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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schlichten Seidenkombination, die sie dort sah, starrte unbewegt zurück. Sie hatte sich für einen Mann so hübsch gemacht. Das Bad, das duftende Salz, die Lotion. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie sich für Michael hübsch gemacht.
    Aber jetzt war sie wieder bei Sinnen, und sie war sich nicht sicher, ob sie genug Mut hatte, tatsächlich zu ihm hinüberzugehen.
    Er begehrte sie, aber er kannte sie nicht. Er wusste nicht, was sie wollte, was sie brauchte, überlegte sie. Solange sie sich selbst nicht sicher war, wie sollte er es sein? Sie wusste nicht, wie man sich einem Mann darbot. Nicht in Wirklichkeit. In ihren Träumen, da wusste sie es vielleicht, in Träumen, in denen alles langsam und eingehüllt in sanften Nebel geschah, aber im klaren Dunkel dieser Nacht, in der ihre Taten Konsequenzen hatten, fühlte sie sich vollkommen unsicher.
    Einmal, in einem anderen Leben, hatte sie sich einem anderen Mann dargeboten, und es hatte nicht gereicht. Täte sie es abermals, und reichte es auch diesmal nicht, es würde sie zerstören.
    Feigling, schalt sie sich, und schloss die Augen. Wollte sie etwa für den Rest ihres Lebens allein bleiben, nur weil sie einmal als Frau und somit auch als Geliebte ein Misserfolg gewesen war?
    Bevor sie es sich anders überlegen konnte, stürzte sie eilig aus dem Haus.
    Es war eine wunderbare Nacht. Erregend, voller Geräusche, Gerüche, windig und vom Sternenlicht erhellt. Wie andere Frauen in den Jahrhunderten vor ihrer Zeit rannte sie durch die Dunkelheit. In Richtung ihres Schicksals, in Richtung eines Mannes.
    Und verlor am Fuß der Treppe zu seiner Wohnung abermals den Mut.
    Er hatte das Licht noch nicht gelöscht. Sie brauchte nur die wenigen Holzstufen zu erklimmen und anzuklopfen. Er würde verstehen, und er würde handeln. Ebenso wie sie, versprach sie sich und hob die Hände an ihr klopfendes Herz. Sobald sie sich wieder gefasst hätte, sobald der Schwindel ein wenig verflogen wäre, dachte sie.
    Stattdessen ging sie in den Stall und lief langsam den Gang zwischen den Boxen mit dösenden Pferden hinab. Schließlich hatte sie das Fohlen seit seiner Geburt nicht mehr gesehen. Sie wollte es nur kurz ansehen, sich kurz an ihm erfreuen. Dann würde sie zurückgehen und bei ihm anklopfen.
    An der Tür der Box machte sie halt und betrachtete voller Rührung Mutter und Kind. Das Füllen lag zusammengerollt in einem Bett aus Stroh, und die Stute stand dicht neben ihm.
    »Wie gern hätte ich selbst noch mal ein Baby, das mich braucht«, murmelte sie. »Babys vertrauen blind darauf, dass man sie liebevoll umsorgt. Es ist ein unglaubliches Gefühl, nicht wahr? Zu wissen, dass sie ein Teil von einem sind.«
    Laura streichelte den Kopf der Stute, als diese voller Vertrauen näher kam. Dann drehte sie sich um – und entdeckte ihn. Ganz in Schwarz gekleidet wirkte er wie ein Schatten, der sich durch ein Blinzeln plötzlich in etwas Reales verwandelte. Sie wich einen Schritt zurück.
    »Ich war … ich hatte das Fohlen seit… ich wollte dich nicht stören«, stieß sie unzusammenhängend hervor.
    »Du raubst mir ohnehin seit langer Zeit den Schlaf. Viel länger, als mir bisher bewusst war.« Den Blick auf sie gerichtet, trat Michael auf sie zu. »Ich habe dich über den Rasen laufen sehen. Im Licht der Sterne. Du hast ausgesehen wie ein Wesen aus einem Traum. Aber du bist wirklich, nicht?«
    »Ja.« Wieder machte sie zitternd einen Schritt zurück. »Ich sollte besser gehen, ich…« Sie konnte den Blick einfach nicht abwenden, als er so dicht vor sie trat, und sie mit dem Rücken an eine der Boxen gepresst stand. »Ich sollte wirklich gehen.«
    »Die hübsche Laura Templeton«, murmelte er. »Du wirkst immer wie auf Hochglanz poliert, vollkommen perfekt. Alles ist genau, wie es sein sollte.« Er fuhr mit einem Finger über den weichen Kragen ihrer Bluse, schob ihn dann in den Ausschnitt hinein und beobachtete, wie sich ihre Augen verdunkelten. »Ruft in einem Mann wie mir das unbezwingbare Verlangen wach, dich ein wenig in Unordnung zu bringen, hinter die glänzende Fassade zu sehen und herauszufinden, wer zum Teufel du wirklich bist.«
    Er legte seine Hände auf ihre Brüste, raue Schwielen auf zarter Seide. Spürte, dass sie erschauerte. »Wer zum Teufel bist du, Laura? Warum bist du hier?«
    Ihr Herz trommelte derart heftig, dass sie sich wunderte, warum es nicht einfach aus ihrem Körper in seine rauen Hände sprang. »Ich bin gekommen, um mir das Fohlen

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