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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schloss und das wilde Verlangen des verliebten jungen Mädchens in ihr aufwallte.
    Auf ihrem Felsvorsprung, hoch über den tosenden Wellen der See, rollte sie sich zusammen und brach in leises Schluchzen aus.

16
    Das rotbraune Fohlen war hübsch, intelligent und starrsinnig wie ein Maulesel. Michael arbeitete hart daran, ihm zu beweisen, dass er noch sturer war.
    »Himmel, du wirst es tun, Bastard«, fluchte er. »Schließlich weisst du, wie es geht.«
    Wie um zu sagen, dass es darum gar nicht ging, warf der Kleine den Kopf in den Nacken, rollte mit den Augen und blieb wie angewurzelt stehen. Seit über sechs Monaten hatten sie bereits miteinander zu tun, und immer noch wollte keiner von beiden nachgeben.
    »Bildest du dir etwa ein, diese elegante Unterkunft und die üppigen Weiden bekommst du dafür, dass du rumstehst und den Schönen machst?« Michael schlug sich mit der Reitgerte in die Handfläche, woraufhin das Fohlen mit den Ohren zuckte. »Versuche noch einmal, nach mir zu treten, und du frisst Staub.«
    Er trat entschieden vor und das Fohlen tänzelte zurück. Michael kniff die Augen zusammen und sah es böse an. »Bleib stehen!«
    Zitternd blieb der Kleine stehen und scharrte herausfordernd mit den Hufen auf dem Boden, als Michael sich ihm näherte.
    »Na warte.« Michael packte den Zügel, als das Fohlen versuchte, sich umzudrehen, um ihm einen Tritt zu geben, wie bereits so oft zuvor.
    »Wagen Sie es ja nicht, dem Tier etwas zu tun.«
    Sowohl Michael als auch das Fohlen blickten erbost über die Störung auf, und sahen, wie sich eine kleine Gestalt entschieden über den Zaun der Koppel schwang.
    »Sie sollten sich schämen.« Wütend griff Susan nach dem Zügel des Pferdes und baute sich energisch zwischen ihm und Michaels Gerte auf. »Es ist mir egal, ob er Ihnen gehört. Ich lasse nicht zu, dass auf meinem Grund und Boden ein Geschöpf misshandelt wird.«
    Als merke es, dass die Sympathie auf seiner Seite war, senkte das Fohlen den Kopf und knabberte liebevoll an Susans Schulter herum.
    »Verdammter Schleimer«, murmelte Michael. »Hören Sie, Mrs. Templeton, ich…«
    »Ist das die Art, in der Sie mit Ihren Pferden umgehen? Dass Sie zuschlagen, wenn sie nicht tun, was Ihnen gefällt? Sie brutaler Kerl.« Michael bemerkte, wie sehr sie mit ihren zornroten Wangen ihrer Tochter ähnelte. »Wenn Sie es wagen, die Hand gegen eins dieser Tiere zu erheben, solange ich in der Nähe bin, werfe ich Sie persönlich von unserem Grundstück und trete Ihnen in den Hintern, dass Ihnen Hören und Sehen vergeht.«
    Ja, jetzt wusste er, von wem Laura ihr Temperament geerbt hatte. Und er hätte schwören können, dass das Fohlen in Susans Rücken ihn hämisch angrinste. »Mrs. Templeton…«
    »Und dann lasse ich Sie verhaften!«, tobte sie. »Es gibt Gesetze gegen Tierquälerei. Gesetze, die für gefühllose Rohlinge wie Sie gemacht worden sind. Und falls Sie es jemals wagen sollten, dieses niedliche Tier…«
    »Niedlich ist wohl kaum das passende Wort für dieses starrsinnige Biest«, unterbrach Michael und unterdrückte mühsam das Bedürfnis, sich den Oberschenkel zu reiben, der noch vom letzten Tritt des Braunen brannte. »Außerdem wollte ich die Gerte gar nicht benutzen, um ihm endlich Gehorsam einzubläuen, auch wenn das ein verlockender Gedanke ist.«
    Sie hatte seinen Blick und die Gerte in seiner Hand gesehen, daher reckte sie trotzig das Kinn. »Dann wollen Sie mir etwa erzählen, Sie wollten Baseball mit ihm spielen«, sagte sie.
    »Nein, Ma'am.« Irgendwann einmal, wenn ihm nicht mehr alles wehtäte, könnte er vielleicht sogar darüber lachen, dachte er. »Wir spielen nicht. Und falls Sie sich uns beide genauer ansehen, dann werden Sie feststellen, dass der einzige auf dieser Koppel mit irgendwelchen Schrammen ich selber bin.«
    Sie musterte das Fohlen genauer und wirklich, abgesehen von einem schweißglänzenden Fell war es vollkommen unbeschadet. Tatsächlich war es ein wunderbares Tier. Und sein Blick drückte nicht Furcht, sondern, falls so etwas möglich war, diebisches Vergnügen aus.
    Michael hingegen war von Kopf bis Fuß mit Staub bedeckt, und auf einem seiner Hosenbeine nahm sie den verräterischen Abdruck eines Hufes wahr.
    »Wenn Sie ihn mit einer Gerte bedrohen, ist es ja wohl normal, wenn er sich wehrt. Ich hätte angenommen…«
    »Mrs. Templeton.« Allmählich war er am Ende seiner Geduld. »Macht dieser kleine Schweinehund vielleicht einen verängstigten Eindruck auf Sie? Im Augenblick

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