Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
liebst?«
    »Was für einen Unterschied hätte das denn wohl gemacht?«
    »Einen Riesenunterschied. Du bist einfach dagestanden, hast dich von mir beschimpfen lassen und kein Wort gesagt. Du hättest nur den Mund aufmachen müssen und sagen, dass du sie liebst. Ich dachte, du würdest sie nur benutzen.«
    »Und ich habe sie benutzt. Ich habe sie benutzt und dann fallen gelassen, genau wie du vermutet hast. Frag sie, wenn du mir nicht glaubst.«
    »Ich weiß, wie es ist, wenn man eine Frau liebt und panische Angst hat, dass es vielleicht nicht funktioniert. Und ich weiß, wie es ist, wenn man sich so sehr danach sehnt, dass es funktioniert, dass man tatsächlich alles zunichte macht. Und jetzt weiß ich obendrein, wie es ist, wenn man Mitschuld daran trägt, dass zwei Menschen, die man liebt, unglücklich sind. Und dieses Gefühl gefällt mir nicht.«
    »Hier geht es nicht um dich. Ich war bereits zu dem Schluss gekommen, dass es an der Zeit ist, weiterzuziehen, bevor du zu mir gekommen bist. Ich habe andere Pläne. Ich habe Dinge, die…«
    Er vergrub sein Gesicht an Max' warmem Hals. »Ich dachte, sie sei tot.« Seine Schultern bebten und er hatte weder den Willen noch die Energie, Joshs Hand abzuschütteln, die auf seinem Rücken lag. »Ich habe über den Rand der Klippen gesehen, und da lag sie und ich dachte, sie sei tot. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie ich zu ihr runtergeklettert bin, weiß nur noch, dass irgendwann meine Hand an ihrem Hals lag und ihr Puls zu spüren war.«
    »Sie wird bald wieder vollkommen in Ordnung sein. Ihr beide werdet bald wieder vollkommen in Ordnung sein.«
    »Sie wäre gar nicht erst zu den Klippen gegangen, wenn ich nicht gesagt hätte, dass es zwischen uns beiden aus ist. Wenn ich ihr nicht derart wehgetan hätte.« Er trat einen Schritt zurück und fuhr sich mit den blutverschmierten Händen durchs Gesicht. »Aber jetzt hat sie ihre Familie und ihre Freundinnen, die sich um sie kümmern, und alles ist in Ordnung. Ich gehöre nicht hierher.«
    »Da irrst du dich. Niemand schließt dich aus außer dir selbst. Himmel, Michael, du siehst entsetzlich aus.« Er sah sich die zerschundenen Hände und die zerrissenen, blutigen Kleider seines Freundes an. Er dachte lieber nicht darüber nach, wie nah seine Schwester und sein bester Freund dem Tod gekommen waren. »Komm wieder mit ins Haus und lass dich von Mrs. Williamson verarzten, ja? Außerdem siehst du aus, als ob du einen Drink vertragen könntest«, sagte er mit rauer Stimme.
    »Ich werde mir einen Drink genehmigen, wenn ich mit allem fertig bin.«
    »Wenn du womit fertig bist?«
    »Ich habe ihr versprochen, dass ich diese verdammte Kiste für sie raufhole, und genau das werde ich jetzt tun.«
    Als Michael sich zum Gehen wandte, erkannte Josh, dass jede Widerrede zwecklos war. »Warte. Ich hole Byron und dann holen wir das Ding zusammen rauf.«

21
    Eine Stunde später hatten Josh und Byron mit schmerzenden Gliedern und von Kopf bis Fuß verdreckt die kleine Kiste ins Wohnzimmer gebracht. Während eines kleinen Nachbebens hatten die drei Männer ein paar gefährliche Augenblicke lang auf dem schmalen Felsvorsprung gekauert und sich gefragt, ob sie vollkommen verrückt geworden waren. Aber glücklicherweise hatte sich die Erde wieder beruhigt, ohne dass es zu weiteren Erdrutschen gekommen war, und so stand die Truhe jetzt – ungeöffnet, wartend – auf einem Kaffeetischchen.
    »Ich kann es nicht glauben«, murmelte Margo, während sie vorsichtig mit den Fingerspitzen über den Kasten strich. »Der Traum ist wahr geworden. Nach all der langen Zeit.« Sie lächelte Laura an. »Du hast sie gefunden.«
    »Wir haben sie gefunden«, verbesserte die Freundin sie. »Wir sollten sie die ganze Zeit finden.« Ihr Schädel dröhnte, als sie Kates Hand ergriff. »Wo ist Michael?«, fragte sie.
    »Er…« Josh unterdrückte mühsam einen Fluch. »Er musste nach seinen Pferden sehen.«
    »Ich hole ihn für dich«, bot Byron eilig an.
    »Nein.« Er hatte sich entschieden, erinnerte sich Laura. Und ihr Leben musste weitergehen. »Sie ist furchtbar klein, nicht wahr? Und so schlicht. Ich nehme an, wir alle hatten uns etwas Riesiges, reich Verziertes, Außergewöhnliches vorgestellt, aber es ist einfach ein schlichtes, praktisches Holzkästchen. Von der Art, die ewig hält.« Sie atmete tief ein. »Seid ihr bereit?«
    Von Margo und Kate flankiert, legte sie eine Hand auf den Messingverschluss. Er ging völlig geräuschlos auf, und

Weitere Kostenlose Bücher