So erobere ich dein Herz
warf sie ein.
„Glaubst du etwa, ich würde so etwas freiwillig und zu meinem Vergnügen lesen? Das Chaos, das manche Menschen aus ihrem Leben machen! Und manche der Antworten, die ich gelesen habe, reichen aus, dass sich der Betroffene von der nächsten Brücke stürzt!“
„Ich achte darauf, dass die Bewerberin qualifiziert ist“, stimmte sie zu. „Es nützt dem Magazin nichts, wenn wir verklagt werden.“
„Es nützt dem Betroffenen nichts, wenn er tot ist“, brummte Rick, und dann verfiel er wieder in Schweigen, den Kopf entspannt zurückgelehnt.
„Müde?“, fragte Shanna sanft.
„Nein.“ Er öffnete nicht einmal die Augen.
„Möchtest du noch auf einen Kaffee mit zu mir hinaufkommen?“, hörte sie sich fragen und konnte es selbst nicht fassen. Sie wollte Rick nicht in ihrer Wohnung haben, also warum, in aller Welt, lud sie ihn ein?!
Im dämmrigen Licht des Wageninneren blickte er sie mit undurchdringlicher Miene an. „Kaffee so spät am Abend hält mich nur wach. Oder ist es das, was du möchtest?“
Sie schnappte leise nach Luft. „Ich …“
„Vergiss es, Shanna, das wollte ich nicht sagen. Und ich lehne die Einladung dankend ab.“
Das war nicht die Reaktion, die sie erwartet hatte. Sie hätte gedacht, dass Rick sich auf die Möglichkeit stürzen würde, mit ihr allein in ihrer Wohnung zu sein. Welches Spiel spielte er? Denn ein Spiel war es ganz bestimmt. Er heuchelte vermutlich Desinteresse, damit sie sich jetzt beflissen fühlte, die Initiative zu ergreifen. Nun, da hatte er sich verrechnet.
Shanna setzte ihn vor seinem Hotel ab und erwiderte sein knappes „Gute Nacht“ mit einem bewusst fröhlichen Abschiedsgruß. Wenn er glaubte, seine plötzliche Distanziertheit würde sie stören, dann hatte er sich geirrt!
Die ganze restliche Woche verhielt Rick sich, als hätte er nie etwas von Shanna gewollt. Meist ignorierte er sie völlig. Als die beiden Bewerberinnen am Freitag nach dem Vorstellungsgespräch gegangen waren, hatte Shanna nicht die geringste Ahnung, was sie von ihm erwarten konnte. Er war in einer explosiven Stimmung.
„Die Erste ist zu jung“, urteilte er sofort. „Und die Zweite ist viel zu sehr mit ihrer Ehe beschäftigt.“
„Zu sehr mit ihrer Ehe beschäftigt?“, wiederholte Shanna ungläubig. „Wie kann jemand überhaupt zu sehr mit seiner Ehe beschäftigt sein?“
„Zu sehr für diesen Job“, betonte er. „Für die Chefredak teurin von Fashion Lady muss die Zeitschrift immer an erster Stelle stehen.“
„Und warum dann nicht Stephanie Simms? Ich weiß, sie ist jung, aber ich war auch erst vierundzwanzig, als ich den Job hier übernommen habe.“
„Du hattest Beziehungen.“
Beleidigt presste sie die Lippen zusammen. „Henry hätte mir die Arbeit nicht überlassen, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, dass ich gut bin. Und was Leslie Adams betrifft … Mein Mann hatte gerade einen schweren Unfall gehabt, als ich hier anfing, und es hat sich nicht auf meine Leistung ausgewirkt.“
„Du kannst nicht beide anstellen.“
„Das hatte ich auch nicht vor“, fuhr sie ungeduldig auf. „Ich will nur aufzeigen, dass deine Gründe für eine Absage sehr dünn sind. Auf mich hätten beide Argumente gepasst, als ich damals die Zeitschrift übernahm. Und doch ist sie nicht schlechter geworden.“
„Zugegeben. Aber ich bleibe bei meiner Meinung über Leslie Adams. Hast du gesehen, wie sie gezögert hat, als ich fragte, ob sie Kinder haben wolle?“
„Nun, das ist eine sehr persönliche Frage …“
„Und aus der Sicht eines Arbeitgebers eine berechtigte. Ich glaube nämlich, dass Mrs. Adams bald Kinder haben will, ganz gleich, was sie sagt.“
„Warum sollte sie sich dann für diesen Job bewerben?“, hielt Shanna dagegen.
„Warum nicht? Dann hat sie ihren Kindern etwas zu erzählen, wenn sie alt genug sind.“
„Du bist unfair. Stephanie Simms’ Alter sollte auch kein Punkt gegen sie sein. Ihre Qualifikationen sind exzellent, ebenso wie die Empfehlungsschreiben ihrer beiden vorherigen Vorgesetzten.“ Sie wusste gar nicht, warum sie die junge Frau so vehement verteidigte, sie war ihr nicht unbedingt sympathisch gewesen. Miss Simms’ Versuch, mit Rick zu flirten, war allzu offensichtlich gewesen.
„Das habe ich auch gemerkt“, meinte Rick vielsagend. Scheinbar gingen seine Gedanken in die gleiche Richtung. „Miss Simms wird es bestimmt weit bringen.“
„Aber nicht in diesem Verlag?“
„Richtig.“
„Ich bin sicher, wenn du sie
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