So fern wie ein Traum
grinst er sich wohl eher halb tot.«
Es stimmte, musste Susan zugeben, als sie das Fohlen erneut eingehend musterte.
»Dann erklären Sie mir bitte . ..«
»Ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie ihn loslassen würden, ehe er merkt, dass ich von einer Frau, die halb so viel wiegt wie ich, herumkommandiert werde. Andernfalls verliere ich nämlich vollkommen die Oberhand und die Arbeit der letzten Monate ist umsonst.«
Wenn auch widerstrebend ließ sie die Zügel los. »Ich warne Sie, Michael. Falls Sie es wagen sollten, ihm in irgendeiner Weise weh zu tun, dann kriegen Sie es mit mir zu tun.«
»Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, murmelte Michael, als sie einen Schritt zurücktrat. »Würden Sie jetzt bitte hinter den Zaun treten? Bastard hat immer noch ein kleines Problem damit zu erkennen, wer von uns beiden das Sagen hat.«
»Was für ein reizender Name.« Mit vor der Brust verschränkten Armen zog sich Susan ein Stück weiter zurück, blieb jedoch sprungbereit neben dem Zaun der Koppel stehen.
»Jetzt hast du mich ganz schön in die Bredouille gebracht, nicht wahr?« Michael packte den Zügel und zog den Kopf des Fohlen zu sich herab. »Lass mich noch einmal wie einen Idioten dastehen, mein lieber Freund, und es könnte passieren, dass du tatsächlich eins über den Schädel kriegst. Kapiert?«
Das Fohlen schnaubte auf und riss den Kopf nach hinten, als Michael die Zügel fallen ließ, die Gerte an beiden Seiten nahm und langsam hob. Nach einer letzten kurzen Kraftprobe stellte sich der Kleine schließlich auf die Hinterbeine und schlug mit den Vorderhufen durch die Luft.
»Hoch.« Ungeachtet der ausschlagenden Hufe trat Michael unter das Tier. »Bleib da oben, Bastard. Wenn du mich umbringst, hast du niemanden mehr, der dir dein Futter bringt.« Er nahm die Gerte in eine Hand, packte mit der anderen die Mähne und schwang sich auf den Rücken des immer noch auf den Hinterbeinen tänzelnden Tiers.
Angesichts der Grazie, mit der Mann und Pferd verschmolzen und sich gemeinsam im Kreis drehten, stieß Susan einen beinahe ehrfürchtigen Seufzer aus.
Der Druck von Michaels Knien brachte den Kleinen auf die Vorderbeine zurück. »Bleiben Sie hinter dem Zaun«, wies Michael Susan an, ohne sie dabei auch nur anzusehen. »Jetzt kommt der Teil, der uns noch ein paar Probleme macht.«
Wieder brachte er Bastard auf die Hinterbeine, sprang von seinem Rücken und rollte sich unter den tanzenden Hufen hindurch. »Tritt ja nicht auf mich drauf«, murmelte er, als er spürte, wie der Boden erzitterte. »Tritt ja nicht auf mich drauf, du elender – verdammt!«
Einer der Hufe hatte ihn an der Hüfte erwischt. Nur leicht gestreift, aber es ging ums Prinzip. Sofort war er wieder auf den Beinen und starrte das Fohlen zornig an. »Das hast du mit Absicht gemacht. Aber wir wiederholen das Ganze so oft, bis du es richtig machst.«
Leicht hinkend hob Michael die Gerte vom Boden auf und fing noch mal von vorne an. Und sofort noch einmal.
Als sie beide erschöpft waren und er es geschafft hatte, die ganze Nummer einmal fehlerlos durchzuexerzieren, humpelte Michael zu einer am Zaun hängenden Tüte und nahm einen Apfel heraus.
Der Braune folgte ihm und stupste ihn von hinten an. »Du brauchst dich gar nicht bei mir zu entschuldigen. Du kriegst den Apfel nur, weil ich nicht im Krankenhaus gelandet bin.«
Das Fohlen zupfte vorsichtig an seinem Haar.
»Vergiss es. Was für ein Schleimer du doch bist. Hier.« Gierig nahm das Tier den Apfel an. »Außerdem hast du wirklich abstoßende Essgewohnheiten«, fügte Michael hinzu, als Apfelstückchen durch die Gegend flogen.
»Ich schulde Ihnen eine Entschuldigung.«
Michael hörte auf, sich den schmerzenden Hintern zu reiben und sah Susan an. In seiner Konzentration hatte er vollkommen vergessen, dass sie in der Nähe war. »Kein Problem. Vielleicht habe ich ja tatsächlich daran gedacht, ihm eine Tracht Prügel zu verpassen«, antwortete er.
»Nein, das haben Sie ganz sicher nicht.« Sie strich dem Fohlen über den samtig weichen Hals. »Sie lieben ihn.«
»Ich hasse ihn. Keine Ahnung, warum ich mich jemals auf ihn eingelassen habe.«
»Hmm.« Sie lächelte und klopfte geistesabwesend etwas Staub von Michaels Ärmel ab. »Er wirkt tatsächlich vernachlässigt, misshandelt und vor allem unterernährt.«
Verlegen zuckte Michael mit den Schultern, ehe er erwiderte: »Es ist eine lohnende Investition. Für ein gutes Stuntpferd kriegt man gutes Geld.«
»Das glaube ich.« Sie
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