So erobere ich dein Herz
Stelle finde“, sagte sie hochmütig.
„Nicht? Nun, da bleiben immer noch diese Referenzschreiben. Wie ich gehört habe, sollen potenzielle Arbeitgeber hier in England ja sehr viel Wert darauf legen. Wenn du jetzt das Gebäude verlässt, gehe ich davon aus, dass du deinen Vertrag gebrochen hast. In dem Fall muss ich dir kein Empfehlungsschreiben geben.“
Shanna schluckte. In diesem Moment hasste sie ihn aus tiefster Seele. „Du Mistkerl!“
„Nicht gerade einfallsreich, aber von Herzen“, entgegnete er kalt. „Und jetzt raus hier.“
„Hat es etwa mit deiner Lunch-Gespielin nicht geklappt?“, fragte sie provozierend.
„Im Gegenteil, Samantha ist sehr … nun, anschmiegsam.“ Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch. „Schicke bitte Cindy zu mir.“
Shanna schnappte nach Luft. Mit wem, glaubte er, dass er redete! Noch war sie die Chefredakteurin, kein Bote!
„Ist noch etwas?“ Spöttisch sah er zu ihr, während sie regungslos an der Tür stand.
„Nein, nichts!“ Sie knallte nicht einmal die Tür hinter sich zu, auch wenn sie innerlich schäumte. Er würde sie nicht dazu bringen, sofort zu gehen!
Himmel, was für eine absurde Situation! Noch vor zwei Wochen hatte sie sich nichts lieber gewünscht, als endlich von hier zu verschwinden. Und jetzt, da Rick ihr die Herausforderung vor die Füße geschleudert hatte, konnte sie den Verlag nicht verlassen. Sie benötigte seine Empfehlung, wenn sie eine andere Stelle finden wollte. Und sie brauchte eine andere Stelle, um beschäftigt und abgelenkt zu sein.
In den nächsten Tagen trieb Rick Shanna bis an ihre Grenzen. Er ließ sie unnütze Botengänge für ihn erledigen und wandte sich nur in einem kalten und knappen Ton an sie – wenn er überhaupt mit ihr sprach. Bis Mittwochabend war die Atmosphäre so unerträglich geworden, dass Shanna meinte, bald zu explodieren. Das Telefon auf Ricks Schreibtisch begann zu klingeln, als sie abends in ihre Jacke schlüpfte, um nach Hause zu gehen. Beim sechsten Läuten wurde ihr klar, dass Rick nicht die Absicht hatte, den Hörer selbst abzunehmen.
„Warum ist dein letzter Lakai gegangen?“, fauchte sie ihn an und riss den Hörer hoch.
„Er hat meine Liebenswürdigkeit nicht ertragen“, gab er ungerührt zurück.
Sie hielt die Hand über die Muschel. „Das kann ich nur bestätigen.“ Während sie mit den Augen Pfeile auf ihn schleuderte, meldete sie sich gleichzeitig sachlich. „Rick Dalmonts Büro.“
„Ich möchte Rick sprechen, bitte“, schnurrte eine weibliche Stimme.
„Für dich.“ Fast warf sie ihm den Hörer hin. „Das ist der letzte Anruf von deinen Ladies, den ich annehme!“ In den vergangenen drei Tagen schien sie nichts anderes getan zu haben!
„Eifersüchtig, Shanna?“ Er musterte sie spöttisch.
„Fahr zur Hölle!“
„Ich werde wohl eher ins Paradies von Delias Armen auffahren. Es ist doch Delia, oder?“
„Sie hat ihren Namen nicht genannt!“
„Hallo?“, sprach er in die Muschel, ohne den Blick von Shanna zu wenden, die mit steifen Schritten zur Tür ging. „Delia, Liebes …“
„Dann schönen Abend noch … Mr. Dalmont“, verabschiedete sie sich.
Leise schloss sie die Tür und lehnte sich erschöpft mit dem Rücken an die Wand. Während der vergangenen drei Tage war es die Hölle gewesen, mit Rick zu arbeiten. Sein Verlangen nach ihr hatte sich in den Drang verwandelt, sie zu bestrafen. Sie wusste nicht, wie viel sie noch würde ertragen können.
Am nächsten Morgen brauchte Shanna ihre ganze Willenskraft, um aufzustehen und in den Verlag zu fahren. Ihr graute davor, einen weiteren Tag Ricks gezielter Gemeinheit ausgesetzt zu sein. Abends ging sie schon gar nicht mehr aus, um tagsüber genügend Energie für die Konfrontationen mit ihm zu haben. Dennoch zerrte dieser konstante Kampf an ihr, und sie konnte die eindeutigen Warnzeichen fühlen.
Als Shanna Punkt neun das Büro betrat, war Ricks Schreibtisch noch leer. Normalerweise war er immer vor ihr da, doch heute lagen keine Papiere herum, und auch sein Aktenkoffer war nirgends zu sehen.
Eine Viertelstunde später kam Cindy herein. Ihr unbeschwertes Gemüt war unverwüstlich, es hatte nicht unter Ricks schlechter Laune gelitten, obwohl seine Schroffheit nicht allein gegen Shanna gerichtet war, sondern stets jeden Mitarbeiter treffen konnte. Cindys Frohnatur war in dieser schwierigen Zeit ein Lichtblick für Shanna, die den größten Teil von Ricks Wutausbrüchen abbekam, weil sie am engsten mit ihm
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