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So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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mit dem Etui, sagte:
    »Du blödes Arschloch. Die habe ich erst vor einer Stunde gedreht. Und das ist nicht so ein marokkanischer Dreck, wie du ihn immer anschleppst. Das ist super Stoff.«
    Prebbe seufzte auf und nahm sich eine der Zigaretten, bekam Feuer von Roger.
    Jonny sah seinen Bruder an. Jimmys Gesicht war vor dem Licht des Bahnsteigs eine scharf gezeichnete Silhouette. Jonny bewunderte ihn und fragte sich, ob er selber es jemals wagen würde, jemanden wie Prebbe ein »blödes Arschloch« zu nennen.
    Jimmy nahm selber auch eine Zigarette, zündete sie an. Das zusammengerollte Papier an der Spitze brannte einen kurzen Moment, ehe es zu Glut wurde. Er nahm einen tiefen Zug, und Jonny wurde von dem süßlichen Geruch umhüllt, der stets in Jimmys Kleidern hing.
    Sie rauchten eine Weile schweigend. Dann hielt Roger seine Zigarette Jonny hin.
    »Willst du mal ziehen?«
    Jonny wollte schon die Hand ausstrecken, um sie anzunehmen, als Jimmy Roger einen Schlag auf die Schulter versetzte.
    »Idiot. Willst du, dass er so wird wie wir, he?«
    »Wär doch ganz nett.«
    »Für dich vielleicht. Aber nicht für ihn.«
    Roger zuckte mit den Schultern, nahm sein Angebot zurück.
    Es war halb sieben, als alle ihre Zigaretten geraucht hatten, und als Jimmy nun sprach, tat er dies mit übertriebener Deutlichkeit, jedes seiner Worte schien eine komplizierte Skulptur zu sein, die der Mund formen musste.
    »Okay. Das hier … ist Jonny. Mein Bruder.«
    Roger und Prebbe nickten billigend. Jimmy griff mit einer etwas täppischen Bewegung nach Jonnys Kinn, drehte seinen Kopf so, dass die beiden anderen ihn im Profil sehen konnten.
    »Schaut euch das Ohr an. Das hat er getan. Der Typ, um den wir uns heute … kümmern wollen.«
    Roger trat einen Schritt vor, begutachtete Jonnys Ohr, schnalzte.
    »Oh, verdammt. Sieht echt beschissen aus.«
    »Ich brauche keine … Experten … meinung. Ihr hört einfach zu. Wir machen es so …«
    *
    Die Gittertüren in dem Korridor zwischen den Backsteinwänden waren aufgeschlossen. Kaklack, kaklack hallten Oskars Schuhe, als er zur Tür der Schwimmhalle ging, sie aufzog. Feuchte Wärme legte sich auf sein Gesicht, und eine Dampfwolke wallte in den kalten Korridor hinaus. Er beeilte sich einzutreten und die Tür zu schließen.
    Er streifte die Schuhe ab und betrat den Umkleideraum. Er war leer. Aus der Dusche drang das Geräusch rieselnden Wassers und eine dunkle Stimme, die sang:
    Besame, besame mucho
    Como si fuera esta noche la ultima vez …
    Lehrer Ávila. Ohne seine Jacke auszuziehen, setzte Oskar sich auf eine der Bänke, wartete. Kurz darauf hörten das Plätschern und der Gesang auf, und der Lehrer kam mit einem Handtuch um die Hüften in den Umkleideraum. Seine Brust war vor lauter schwarzer, gekräuselter Haare, in die sich ein paar graue Strähnen mischten, ganz wollig. Oskar fand, dass er aussah wie ein Wesen von einem anderen Stern. Ávila erblickte ihn, lächelte breit.
    »Oskar! Du kriechen also doch aus deinem Haus.«
    Oskar nickte.
    »Es wurde ein bisschen … eng.«
    Der Lehrer lachte, kratzte sich an der Brust; seine Fingerspitzen verschwanden in dem Wolligen.
    »Du bist früh.«
    »Ja, ich wollte …«
    Oskar zuckte mit den Schultern. Sein Lehrer hörte auf, sich zu kratzen.
    »Du wolltest?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Reden?«
    »Nee, ich wollte nur …«
    »Lass dich mal anschauen.«
    Mit einigen schnellen Schritten war der Lehrer bei Oskar, studierte sein Gesicht, nickte. »Aha. Okay.«
    »Wie … bitte?«
    »Du warst es.« Der Lehrer zeigte auf seine Augen. »Ich sehe. Du hast verbrannt auf Augenbrauen. Nein, wie heißt das? Darunter …«
    »Die Wimpern?«
    »Die Wimpern. Genau. Hier an den Haaren auch ein bisschen. Hm. Wenn du willst, dass es keiner erfährt, musst du dir die Haare schneiden lassen. Wi…impern wachsen schnell nach. Montag es ist weg. Benzin?«
    »Brennspiritus.«
    Der Lehrer blies Luft zwischen den Lippen aus, schüttelte den Kopf.
    »Sehr gefährlich. Vermutlich …«, Ávila berührte mit seinem Zeigefinger Oskars Schläfe, »… du bist ein bisschen verrückt. Nicht sehr. Aber ein bisschen. Warum Brennspiritus?«
    »Ich … habe ihn gefunden.«
    »Gefunden? Wo denn?«
    Oskar blickte zum Gesicht seines Lehrers auf; ein feuchter, wohlwollender Stein. Und er wollte erzählen, wollte alles erzählen, wusste nur nicht, wo er anfangen sollte. Sein Lehrer wartete, sagte dann:
    »Mit dem Feuer zu spielen ist sehr gefährlich. Ist keine gute Methode. Viel besser

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