So fern wie ein Traum
über seine Kehle fuhr. »Hoffentlich ist es nicht das letzte Mal.«
»Eigentlich hatte ich es nicht auf eine kurze Runde im Heu abgesehen«, versicherte er ihr.
Zufrieden nickte sie und strich ihm die Haare glatt. »Dann werde ich wiederkommen«, sagte sie und gab ihm einen sanften Kuss. »Aber jetzt sollte ich wirklich gehen.«
»Laura, du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich dich heute Abend noch mal gehen lasse.« Er rollte sich herum, sodass sie wieder unter ihm gefangen war.
Es erregte sie, dass er sie so problemlos überwältigte. »Ach nein?«
»Nein.« Seine raue Hand glitt ihren Bauch hinauf und umfasste ihre Brust, während sein Mund auf ihre Kehle sank.
Sie bog sich ihm entgegen und stieß einen wohligen Seufzer aus.
Dennoch – sie hatte nicht die Absicht gehabt, die ganze Nacht bei ihm zu verbringen. Hatte nicht die Absicht gehabt, auf einem Haufen Heu, eng umschlungen mit Michael, einzunicken. Hatte nicht gedacht, von seinem heißen Mund auf ihren Lippen geweckt zu werden, erregt zu werden, und seine Hände… seine Hände.
»Michael.« Als sie die Augen öffnete, glitt er mit langen, gemächlichen Stößen langsam tief in sie ein. Träumte oder wachte sie?
Er sah in ihr Gesicht, nahm die liebreizende Röte des Schlafs und des Verlangens auf ihren Wangen wahr. Ihre Augen waren rauchig matt. Ihre vom Küssen geschwollenen Lippen zitterten mit jedem vorsichtigen Atemzug.
Sie würden einander im Hellen sehen, würden einander betrachten können, während sie einander in einem weichen, seidigen Rhythmus in den Himmel trugen, dachte er.
Kleine Motten flatterten im sanften Dämmerlicht, tanzten in der ruhigen Luft. Die Vögel der Nacht verstummten und die Lerche ließ ihren frühmorgendlichen Gesang erklingen. In den Boxen fingen die Pferde an sich zu rühren, die beiden Kater dehnten sich und schlichen den ersten Sonnenstrahlen nach.
Und Laura streckte die Hände nach ihm aus, umfasste sein Gesicht und zog seine Lippen abermals auf ihren Mund, während sie langsam und zart wie eine Feder in die weiche Tiefe der Erfüllung sank.
»Michael«, sagte sie ein zweites Mal.
»Ich kann einfach nicht die Hände von dir lassen.«
»Ich möchte gar nicht, dass du sie von mir lässt.«
Aber er hatte, als sie geschlafen hatte, blaue Flecken auf ihrer zarten Haut entdeckt. »Ich bin ziemlich rau mit dir umgesprungen, fürchte ich.«
»Habe ich etwa vergessen, mich dafür bei dir zu bedanken?«, fragte sie.
Er hob den Kopf und sah sie grinsend an. »Ich schätze, es war Dank genug, dass du meinen Namen ungefähr ein Dutzend Mal gerufen hast.«
»Tja, dann.« Sie schob ihm die Haare aus der Stirn und sah ihn ruhig an. »Ich möchte nie wieder von jemandem behandelt werden wie ein zerbrechliches Stück Glas. Das habe ich lange genug gehabt.«
»Wenn ich also die Handschellen und die Peitschen hervorkramen würde, wäre das okay?«
Die Kinnlade fiel ihr herunter, und sie starrte ihn mit großen Augen an. »Ich – ich…«
»Das war nur ein Scherz.« Himmel, sie war wirklich klasse, stellte er brüllend vor Lachen fest. Und sie gehörte ihm. Ausgelassen sprang er auf die Füße und zog sie in seinen Arm. »Zumindest solange zwischen uns noch kein vollkommenes Vertrauen herrscht.«
»Du … ich meine, ich glaube nicht, dass ich das könnte, oder dass es mir gefallen würde . ..« Als er sie vor lauter Lachen beinahe fallen gelassen hätte, reckte sie würdevoll das Kinn. »Ich mag es nicht, Gegenstand deiner kranken Witze zu sein.«
»So krank war er nun auch nicht, meine Süße, und wenn du schon Gegenstand meiner Begierde bist. . .« Er drückte ihr einen lauten Schmatz auf den Mund. »Aber da ich bezweifle, dass du auf dem Rückweg ins Haus der ganzen Welt zeigen willst, dass meine Begierde endlich von dir befriedigt worden ist, denke ich, holen wir dir besser etwas zum Anziehen.«
»Ich wäre dir wirklich verbunden, falls du – was tust du da?« Um ein Haar hätte sie laut gekreischt, als er sie auf den Arm nahm und sich zum Gehen wandte.
»Ich bringe dich nach oben, dort kannst du dir was anziehen.«
»Du kannst mich doch unmöglich einfach hier raus in den Hof schleppen. Ich bin splitterfasernackt. Wir beide sind splitterfasernackt. Michael, ich meine es ernst – Oh, mein Gott.« Das Sonnenlicht und die morgendliche kühle Luft trafen sie wie Fausthiebe, als er mit ihr über die Schwelle trat.
»Es ist noch früh. Um diese Zeit ist noch niemand auf den Beinen«, stellte er
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