So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren
wir doch schon mit verschiedenen Talenten und Begabungen auf die Welt. Nicht gerade eine gute Voraussetzung für Gleichheit. Brüderlichkeit aber, die kann es geben.
Glück: All die kleinen, winzigen Dinge im Leben, die wir manchmal für unwichtig halten, können uns glücklich machen. Manchmal retten sie uns sogar. Spüren, wie das Gras unsere Beine streichelt. Jemanden beobachten, den wir lieben. Einen Fuß vor den anderen setzen. Leben überhaupt ist Glück.
Geschichte: Da gibt es die Weltgeschichte – und da gibt es unsere private Geschichte. Da gibt es die Geschichten von Männern und Frauen, die uns berührt und fasziniert haben. Es gibt schreckliche Geschichten aus dem Krieg, aus denen niemand eine Lehre zieht. Trotzdem darf der Geschichtsunterricht nicht verschwinden. Zu wissen, was früher passiert ist, hilft uns, die Gegenwart zu verstehen. Vielleicht will man ihn deshalb einschränken. Wenn ich an Ludwig XIV. denke, dann denke ich auch an ein Gefolge von Musikern, Schauspielern, Schriftstellern und Dichtern. Länder haben Geschichte geschrieben. Es gibt die kleinen Alltagsgeschichten, und es gibt die vielen Romane, die uns mit ihren Geschichten verzaubern. Geschichte ist ein Schlüsselwort.
Gesetze: Da bin ich nicht auf dem Laufenden. Ich weiß aber, dass sie für das Leben in der Gesellschaft nützlich und unabdingbar sind. Auch wenn sie oft vor Aberwitz triefen.
Güte: Die großherzige Gesinnung des Menschen, sein selbstloses Wesen, ob es das überhaupt gibt? Ich habe meine Zweifel. Ich glaube nicht, dass es Menschen gibt, die von Grund auf gut sind. Manchmal, wenn ich meine Enkeltochter beobachte, bin ich versucht, meine Meinung zu ändern. Trotzdem. Vielleicht werden Menschen gütig, wenn sie schreckliche Dinge erlebt haben. Ich glaube an den Großmut, an das Mitgefühl … Aber an die menschliche Güte? Das Wort verstehe ich nicht recht.
H
Habgier: Dieser Begriff hat in meiner Fibel nichts verloren.
Haus: Ein Haus zu haben, macht den Menschen glücklich. Dort kann er andere Menschen beherbergen und schönen Sachen eine Heimstatt geben. Ein Haus kann auch ein Ort der Zuflucht sein.
Heirat: Ich glaube, sie beruhigt die Männer – und manche Frauen ebenfalls. Wozu Heiraten gut sein soll, habe ich nie wirklich begriffen. Trotzdem habe ich es dreimal getan. Man unterzeichnet halt ein Stück Papier. Ich habe aber weiterhin immer mit Gréco unterschrieben. Und ich wohne auch immer noch bei mir daheim.
Herrschaft: Hat mit Eitelkeit zu tun, nicht besonders interessant.
Hitze: Da denke ich an Ferien, an süßes Wohlbefinden. Für mich hat die Hitze nichts Unerträgliches wie für viele, die unter ihr leiden. Eher weckt sie meine Lebensgeister, als dass sie sie abtötet.
Hund: Jemand, der die ganze Zeit auf dich wartet. Er weiß nämlich nicht, wann du zurückkommst. Er will nur geliebt werden, dafür schenkt er dir Liebe im Übermaß. Leider lebt er meistens nicht lange genug. Das lässt dich leiden.
I
Intim: Das, was zwischen zwei Lebewesen passiert und niemanden da draußen etwas angeht. Intimitäten sind Geheimnisse. Dinge, die man nicht verrät und niemals verraten wird. Diese Art von Vertrautheit ist recht selten zwischen zwei Menschen. Sie ist ein Schatz, ein verborgener Schatz. Nichts liebe ich so sehr wie Geheimnisse.
J
Jazz: Das war für mich die Entdeckung eines anderen Amerika. Die Entdeckung der Fantasie und der Kunst des schwarzen Volkes. Jazz. Ich denke an Miles Davis … Ein Genuss! Eine Freude! Damit ist alles gesagt.
K
Kampf: Das Leben ist ein ständiger Kampf.
Katzen: Sie sind frei und unabhängig. Ich fühle mich von ihnen verstanden. Denn auch ich gehe weg, wann ich will, und komme wieder, wann es mir passt. Ich liebe Katzen! Ein seltsames Tier, großartig und geheimnisvoll. Wenn ich an Katzen denke, denke ich auch an die argentinische Malerin Leonor Fini.
Krankheit: Denen, die dich lieben, jagt sie Angst ein. Sie machen sich Sorgen. Man selbst kann damit leben, selbst wenn man keine Heilung mehr erwartet. Krankheit ist ein bisschen erniedrigend, demütigend. Und sie bereitet Schmerzen. Es gibt ja tatsächlich Leute, die behaupten, dass Schmerzen reinigen … Schmerzen wünsche ich noch nicht einmal meinem schlimmsten Feind. Wenn man nicht allzu große Angst vor dem Tod hat, erträgt man sie trotzdem. Aber für den, der von niemandem geliebt wird, ist es bestimmt schrecklich. Wenn man krank ist, sind Freunde unabdingbar. Sie drücken dir die Hand und kümmern sich um
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