue Folge von Belphégor anzusehen. Ich spiele die Zwillinge Laurence und Stéphanie und Belphégor natürlich auch.
Claude Barma ist der Regisseur, er versteht es, Schauspieler zu führen. Die Dreharbeiten dauern fünf Monate, denn ich will parallel dazu auch meinen Beruf als Sängerin ausüben.
Zu Beginn der Drehzeit singe ich im Bobino, danach mache ich mich auf den Weg zum Louvre, in dem Nachtszenen gedreht werden. Dieser Film war ein Riesenspaß. Den Schauspieler François Chaumette, ein außergewöhnlicher Mensch und Kollege, werde ich immer lieben. Christine Delaroche und Yves Rénier sind auch mit von der Partie.
Die Stimmung am Set ist bestens. Françoise Sagan kommt uns oft besuchen. Wir sind nicht gerade sehr diszipliniert, wir trinken ein bisschen zu viel und spielen Karten, bis der Morgen graut. Dann müssen wir wieder arbeiten, aber im Gegensatz zur landläufigen Meinung verleiht uns unser verrückter Lebensstil Flügel.
Dieser Fernsehfilm hat mich richtig berühmt gemacht. Schließlich war ich Gast in jedem Wohnzimmer.
Ich wurde zu einem gesellschaftlichen Ereignis, das auch Kontroversen auslöste. Denn ich versetzte Kinder in Angst und Schrecken.
Meine Tochter Laurence-Marie, die damals in einem Schweizer Internat lebte, bekam ausnahmsweise die Erlaubnis, sich die Fernsehserie anzusehen. Später gestand sie mir, dass sie monatelang Albträume hatte. Hinter der Fenstertür ihres Zimmers tauchte regelmäßig ein Gespenst auf. Nie, so drohte sie mir, und lachte
Weitere Kostenlose Bücher