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So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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du heute Abend zum Training?«
    »Ich bin … ein bisschen krank.«
    Es wurde still am anderen Ende. Oskar konnte die Atemzüge des Lehrers hören. Eins. Zwei. Dann »Oskar. Ob du getan hast. Oder nicht getan hast. Ist mir egal. Wenn du reden willst; wir reden. Wenn du nicht reden willst; wir lassen es. Aber ich will, du kommst zum Training.«
    »Und … warum?«
    »Weil Oskar; du kannst nicht sitzen wie eine caracol, wie sagt man, wie eine Schnecke. In ihrem Haus. Wenn du nicht krank bist, wirst du krank. Bist du krank?«
    »… ja.«
    »Dann brauchst du körperliches Training. Du kommst heute Abend.«
    »Und die anderen?«
    »Die anderen? Was sind die anderen? Benehmen sie sich dumm, ich sage buh, sie hören auf. Aber sie benehmen sich nicht dumm. Es ist Training.«
    Oskar antwortete nicht.
    »Okay? Du kommst?«
    »Ja …«
    »Schön. Bis dahin.«
    Oskar legte auf, und es herrschte wieder Stille um ihn herum. Er wollte eigentlich nicht zum Training gehen, aber er wollte seinen Lehrer treffen. Vielleicht konnte er ein bisschen früher hingehen und schauen, ob sein Lehrer bereits da war. Anschließend dann wieder nach Hause gehen, sobald das Training begann.
    Das würde Lehrer Ávila zwar nie im Leben akzeptieren, aber …
    Er drehte noch ein paar Runden durch die Wohnung, packte dann seine Sporttasche, tat es vor allem, um etwas zu tun zu haben. Glücklicherweise hatte er Mickes Pult nicht abgefackelt, denn Micke würde möglicherweise beim Training auftauchen. Allerdings war es unter Umständen trotzdem kaputtgegangen, da es neben Jonnys stand. Wie viel war eigentlich kaputtgegangen?
    Wen konnte man da fragen …
    Gegen drei klingelte wieder das Telefon. Oskar zögerte, bevor er den Hörer abhob, aber nach der Hoffnung, die in ihm aufgeblitzt war, als er das einsame Kuvert sah, musste er einfach an den Apparat gehen.
    »Ja, hier ist Oskar.«
    »Hi, hier ist Johan.«
    »Hallo.«
    »Wie geht’s?«
    »Geht so.«
    »Sollen wir heute Abend was machen?«
    »Wann denn?«
    »Ja … so gegen sieben.«
    »Nein, ich will … zum Training.«
    »Ach so. Okay. Schade. Tschüss.«
    »Ach Johan?«
    »Ja?«
    »Ich … habe gehört, dass es in unserer Klasse gebrannt hat. Ist … viel kaputtgegangen?«
    »Nee. Nur ein paar Pulte.«
    »Sonst nichts?«
    »Neee … ein bisschen Papierkram und so.«
    »Aha.«
    »Dein Pult hat nichts abbekommen.«
    »Ja. Gut.«
    »Okay. Tschüss.«
    »Tschüss.«
    Oskar legte mit einem flauen Gefühl im Bauch auf. Er hatte geglaubt, alle wüssten, dass er es getan hatte. Aber so hatte es sich bei Johan nicht angehört. Und Mama hatte doch gesagt, es sei viel kaputtgegangen. Aber sie mochte natürlich übertrieben haben.
    Oskar beschloss, Johan zu glauben. Schließlich hatte er die Klasse mit eigenen Augen gesehen.
    *
    »Oh Mann, eh …«
    Johan legte den Hörer auf, schaute sich unsicher um. Jimmy schüttelte den Kopf, blies Rauch zu Jonnys Zimmerfenster hinaus.
    »Was Bescheuerteres habe ich ja echt noch nie gehört.«
    Mit kläglicher Stimme sagte Johan: »Das ist gar nicht so einfach.«
    Jimmy wandte sich an Jonny, der auf seinem Bett saß und einen Fussel des Bettüberzugs zwischen den Fingern rieb.
    »Wie war das noch? Die halbe Klasse ist abgebrannt?«
    Jonny nickte. »Alle in der Klasse hassen ihn.«
    »Und du …« Jimmy wandte sich wieder Johan zu, »du sagst … wie war das noch? Ein bisschen Papierkram. Glaubst du, er fällt darauf herein?«
    Johan senkte beschämt den Kopf.
    »Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich dachte, er würde … misstrauisch werden, wenn ich sage, dass …«
    »Ja, schon gut. Getan ist getan. Jetzt können wir nur noch hoffen, dass er kommt.«
    Johans Augen flackerten zwischen Jonny und Jimmy hin und her. Die Blicke der beiden gingen ins Leere, verloren sich in Bildern des kommenden Abends.
    »Was habt ihr vor?«
    Jimmy lehnte sich auf seinem Stuhl vor, wischte etwas Asche weg, die auf den Ärmel seines Pullovers gefallen war, und sagte bedächtig:
    »Er hat alles, was wir von unserem Vater hatten, verbrannt. Was wir vorhaben, ist etwas, wofür du dich nicht … sonderlich interessieren musst. Meinst du nicht auch?«
    *
    Mama kam gegen halb sechs. Die Lüge und das fehlende Vertrauen vom Vorabend hingen noch immer wie ein kalter Nebel zwischen ihnen, und Mama ging direkt in die Küche, begann unnötig laut mit dem Abwasch zu klappern. Oskar schloss seine Tür, legte sich aufs Bett und starrte an die Decke.
    Er konnte gehen. Auf den Hof. In den Keller. Zu dem

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