Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

Titel: So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliette Gréco
Vom Netzwerk:
möchtest du, dass das Kind dich liebt. Genau wie das Kind möchte, dass du es liebst. Das passiert nicht automatisch. Ich danke meiner Tochter, dass sie die Liebe zu ihr in mir geweckt hat.
    N
    Nächstenliebe: Jeder ist sich selbst der Nächste. An die Nächstenliebe glaube ich nicht.
    Nein: Meine Mutter behauptete, dies sei mein erstes Wort gewesen. Nicht »Mama«, nicht »Papa«, nicht »Ja«. Nein, es war »Nein«. Seitdem habe ich übrigens kaum Fortschritte gemacht.
    Nostalgie: Mag ich nicht. Es ist aber ein schönes Wort. Françoise Sagan meinte, es sei ein schöner Name für ein Mädchen.
    O
    Obristen: Sie hatten Griechenland, dieses magische Land, mit einem Staatsstreich in Besitz genommen. Dazu durfte man nicht schweigen. Man muss im Leben mit allen Waffen, die man hat – mögen sie auch noch so klein sein – kämpfen. Ich bin nur ein kleines Sandkorn, aber mit den anderen Körnern zusammen könnten wir der Sand im Getriebe der Welt sein.
    P
    Paparazzi: Sie machen ihre Arbeit, denn auch sie müssen ihren Lebensunterhalt verdienen. Und eines weiß ich ganz gewiss: Wer nicht fotografiert werden will, wird nicht fotografiert. Wer nicht erkannt werden will, wenn er das Haus verlässt, wird nicht erkannt. Wer keine Paparazzi um sich haben will, hat auch keine um sich. Man spielt da ein übles Spiel mit ihnen.
    Ich mag Journalisten und Fotografen, ich habe großartige Profis in diesem Metier kennengelernt.
    Pardon: Ich verzeihe nicht, denn ich kann leider nicht vergessen. Ein Bild, ein bestimmter Geruch genügt, und alles kommt wieder hoch. Ich weiß nicht, wie man vergibt. Zum Glück kam ich nicht oft in eine Situation, in der man es von mir erwartete. Und die schrecklichen Dinge, die in meiner Kindheit, meiner Jugend, während des Krieges passiert sind, die könnte ich niemals entschuldigen. Man darf nicht verzeihen, und man darf nicht vergessen. Aber man soll keinen Groll hegen. Zum Beispiel verzeihe ich einem Deutschen, der so alt ist wie ich, nicht. Aber sollte ich gegen seinen Sohn Groll hegen? Der Sohn hat seinen Vater nicht ausgewählt. Wenn mich junge Deutsche fragen, warum ich in ihrem Land singe, dann erkläre ich ihnen, dass sie, die Kinder, nicht für die Schuld ihrer Eltern zahlen müssen.
    Poesie: Ohne sie stirbt man. Was tröstet mehr als die Schönheit der Sprache, als ihr Klang? Die Poesie bricht Türen auf.
    Politik: Das könnte, das sollte ein schönes Wort sein. Eine Sache, die alle angeht, aber von ein paar Menschen okkupiert wird. Aber seien wir nicht zu pessimistisch, wozu leider die aktuelle Situation in unserem Land einlädt. Es hat große Staatsmänner gegeben, und vielleicht dürfen wir hoffen, dass die Politiker nicht ausgestorben sind, die den Staat nicht für ihre privaten Zwecke missbrauchen, sondern die sich ausschließlich als Diener der Gemeinschaft verstehen.
    Politische Partei: Die Situation ist zurzeit nicht gerade lustig. Für mich gab es nur eine Partei – die kommunistische. Ende der Durchsage. Wir wollten, dass alle Menschen glücklich werden. Die Großmut und die Leidenschaft der Jugend ließen uns an diese Utopie glauben. Doch dann stellten wir fest, dass wir uns getäuscht hatten, was nicht nur sehr unangenehm war, es tat auch weh, wir fühlten uns in unserem Stolz verletzt. Und wenn man dann noch feststellt, dass die Politiker ohnehin nichts Gutes im Schilde führen, dass ihre Absichten eher undurchschaubar sind, dann tritt man keiner Partei mehr bei. Parteimitglied wird man als junger Mensch, wenn Glaube an und Liebe zu den Menschen dich antreiben. Ich bin parteilos.
    Q
    Qual: Erinnerungen können einen quälen.
    R
    Rausch: Wie heißt es so schön: Alles mit Maß und mit Ziel. Seien wir maß- und ziellos!
    Reue: Ich kenne keine. Deshalb weiß ich auch nicht, was das ist.
    Risiko: Was ist gefährlich? Es gibt Einsätze, die Risiken in sich bergen, es gibt gefährliche Operationen, aber es gibt auch Gefahren, die im Innern lauern. An die denke ich gerade. Gefahr reizt mich nicht, auch wenn ich Risiken immer in Kauf genommen habe. Ich habe mich auf berufliche und gesundheitliche Risiken eingelassen. Mit meiner Meinung habe ich nie hinterm Berg gehalten. Vielleicht hat man mir diesen Mut zum Risiko mit in die Wiege gelegt.
    Rückkehr: Ein sehr schönes Wort. Die Rückkehr nach Hause, die Rückkehr nach einem Abenteuer, die Rückkehr zu seinen Freunden. Zurückkehren ist das Gegenteil von Sterben.
    Ruhm und Berühmtheit: Allons enfants de la patrie, le jour de gloire

Weitere Kostenlose Bücher