So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren
ein Fahrrad, um damit in aller Ruhe ins Camp zurückzufahren; ich will schlafen.
Darryl hat sich an diesem Abend vor dem Gebäudeeingang postiert. Er erwartet mich. Ist gereizt. Meine Abwesenheit macht ihn unglücklich. Seine Darstellerin auf einem Fahrrad zu sehen, und das mitten in der Nacht, macht ihn plötzlich wütend. Es hagelt Vorwürfe wie bei einem alten Ehepaar.
Ein Wort ergibt das andere, schließlich werde ich handgreiflich. Mit all meiner Kraft schlage ich auf Darryl ein, der mich verzweifelt packt, damit ich aufhöre. Erschöpft breche ich zusammen. Das Band zwischen uns scheint zerschnitten.
Die Eingeborenen schenken mir ein bezauberndes Leopardenbaby von drei Monaten. Ein lebendes Stofftier, das ich mir um die Hüften schlinge. Der Kleine schläft unter meinem Bett, ich gehe mit ihm im Camp spazieren. Ich hege mütterliche Gefühle für ihn. Alle Welt warnt verstohlen vor der Haltung eines solchen Tiers. In Wahrheit haben sie alle Angst vor ihm, außer mir.
Eines Abends – ich war den ganzen Tag weg – betrete ich mein Zimmer: Der Kleine ist weg. Er hat sich in Luft aufgelöst. Hat man ihn geraubt?
Ich bin traurig und tief verletzt. Jemand wird ihn in der Savanne ausgesetzt haben. Diese Aktion war weder gut für meine Gesundheit noch für mein Verhältnis zu Darryl. Später erfuhr ich, dass die Versicherung das Halten des kleinen Raubtiers verboten hatte.
Gegen Ende der Dreharbeiten wohnt das gesamte Team in einem klimatisierten Hotel in Maroua, in Kamerun. Der Swimmingpool wird sofort zu dem Ort, an dem alle sich treffen.
Trotz des ungewohnten Komforts geht es mit meiner Gesundheit noch schneller bergab. Ich bekomme hohes Fieber und muss das Bett hüten. Ein schlimmer Furunkel entstellt meinen Augenwinkel. Wenn ich bei klarem Bewusstsein bin, suche ich mir aus meiner Garderobe ein schönes Kleid und Schuhe mit hohen Absätzen aus. Nur zu meinem persönlichen Vergnügen ziehe ich mich dann um. Ich öffne meinen Schminkkoffer und betrachte all die Pinsel und Pülverchen. Eines Abends ziehe ich die Schublade auf, in der sich die Dose mit dem Reispuder befindet, und hebe die dicke Puderquaste hoch: Eine Tarantel von ansehnlicher Größe springt heraus und landet mit einem Satz an der Wand. Ich lasse sie nicht aus den Augen, während ich langsam einen Schuh ausziehe. Mit einem festen Schlag töte ich sie, der metallene Schuhabsatz durchbohrt ihren Körper. Ich beobachte ihre letzten Zuckungen, und als ich mir absolut sicher bin, dass sie tot ist, befördere ich sie mithilfe eines Blattes Papier in die Toilette. Ich gehe wieder ins Bett, denn ich fühle mich sehr schwach.
Marc Doelnitz erzähle ich von dem Vorfall. Er glaubt, dass ich unter Fieberfantasien leide. Dann soll er doch bitte selbst nachsehen. Marc hebt den Toilettendeckel hoch und stößt einen furchterregenden Schrei aus. Selten habe ich so herzlich gelacht.
Kurze Zeit später bringt man mich auf dem schnellsten Weg nach Frankreich zurück und liefert mich im amerikanischen Krankenhaus in Neuilly ein. Die Journalisten warten auf mich am Flughafen; mein einziger Trost: auch meine kleine Tochter erwartet mich.
Die Presse verfährt nicht gerade freundlich mit uns. Zanuck ist Amerikaner, viel älter als ich, ein großer Produzent, ein Kinomogul, reich und mächtig. Das kommt nicht gut an.
Das passt nicht in das Bild, das die Franzosen von mir haben. Sie sehnen sich nach dem Mädchen mit den langen Haaren, die bis zum Po reichen, das etwas rundlich ist und am liebsten Hosen trägt. Diese dünne, magere Frau, die Kleider von den großen Couturiers trägt, sich mit teurem Schmuck behängt und mit ihrem Produzenten die Festivaltreppe von Cannes emporschreitet – nein. Die französische Presse bleibt unbarmherzig. Viele Freunde übrigens auch. Das ist die unpopulärste Liebesgeschichte meines Lebens.
Ich habe Zanuck geliebt. Und das ging nur mich etwas an. Das wollte ich zumindest glauben. Ich hatte mich getäuscht.
Ich habe noch in einigen Filmen, die Zanuck produziert hat, mitgespielt. Die Dreharbeiten fanden in Frankreich, Deutschland, England, Irland und an der Elfenbeinküste statt.
1960 verlasse ich ihn. Er langweilt mich. Das war immer der Grund. Er versucht mit allen Mitteln, mich zu halten. Er legt Geld auf den Tisch, denn er weiß, dass ich meine Steuern zahlen muss, aber ich lasse seine Scheine durch das Zimmer fliegen. Es lebe die Freiheit, sie ist der größte Schatz!
Er setzt mich zur Erbin eines Teils seines Vermögens
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