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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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umso mehr.
    Sie spazierte allein über die Klippen, etwas, was sie seit Wochen nicht mehr getan hatte. Sie sehnte sich nach Michael. Das leise, beständige Summen ihres Verlangens erregte sie, aber heute Abend würde sie sich von ihm fern halten. Sicher würde er sie auch gar nicht erwarten.
    Sie hatten sich einigermaßen verlegen voneinander verabschiedet. Sie, weil es ihr unleugbar peinlich gewesen war, von ihrer eigenen Mutter beim Herumtollen im Pool überrascht worden zu sein. Er ganz offensichtlich voller Unbehagen. Sicher bräuchten sie beide etwas Zeit, um zu überlegen, wie es weitergehen sollte, dachte sie.
    Die Sterne funkelten, und der Mond schien hell auf sie herab, nachdem auch noch die letzte kleine Wolke durch den kühlen Wind vertrieben worden war. Die Klippen waren ihr ebenso vertraut wie das eigene Wohnzimmer, daher spazierte sie mühelos über den steinigen, rutschigen Kiesweg in Richtung ihres Lieblingsplatzes, eines Felsvorsprungs.
    Dort setzte sie sich hin, lauschte dem Heulen des Windes, dem Donnern der Brandung, dem Flüstern der Geister, die um ihre verlorene Liebe trauerten, und wurde von Ruhe und Zufriedenheit erfüllt.
    Von seinem Fenster aus beobachtete Michael, wie sie den Weg hinunterging und der Wind ihre Jacke, die lose auf ihren Schultern lag, wie einen Umhang aufbauschte. Romantisch und geheimnisvoll. Sehnsüchtig, wie um sie zu berühren, legte er seine Hand gegen die Scheibe, und zog sie, wütend auf sich selbst, eilig zurück.
    Laura käme heute nicht zu ihm. Kein Wunder, dachte er, während er die Hände in den Taschen seiner Jeans vergrub und beobachtete, wie sie mühelos wie eine Elfe die Felsen hinunterkletterte. Ihre Eltern waren wieder da und mit ihnen käme sicher die Erinnerung an den sozialen Unterschied, der sie trennte.
    Laura Templeton mochte sich ihren Lebensunterhalt verdienen, sie mochte hin und wieder eine Badewanne schrubben, aber sie bliebe Laura Templeton. Und er war und bliebe Michael Fury, der unstandesgemäße Eindringling.
    Sicher würde sie jetzt viel zu tun haben. Sicher würde sie jetzt jede Menge Leute zu den eleganten, stimmungsvollen, exklusiven Dinnerpartys einladen, die das Heim der Templetons berühmt gemacht hatten.
    Sicher gäbe es nun Lunch im Club, ein paar nette Runden auf dem Tennisplatz, höfliche Gespräche über Brandy und Kaffee.
    Ein Ritual, das ihm fremder war als Latein und Griechisch.
    Und er wollte weder das eine noch das andere erlernen, dachte er.
    Wenn sie ihn nun also fallen ließe, was machte das für einen Unterschied? Schulterzuckend wandte er sich vom Fenster ab und zog sich das Hemd über den Kopf. Wenn er wollte, könnte er sie sicher noch ein- oder zweimal zu sich ins Bett locken. Sex war nichts weiter als eine Schwäche, dachte er. Eine Schwäche, die er ausnutzen könnte, um seine eigenen Gelüste zu befriedigen.
    Er warf das Hemd zur Seite, wütend, dass es nicht hart war und zerbrach. Verdammt, er wollte sie. Jetzt, sofort. Er wollte sie für sich.
    Wer zum Teufel meinte sie zu sein?
    Wer zum Teufel meinte er zu sein?
    Mit grimmiger Miene zog er seine Stiefel aus und warf sie an die Wand, wo sie mit einem befriedigenden Krachen aufschlugen.
    Er wusste, wer er war, ebenso wie sie. Laura Templeton würde zu dem Schluss kommen, dass er sich nicht einfach nach Belieben abschütteln ließ. Er war noch längst nicht mit ihr fertig, nein.
    Diesen Abend gäbe er ihr noch, beschloss er voller Großmut, während er aus seiner Hose stieg. Diesen Abend ließ er sie in Ruhe und auch in Sicherheit. Denn in Zukunft würden ihre Nächte weder ruhig noch sicher sein.
    Nackt warf er sich aufs Bett und starrte blind die Decke an. Und er bekäme sie genau dorthin, wo er sie haben wollte. Zum Teufel mit ihren Eltern, ihren eleganten Freundinnen und ihrer allzu perfekten Abstammung.
    Sie hatte sich mit einem Streuner eingelassen. Und nun müsste sie eben sehen, dass er weder leicht zu zähmen noch leicht wieder abzuschütteln war.
    An ihrem Platz auf dem Felsvorsprung reckte Laura die Arme in die Luft. Kühle, feuchte Luft liebkoste ihre Haut dort, wo die Ärmel ihrer Jacke bis zu den Ellbogen gerutscht waren. Sie dachte daran, wie es war, wenn Michael diese Haut liebkoste. Erst rau und fordernd und im nächsten Augenblick mit einer überraschenden, überwältigenden Zärtlichkeit.
    Er hatte so viele Bedürfnisse, so viele Stimmungen. Und in ihr hatte er in kurzer Zeit ebenso viele Bedürfnisse und ebenso viele Stimmungen geweckt. Nein,

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