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So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Junge misstrauisch werden, auf der Hut sein.
    »Hallo!«, rief er. »Entschuldige bitte!«
    Der Junge blieb stehen. Wenigstens lief er nicht gleich weg, Gott sei Dank. Er musste etwas sagen, eine Frage stellen. Er ging zu dem Jungen, der abwartend auf dem Weg stand.
    »Ja, entschuldige bitte, aber … wie viel Uhr ist es?«
    Der Junge schielte auf Håkans Armbanduhr.
    »Meine Uhr ist stehen geblieben.«
    Der Körper des Jungen war angespannt, als er auf seine Armbanduhr blickte. Das ließ sich nicht ändern. Håkan schob die Hand in den Mantel und legte den Zeigefinger auf den Hebel des Druckbehälters, während er auf die Antwort des Jungen wartete.
    *
    Oskar ging den Hügel neben der Druckerei hinunter. Das Völlegefühl im Bauch war berauschender Anspannung gewichen. Auf seinem Weg zum Wald hatte die Fantasie um sich gegriffen und war nun Wirklichkeit geworden.
    Er sah die Welt mit den Augen eines Mörders, oder jedenfalls so weit mit den Augen eines Mörders, wie seine knapp dreizehnjährige Fantasie dies zuließ. Es war eine schöne Welt. Eine Welt, die er vollkommen kontrollierte, die vor seinen Entscheidungen zitterte.
    Er ging den Waldweg hinab, war auf der Suche nach Jonny Forsberg.
    Die Erde soll sein Blut trinken.
    Es wurde allmählich dunkel, und die Bäume umschlossen ihn wie eine stumme Menschenmenge, beobachteten noch jede kleinste Bewegung des Mörders, fürchteten, einer von ihnen könnte der Auserkorene sein. Doch der Mörder bewegte sich zwischen ihnen hindurch und an ihnen vorbei; er hatte sein Opfer bereits erblickt.
    Jonny Forsberg stand etwa fünfzig Meter vom Weg entfernt auf einer Anhöhe. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt, sein höhnisches Lächeln ins Gesicht geschmiert. Er dachte wohl, dass die Sache wie immer laufen würde. Dass er Oskar auf die Erde zwingen, ihm die Nase zuhalten und Tannennadeln und Moos in seinen Mund pressen würde, oder etwas anderes in der Art.
    Doch da hatte er sich getäuscht. Es war nicht Oskar, der sich ihm hier näherte, es war der Mörder, und die Hand des Mörders schloss sich nun fest um den Griff des Messers, machte sich bereit.
    Der Mörder ging langsam und würdevoll zu Jonny Forsberg, sah ihm in die Augen, sagte: »Hallo, Jonny.«
    »Hallo, kleines Schweinchen. Darfst du so spät überhaupt noch draußen sein?«
    Der Mörder zog sein Messer heraus. Und stach zu.
    *
    »Ungefähr Viertel nach fünf.«
    »Okay. Danke.«
    Der Junge ging nicht weiter, stand einfach da und starrte Håkan an, der selber einen Schritt zu machen versuchte. Der Junge rührte sich nicht von der Stelle, seine Augen blieben auf Håkan gerichtet. Die Sache ging vollkommen schief. Natürlich roch der Junge den Braten. Eine Person war aus dem Unterholz herangestürmt, um nach der Uhrzeit zu fragen, und hatte nun ihre Hand in den Mantel geschoben wie eine Napoleon-Kopie.
    »Was haben Sie da?«
    Der Junge nickte in Richtung seiner Herzregion. Håkans Kopf war leer, er wusste nicht, was er tun sollte. Er holte den Druckbehälter heraus und zeigte ihm den Jungen.
    »Was ist denn das, eh?«
    »Halothan.«
    »Warum haben Sie das dabei?«
    »Weil …« Er fingerte an dem schaumgummiverkleideten Mundstück herum und überlegte fieberhaft, was er antworten sollte. Er konnte nicht lügen. Das war sein Fluch. »Ja, weil … es gehört zu meinem Job.«
    »Was denn für ein Job?«
    Der Junge hatte sich ein bisschen entspannt. Eine Sporttasche ganz ähnlich der, die er selber oben in der Mulde abgestellt hatte, baumelte an seiner Hand. Mit der Hand, die den Druckbehälter hielt, machte Håkan eine Geste zu der Tasche hin.
    »Gehst du zu einem Training?«
    Als der Junge auf die Tasche herabschaute, sah er seine Chance gekommen.
    Beide Arme schossen nach vorn, die freie Hand legte sich um den Hinterkopf des Jungen, das Mundstück des Druckbehälters wurde auf den Mund des Jungen gepresst, und der Hebel ganz herabgedrückt. Ein Zischeln wie von einer großen Schlange ertönte, und der Junge versuchte seinen Kopf fortzuzerren, aber er saß zwischen Håkans Händen in einem Schraubstock der Verzweiflung.
    Der Junge warf sich zurück, und Håkan folgte seiner Bewegung. Das Zischeln der Schlange übertönte alle anderen Geräusche, als sie auf die Sägespäne des Waldwegs stürzten. Håkan hielt den Kopf des Jungen krampfhaft zwischen den Händen fest und presste das Mundstück an seinen Platz, während sie sich auf dem Weg herumwälzten.
    Nach einigen tiefen Atemzügen erschlaffte der Junge

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