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So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

Titel: So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliette Gréco
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dich. Hier zeigt sich auch, wer ein wahrer Freund ist. Die Herzenswärme deiner Freunde lässt dich vielleicht sogar Dinge tun, zu denen du keine Lust mehr hast. Zum Beispiel, dich zu waschen und zu pflegen. Ob ich mich so beharrlich weiter gepflegt hätte, als ich an Krebs erkrankt war, ohne die Liebe, die mich umgab?
    Krieg: Das ist die Erlaubnis zu töten, ohne dafür bestraft zu werden. Einen Krieg habe ich durchlebt. Meine Mutter und meine Schwester traf es viel schlimmer als mich, sie wurden deportiert. Diese unendliche Zahl von Demütigungen, Schändlichkeiten, Tötungen und Massakern ist grässlich, nicht zu tolerieren … Man sagt immer die gleichen Banalitäten über den Krieg und seine Absurdität. Und immer wird irgendwo auf der Erde einer geführt.
    Kuss: Ein kleines schmatzendes Geräusch, das Worte überflüssig macht. Er besitzt viele Klangfarben und schmeckt einfach lecker. Man kann arg viel mit ihm ausdrücken. Auch Danke kann man mit ihm sagen.
    L
    Lachen: ist lebensnotwendig. Wer nicht mehr lacht, ist tot. Und ich meine das nicht im übertragenen Sinn. Sobald zwei Menschen nicht mehr miteinander lachen können, ist es um ihre Vertrautheit, ihre heimliche Einmütigkeit geschehen. Sie sollten sich trennen.
    Lächeln: Ein Geschenk,das wir unseren Mitmenschen machen.
    Lebensunterhalt: Den muss man sich verdienen, und zwar mit Geld. Ein Leben lang. Der eine verdient gerade genug, dass die Seinen nicht ganz unglücklich sind. Der andere so viel, dass die Seinen äußerst glücklich sind. Je nachdem.
    Liebe: Wen wir lieben, das verstehen die anderen oft nicht. Liebe verlangt Großzügigkeit, Toleranz, und natürlich muss in dir ein Feuer brennen. Liebe gehört zu unseren redlichsten Gefühlen. Respekt vor dem anderen, oft auch Bewunderung und manchmal Freundschaft gehören dazu. Und es gibt so viele Arten: die Mutterliebe, die Geschwisterliebe, die körperliche Liebe, die leidenschaftliche Liebe – wobei man zwischen Liebe und Leidenschaft unbedingt unterscheiden muss.
    Lügen: Wenn man aus Bequemlichkeit lügt, wenn man aus Höflichkeit nicht die Wahrheit sagt oder gar durch eine verfahrene Situation zu einer Notlüge gezwungen wird, dann geht das in Ordnung. Ohne ab und zu zu lügen, kann man nicht sagen, was Sache ist. Und Dinge nicht zu erwähnen, zu verschweigen, ist überhaupt keine Lüge. Also kleine Lügen sind durchaus erlaubt, auf große verzichtet man besser.
    M
    Macht: Wozu? Um jemanden zu beherrschen? Das ist widerlich.
    Meer: Es ist endlos, und es ist ein Traum. »Das Meer, das Meer, immer wieder erfindet es sich neu«, schrieb Paul Valéry. Recht hat er. Das Mittelmeer zum Beispiel ist ein arges Weibsstück. Es kann klar, lieblich, ruhig und schön sein und sich im nächsten Augenblick in eine reißende Bestie verwandeln. Es gibt Tage im Winter, da wirkt es metallen. Was sehr schön anzusehen ist. Aber Vorsicht! Das Meer in diesem Zustand kann gefährlich werden. Deshalb werden wir nie müde, es zu betrachten.
    Merci: Vielleicht das schönste Wort der französischen Sprache, gleichauf mit »amour«. Ich bin dankbar für das, was mein Publikum mir geschenkt hat. Immer war und ist es eine Überraschung für mich, immer macht es mich unheimlich glücklich. Manchmal fragt mich das Publikum, warum ich mich bedanke. Müsste es nicht umgekehrt sein? Ich sehe das nicht so. Ich bin jedes Mal überwältigt von den Reaktionen meines Publikums. Ob ich nun in einem der von Unruhen heimgesuchten Orte der Pariser Banlieue oder in der Berliner Philharmonie auftrete. Die Freude über das Beieinandersein ist überall gleich.
    Müdigkeit: Man kämpft dagegen an , dennoch überkommt sie uns von Zeit zu Zeit. Wenn ich müde bin, zeige ich es nicht gern. Ich sage vielleicht: »Heute Morgen bin ich aber müde«, um gleichzeitig, solange meine Kräfte reichen, weiterzumachen. Dann kann ich auch gleich den Mund halten.
    Musik und Musiker: Musiker betrügen nicht, die Musik gestattet keine Lügen. Ohne Musik gäbe es kein Leben. Überall hört man Musik. Ich meine nicht nur die, die aus Instrumenten kommt. Da ist der Gesang der Vögel, da sind die Geräusche der Natur. Und da sind schließlich noch die Menschen, die als Kinder in ein Schilfrohr blasen, um ihm Töne zu entlocken. Jeder macht seine eigene Musik. Ich weiß nicht, ob ich ein Leben ohne Musik ertragen könnte.
    Mutterschaft: Ein Kind zur Welt zu bringen, ist mehr oder weniger einfach. Danach wird es schwierig. Du musst das Kind beschützen. Und dann

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