So finster die Nacht
allmählich in seinem Griff. Håkan hielt das Mundstück an Ort und Stelle und ließ den Blick umherschweifen.
Keine Zeugen.
Das Zischeln aus dem Druckbehälter legte sich wie eine bösartige Migräne auf sein Gehirn. Er ließ den Hebel einrasten, zog seine freie Hand unter dem Nacken hervor, zog das Gummiband heraus und streifte es dem Jungen über den Kopf. Jetzt war das Mundstück fixiert.
Er erhob sich mit schmerzenden Armen und betrachtete seine Beute.
Der Junge lag mit ausgestreckten Armen, das Mundstück bedeckte Nase und Mund, und der Halothanbehälter lag auf seiner Brust. Håkan schaute sich nochmals um, holte die Tasche des Jungen und legte sie ihm auf den Bauch. Anschließend hob er das komplette Paket an und trug es zu der Mulde hinauf.
Der Junge war schwerer, als er gedacht hätte. Viele Muskeln. Bewusstloses Gewicht.
Er keuchte unter der Anstrengung, den Jungen über den morastigen Waldboden zu tragen, während das Zischeln aus dem Druckbehälter ihm wie ein gezahntes Messer in die Ohren schnitt. Er keuchte bewusst lauter als nötig, um das Geräusch zu verdrängen.
Der Schweiß lief ihm den Rücken hinab, und seine Arme waren taub, als er schließlich die Mulde erreichte. Dort lud er den Jungen an der tiefsten Stelle ab und legte sich anschließend neben ihn. Er drehte das Halothangas ab und entfernte das Mundstück. Es wurde still. Die Brust des Jungen hob und senkte sich. In spätestens acht Minuten würde er aufwachen. Doch das würde er nicht.
Håkan lag neben dem Jungen, musterte sein Gesicht, liebkoste es mit dem Zeigefinger. Anschließend rückte er näher an den Jungen heran, nahm seinen willenlosen Körper in die Arme und presste ihn an sich. Er küsste den Jungen zärtlich auf die Wange, wisperte ihm »Verzeih mir« ins Ohr und stand auf.
Tränen wollten ihm in die Augen steigen, als er den wehrlosen Körper auf dem Erdboden liegen sah. Er konnte es immer noch lassen.
Parallele Welten. Ein tröstlicher Gedanke.
Es gab eine parallele Welt, in der er nichts von all dem tat, was er nun tun würde. Eine Welt, in der er nun seines Weges ging und zuließ, dass der Junge aufwachte und sich fragte, was geschehen war.
Aber in dieser Welt war es anders. In dieser Welt ging er nun zu seiner Tasche und öffnete sie. Die Zeit drängte. Schnell zog er den Regenmantel über seine Kleider und holte die Ausrüstung heraus. Das Messer, ein Seil, einen großen Trichter und einen 5-Liter-Plastikkanister.
Er legte alles neben dem Jungen auf die Erde, betrachtete den blutjungen Körper ein letztes Mal. Dann griff er nach dem Seil und machte sich an die Arbeit.
*
Er stach und stach und stach. Nach dem ersten Stich hatte Jonny erkannt, dass es diesmal nicht so laufen würde wie sonst. Während Blut aus einer tiefen Wunde in seiner Wange floss, versuchte er zu fliehen, aber der Mörder war schneller. Mit zwei flinken Schnitten durchtrennte er die Sehnen auf der Rückseite der Knie, und Jonny stürzte hin, wand sich im Moos, bat um Gnade.
Doch der Mörder ließ sich nicht erweichen. Jonny schrie wie ein … Schwein, als der Mörder sich auf ihn warf, und die Erde trank sein Blut.
Ein Stich für das in der Toilette heute. Einer dafür, dass du mich überredet hast, beim Knöchelpokern mitzumachen. Die Lippen schneide ich dir für alles ab, was du zu mir gesagt hast.
Jonny leckte aus allen Löchern und konnte nichts Böses mehr sagen oder tun. Er war seit langem tot. Zu guter Letzt punktierte Oskar seine stierenden Augäpfel, tschik, tschik, stand auf und betrachtete sein Werk.
Große Mengen des morschen, umgestürzten Baums, welcher der liegende Jonny gewesen war, hatte er losgestochen, sodass der Stamm von seinen Stichen durchlöchert war. Späne lagen um den Fuß des gesunden Baums verstreut, der Jonny gewesen war, als er noch stand.
Seine rechte Hand, die Messerhand, blutete. Es war ein kleiner Einschnitt nahe am Handgelenk; die Klinge musste beim Zustechen in die Hand hinaufgerutscht sein. Kein gutes Messer für diesen Zweck. Er leckte an seiner Hand, säuberte die Wunde mit der Zunge. Es war Jonnys Blut, das er trank.
Er wischte die letzten Reste Blut an dem Zeitungsfutteral ab, steckte das Messer hinein und machte sich auf den Heimweg.
Der Wald, der ihm in den letzten zwei Jahren stets bedrohlich erschienen war, als ein Schlupfwinkel seiner Feinde, war nun sein Heim und seine Zuflucht. Die Bäume zogen sich respektvoll zurück, als er vorüberging. Er verspürte nicht den leisesten Hauch
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