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So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

Titel: So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliette Gréco
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Paris«. Den Autor, Bernard Dimey, kannte ich schon. Er hatte Erfolge wie »Mon truc en plume«für Zizi Jeanmaire geschrieben, »Le Quartier des Halles« für Les Frères Jacques und »Syracuse« für Henri Salvador.
    Wir sind im Jahr 1962. Ich singe Lieder wie »Les petits cartons« und »J’ai le c œ ur aussi grand«, da schlägt mir Bernard Dimey vor, sein Poem »Le bestiaire de Paris« zu interpretieren; die Musik stammt von Francis Lai. Und als meinen Partner bringt er den wunderbaren Schauspieler Pierre Brasseur ins Spiel.
    Und der Text ist wirklich wunderschön.
    Les nuits blanches à Paris ont des couleurs atroces
    Ou de zinc ou de sang ou la couleur des yeux
    Les yeux jamais fermés des forçats de la noce
    Qui bâfrent au hazard le Diable ou le Bon Dieu.
    Die Farben der durchwachten Nächte in Paris sind abscheulich
    Man denkt an Zink, an Blut oder an die Farbe von Augen,
    Die mal den Teufel, mal den lieben Gott verschlingen,
    Weil sie auf ihrer ew’gen Brautschau zum Schließen nicht mehr taugen.
    Die Schallplatte erscheint erst viele Jahre später; Philips hatte sie in der Versenkung verschwinden lassen. Michel Célie aber, der jetzt sein eigenes Label hatte, erinnerte sich an die Produktion, da er damals bei Philips angestellt war.
    Meinen Erfolg verdanke ich auch all denen, die meine Interpretationen geliebt haben. Jacques Canetti, ein wichtiger Mann in der Welt der Musik, entdeckte mich im Rose Rouge. Damals tat er sich gerade mit Philips zusammen. Die holländische Firma wollte den Verkauf ihrer Glühbirnen und Elektrogeräte ankurbeln. Canetti baute deshalb für sie eine Plattenfirma auf.
    Das erste Plattenetikett von Philips, eine 78er-Scheibe, trägt die Namen von Georges Brassens und mir! Jacques Canetti ging das Risiko ein und schlug mir eine Plattenaufnahme vor. Ich dachte, er scherzt. Denn ich meinte, ich bin noch nicht so weit. Les Frères Jacques haben mich dann überredet. Meine Bewunderung für dieses Quartett ist grenzenlos. Ihre Interpretation von Raymond Queneaus »Exercices de style«ist ein vollkommenes Vergnügen. Künstlern, die so stilsicher sind, musste ich vertrauen.
    Meine erste Schallplatte bei Philips erschien 1950. Ihr sollten viele folgen, ich habe sie nicht mehr gezählt. Aber eines weiß ich: Ich durfte bei Philips mit den besten Arrangeuren und Instrumentatoren zusammenarbeiten: mit André Grassi, Michel Legrand, Alain Goraguer, André Popp, Christian Chevalier, Claude Bolling, Michel Colombier und natürlich mit François Rauber. Ich verbeuge mich vor ihnen allen.
    Quer durch die Welt
    Nie bin ich mehr gereist als in den Achtzigerjahren. In Frankreich durchlebte ich damals eine schwere Zeit.
    Ich war nicht mehr gefragt, und zum nationalen Denkmal reichte es noch nicht, wie eine Freundin augenzwinkernd feststellte.
    Im Ausland füllte ich die Säle.
    In der Berliner Philharmonie belohnte mich das Publikum mit einem zwanzig Minuten dauernden, donnernden Applaus.
    Das japanische Publikum ist besonders treu, es kommt jedes Jahr zu meinen Konzerten. Mehr als hundertdreißigmal stand ich auf einer japanischen Bühne. Nach dem schweren Erdbeben 2011 gab ich ein Konzert auf japanischem Boden, denn ich liebe dieses Volk und seine Kultur mit ihren geheimnisvollen Regeln. Obwohl viele Japaner verstreut auf kleinen Inseln leben, stehen sie als Gemeinschaft fest zueinander.
    In Kanada, den USA , in Argentinien, Brasilien, Mexiko und in Europa hatte ich Erfolg. Nur in Frankreich musste ich ein paar dürre Jahre überstehen.
    Die Konzertsäle waren nicht mehr so voll, wie ich es gewohnt war. Manchmal waren sie nur zur Hälfte besetzt. Das war eine seltsame Erfahrung. Doch ich ließ den Kopf nicht hängen, ließ mich nicht entmutigen. Ich sang für die, die gekommen waren. Ob mich nun zweitausend oder nur fünfhundert hören wollten. Ich war zwar traurig, aber aufgeben kam für mich nicht infrage. Vielleicht kommen wieder andere Zeiten – das war meine Hoffnung.
    Zu meiner großen Überraschung war es ein junges Publikum, das mich dann Anfang der Neunzigerjahre hören wollte und das mich – wie wunderbar! – auch verstand.
    1991 kam ein neues Publikum ins Olympia – und es kommt noch immer. Mir ist das erst nach und nach aufgefallen. Andere Leute kamen zu mir in die Garderobe. Niemand meines Alters war darunter, niemand. Ich blickte nur in junge Gesichter.
    Es war ein ganz besonderes Glück, denn diese jungen Menschen gaben mir unversehens meine Jugend zurück. »Ich bin alt

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