So finster die Nacht
war. Zahlreiche Journalisten von europäischen Zeitungen und Fernsehsendern waren angereist. Die Tatsache, dass der Mann im Tagesverlauf nicht gefasst werden konnte, hatte die Nachricht größer werden lassen, und einem britischen Journalisten gelang die vielleicht beste Analyse, warum das Ganze solch großes Interesse weckte:
»Es ist die Jagd auf das Monster. Sein Aussehen und was er getan hat. Er ist das Monster, um das es in den Märchen geht. Und wenn wir es fangen, möchten wir uns jedes Mal nur zu gerne einreden, dass es für immer gebannt sein wird.«
Bereits eine Viertelstunde vor der angesetzten Zeit war die Luft in dem schlecht belüfteten Raum heiß und feucht, und die Einzigen, die sich nicht beklagten, waren die Mitglieder des italienischen Fernsehteams, die erklärten, Schlimmeres gewöhnt zu sein.
Man zog in einen größeren Raum um, und um Punkt acht Uhr trat, flankiert von dem Kommissar, der die Ermittlungen geleitet und mit dem Ritualmörder im Krankenhaus gesprochen hatte, sowie dem Einsatzleiter, der im Tagesverlauf die Operation im Judarnwald koordiniert hatte, der Polizeichef ein.
Die drei Männer fürchteten nicht, von den Journalisten in Stücke gerissen zu werden, da sie beschlossen hatten, ihnen einen Knochen hinzuwerfen.
Die Polizei hatte nämlich ein Foto des Mannes.
Die Nachforschungen nach der Uhr hatten endlich zu einem Ergebnis geführt. Ein Uhrmacher in Karlskoga hatte sich am Samstag die Zeit genommen, seine Kartothek mit abgelaufenen Garantieurkunden durchzugehen und war auf die Nummer gestoßen, nach der er auf Bitte der Polizei suchen sollte.
Er meldete sich bei der Polizei und gab den Beamten Namen, Adresse und Telefonnummer des Mannes, der als Käufer registriert war. Die Stockholmer Polizei überprüfte den Namen in der Kartei und bat die Kollegen in Karlskoga, zu der angegebenen Adresse zu fahren und zu schauen, was sie herausfinden konnten.
Im Polizeipräsidium stellte sich eine gewisse Erregung ein, als sich herausstellte, dass der Mann tatsächlich sieben Jahre zuvor wegen eines Vergewaltigungsversuchs an einem neunjährigen Kind verurteilt worden war. Drei Jahre hatte er als Fall für die Psychiatrie in einer Anstalt gesessen. Dann hatte man ihm die Genesung attestiert und ihn freigelassen.
Aber die Polizei von Karlskoga traf den Mann zu Hause und quicklebendig an.
Doch, er hatte eine solche Uhr besessen. Nein, er erinnerte sich nicht mehr, was aus ihr geworden war. Es bedurfte eines stundenlangen Verhörs im Polizeipräsidium von Karlskoga und des Hinweises darauf, dass seine psychische Gesundheit jederzeit zum Gegenstand einer Überprüfung werden konnte, bis der Mann sich wieder erinnerte, wem er die Uhr verkauft hatte.
Håkan Bengtsson, Karlstad. Sie waren sich irgendwo begegnet und hatten irgendetwas gemacht, er erinnerte sich nicht mehr, was es war. Jedenfalls hatte er ihm die Uhr verkauft, kannte seine Adresse jedoch nicht und konnte ihn auch nur vage beschreiben und durfte er jetzt nach Hause fahren?
Håkan Bengtsson war in keiner Straftäterkartei registriert. Man fand vierundzwanzig Håkan Bengtssons in der Region Karlstad. Die Hälfte konnte auf Grund ihres Alters von vornherein ausgeschlossen werden. Dann begann man zu telefonieren. Wesentlich erleichtert wurde die Suche durch die Tatsache, dass Personen, die sprechen konnten, als mögliche Kandidaten nicht in Frage kamen. Gegen neun Uhr abends war es den Beamten gelungen, die Liste auf eine Person zu reduzieren. Einen Håkan Bengtsson, der als Schwedischlehrer in der Sekundarstufe I gearbeitet und Karlstad verlassen hatte, als sein Haus unter ungeklärten Umständen niederbrannte.
Man setzte sich mit dem Direktor der Schule in Verbindung und erfuhr, nun ja, dass es Gerüchte gegeben hatte, Håkan Bengtsson möge auf eine unpassende Weise Kinder. Man brachte den Rektor auch dazu, sich am Samstagabend zur Schule zu begeben und aus dem Archiv ein altes Foto von Håkan Bengtsson herauszusuchen, das aus dem Schuljahrbuch von 1976 stammte.
Ein Polizist in Karlstad, der ohnehin am Sonntag in Stockholm zu tun hatte, faxte zunächst eine Kopie und fuhr anschließend Samstagnacht mit dem Original in die Hauptstadt. Das Bild erreichte das Polizeipräsidium in Stockholm um ein Uhr nachts, also gut eine halbe Stunde, nachdem der fragliche Mann aus seinem Krankenhausfenster gestürzt und für tot erklärt worden war.
Den Sonntagmorgen hatte man darauf verwandt, mit Hilfe von Zahnarztakten und
Weitere Kostenlose Bücher